"Es grenze schon an ein Wunder wenn Metatron die Wunde überleben würde. Er ist so gut wie tot.", frohlockte Samael während er es sich auf einem der seidenbezogenen Sessel gemütlich machte. "Bist du dir da sicher? Wunder sind doch bekanntlich voll ihr Ding.", kommentierte Astaroth trocken, der mit den anderen Prinzen der Hölle am Ratstisch saß. Satan saß am Kopfende auf erhöhter Position, rechts von ihm Luzifer. Links neben ihm war etwas weiter hinten ein weiterer Stuhl, ebenfalls mit erhöhter Position, auf dem saß eine gelangweilte Leviathan. Als Königin der Hölle hatten sie ein Recht hier zu sein, obwohl sie kein Ratsmitglied war. Auch Mammon und Belphegor waren anwesend, obwohl sie keine Prinzen waren, und somit keinen Platz am Ratstisch hatten. Doch als Fürsten wurde es ihnen gestattet etwas weiter hinten Platz zu nehmen und den Berichten zu lauschen. Ein Platz war leer, Belial war noch nicht zurück gekehrt, von wo auch immer er war. Samael hatte gerade seinen Bericht beendet, der mehr ein Loblied auf seine Taten während der Schlacht gewesen war, und blickte jetzt gespannt auf die sieben Prinzen und wartete darauf, dass sie seinen Bericht kommentierten, oder ihn entließen, doch die Prinzen waren wie so oft vertieft in eine ihrer Diskussionen. "Die Engel mögen zwar mit ihrer Macht Wunder zu erschaffen prahlen, doch wir alle wissen, dass sie sich selbst zu gerne glorreicher darstellen, als sie in Wirklichkeit sind.", knurrte Asmodai gerade, was ihm zustimmendes Genicke einbrachte. "Weshalb sonst sollten sich die Seraph im Himmel verkrochen haben, während die Schlacht tobte. Weil sie schwach sind.", stimmte Beelzebub ihm mit einem bösen Grinsen zu. "Wir sollten sie trotzdem nicht unterschätzen. Ihr wisst wie gefährlich sie uns werden können.", ermahnte Adramelech sie, ehe er Samael mit einem Handwink entließ. Dieser erhob sich geschmeidig und verbeugte sich leicht vor den Ratsmitgliedern ehe er Richtung Ausgang eilte. Gerade als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, erschien Belial im Schatten. "Du kommst zu spät.", wies Adramelech, der als Vorsitzender des Rates eine gewisse Autorität während der Sitzungen hatte, selbst den Königen gegenüber, ihn zu Recht, doch Belial zuckte bloß mit den Schultern. "Ich hatte noch was zu erledigen, und ich bin mir sicher, ihr alle werdet äußerst interessant finden, was ich herausgefunden habe.", gab er gelassen zurück und schlenderte zu seinem Stuhl um sich dort niederzulassen. "Und was hast du so interessantes herausgefunden, Belial?", fragte Leviathan nun wieder aufmerksam. "Unsere ach so edelmütigen Seraphim haben ein dunkles Geheimnis.", antwortete Belial mit einem spöttischen Funkeln in den Augen. Satanas schlug mit der Faust auf den Tisch. "Spucks schon aus, Belial, während du dich gedrückt hast sitzen wir jetzt schon stundenlang hier und hören uns Kriegsberichte an. Meine Geduld ist langsam am Ende.", knurrte er zornig und funkelte Belial warnend an, der beruhigend die Hände hob. "Schon gut. Es geht um den Krieg. Wie es aussieht, wollten sie ihn ebenso sehr wie wir. Nur während wir alles daran gesetzt haben, dass sie ihn anfangen, haben sie darauf gewartet, dass wir anfangen, damit sie ihre Scheinheiligkeit aufrecht erhalten können. Aber was für eine Überraschung, wir waren erfolgreich, sie sind gescheitert. Dank unserem lieben Erzengel haben sie den ersten Schlag ausgeführt, und das passt ihnen ganz und gar nicht. Denn nun sind sie dazu gezwungen diesen Krieg zu beenden, entweder indem sie siegen, oder indem sie vernichtet werden, denn sie können sich die Schmach eines Waffenstillstandes nicht geben, denn dies käme einer Kapitulation gleich, ein Eingeständnis, dass sie den Krieg den sie angefangen haben, nicht gewinnen können." Nun herrschte Stille im Ratssaal, bis Leviathan das Schweigen durchbrach. "Jetzt stellt sich nur die Frage ob diese neuen Entwicklungen wirklich vom Vorteil sind.", murmelte sie nachdenklich. Beelzebub sah sie unverständlich an. "Was soll das denn heißen? Natürlich sind diese Entwicklungen vorteilhaft für uns. Wir haben nicht nur die Schlacht gewonnen, sondern auch den Seraph eine rein gewürgt. Ich nenne das einen vollen Erfolg!", frohlockte er, woraufhin Leviathan bloß die Augen verdrehte, ehe sie an Satan gewandt sagte: "Wir können nur hoffen das dein Thronfolger nicht zu bald den Thron übernehmen muss, denn unter seiner Führung wäre die Hölle am Ende." Während Luzifer sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, sah Beelzebub die Königin nur finster an, was diese geflissentlich ignorierte. Nun wieder an alle gewandt sprach sie weiter. "Wenn es stimmt was Belial herausgefunden hat, heißt das, dass die Seraph in die Enge getrieben wurden. Sie können nur einem einzigen Pfad folgen, dem Pfad des Krieges. Es war bereits ein Rückschlag für sie, dass Michael zum Rückzug gerufen hat, was bestimmt nicht in ihrer Interesse lag. Sie werden sich so etwas nicht noch einmal leisten können, ohne eingestehen zu müssen, dass sie einen Fehler gemacht haben, dass sie noch nicht bereit für eine Krieg waren. Dies kann natürlich ein Vorteil für uns sein, andererseits macht es sie auch weitaus unberechenbarer. Sie werden rücksichtsloser vorgehen, da es für sie um Alles oder Nichts geht." "Ist Rücksichtlosigkeit nicht eher unser Ding?", unterbrach Astaroth sie, was ihm einen so tödlichen Blick Leviathans einbrachte, dass er scheinbar um drei gehörnte Köpfe schrumpfte. Mit einem beinahe schlangenhaften Zischen in der Stimme sprach Leviathan weiter. "Was ich damit sagen wollte, ehe ich so rüde unterbrochen wurde, wir müssen unsere Strategie anpassen. Und wir müssen uns in Acht nehmen. Sie könnten eine List versuchen, wenn sie verzweifelt sind." Satan sah zu ihr. "Was schlägst du vor, Großadmiralin?" Leviathan lächelte leicht und ihre Drachenaugen blitzten auf. "Wir müssen ihnen zuvor kommen."
Diesmal öffnete Azrael ein niederer Dämon Belials das Höllentor, und nicht der König persönlich, was Azrael überraschte. Der Dämon sah den Engel ungeduldig an und winkte ihn herein, doch Azrael blieb wo er war. "Wo ist Belial?", fragte er in harschem Tonfall, welcher den Dämon jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken schien. "Versammlung. Vorbereitung. Krieg. Schon vergessen? Rein kommen!", krächzte er mit heiserer Stimme. Azrael betrachtete den Dämon noch einmal kritisch, ehe er an ihm vorbei die Hölle betrat. "Danke für die anregende Konversation.", murmelte er beim vorbei gehen sarkastisch, doch entweder der Dämon hatte es nicht gehört oder es einfach gekonnt ignoriert, jedenfalls schloss er das Höllentor wieder bevor er wie erstarrt stehen blieb, den Blick auf den massiven Fels geheftet. Azrael blieb stehen und sah den Dämon prüfend an, der ganz plötzlich seinen Kopf um 180 Grad drehte um Azrael aus seinen schwarzen Knopfaugen anzusehen. "Gehen. Abliefern. Wieder verschwinden. Keine Engel hier unten. Außer gefallen.", keifte er, ehe sein Kopf wieder nach vorne wanderte. Kopfschüttelnd folgte Azrael dem dunklen Gang Richtung Belials Thronsaal. Wenn Belial nicht hier war, hieß es wohl, das er direkt nach ihrem Gespräch eine Versammlung einberufen hatte, oder vielleicht war ja bereits eine im Gange, in die er hat platzen können, und allen sofort von seiner neuesten Information berichten konnte. Das bedeutete die Könige der Hölle wussten, dass die Seraphim diesen Krieg wollten, und auch wenn die meisten Dämonen recht wenig mit dieser Information anfangen konnten, Azrael wusste, für Leviathan war diese Information Gold wert. Sie war einst eine Seraphim gewesen, sie kannte ihre Denkweisen, und sie konnte sich bestimmt zusammen reimen, was die Seraphim nun vor hatten, wie sie weiter vorgehen würden, und somit konnte sich die Hölle darauf vorbereiten. Azrael seufzte frustriert. Durch einen einzigen unbedachten Satz, hatte er möglicherweise den Ausgang des Krieges drastisch beeinflusst. Und leider nicht zum Besseren.
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Heaven against Hell
FantasySeit Jahrhunderten herrscht ein brüchiger Friede zwischen Himmel und Hölle. Doch wenn die Könige der Hölle intrigieren, die Fürsten der Hölle sabotieren und die Engel dies ignorieren, klopft schon bald der Krieg an die Tür. Doch wenn der Kampf zwisc...