Azrael eilte durch die Gänge des Himmelsreiches, wohl wissend das er kritische Blicke auf sich zog, doch das war ihm egal. Es gab einen Hoffnungsschimmer am Horizont, und mag er auch noch so klein sein. Doch er war da. Azrael eilte weiter durch die Gänge, auf der Suche nach einem Gang, den seit Jahrhunderten kein Engel mehr betreten hatte. Ein Gang, den auch in hundert Jahren wohl kein Engel der vollkommen bei Sinnen war, betreten hätte, doch Azrael war verzweifelt. Er musste diesen Krieg beenden, es stand nicht nur das Leben zahlreicher Engel am Spiel, sondern auch die kosmische Ordnung. Er durchquerte die Halle der Angeloi und unter den überraschten und misstrauischen Blicken der Angeloi um ihn herum, betrat er einen dunklen verlassenen Gang, der hier im strahlenden weißen Himmelsreich beinahe Fehl am Platz schien. Doch das war Azrael egal, und ohne langes Zögern betrat er den seit Jahrhunderten einsam daliegenden Gang. Es schien beinahe so, als habe er ein neues Reich betreten, als hätte er mit einem Schritt den Himmel verlassen, und wäre nun woanders. Nicht die Hölle, Azrael musste zugeben das selbst diese einladender war als dieser düstere, farblose Gang, der scheinbar ins Nichts führte. Während er so durch die endlose Leere ging, wanderten seine Gedanken zu dem Vorhaben das vor ihm lag, welches mit jedem Schritt in diese Dunkelheit hinein unmöglicher erschien. Er wusste, es gab nicht viele, welche mächtiger waren, als die Seraphim und die Könige der Hölle, welche die Macht besaßen, diesen Krieg zu beenden, doch es gab sie. Die zwölf Eden, die Kinder von Elohim und Edem. Viele Mythen rankten sich um diese Eden, welche zu den ältesten und ersten himmlischen Wesen zählten. Nur wenige Engel wissen, welche davon der Wahrheit entsprachen, und welche bloß Geschichten waren, auch Azrael wusste es nicht. Ihm war nur eines klar, er musste sie finden und hoffen das sie ihm helfen würden. Natürlich musste er sie zuvor dazu bringen, zusammen zu arbeiten, denn die Eden lagen schon immer im Zwist zu einander. Sie alle erbten das instabile Wesen ihrer Mutter, sechs von ihnen konnten ihre dunkle Seite unterdrücken, doch sechs nahmen sie nur zu gerne an. Jedoch die wahre Katastrophe ereignete sich, als sich einer der Ihren gegen alle anderen wandte, sie verließ, um der König der Hölle zu werden. Mephistopheles, nun Satanas, hat sich von den Eden abgewandt und begann damit einen Krieg zwischen Himmel und Hölle anzuzetteln, etwas das für die Eden einem unverzeihlichen Verrat gleich kam, da keiner, weder die Dämonen noch die Engel, so erbicht darauf waren, das kosmische Gleichgewicht zu erhalten, wie die Eden. Azrael hoffte, dass diese Tatsache der Wahrheit entsprach, denn damit hätte er elf mächtige Verbündete. Nicht einmal die Seraph würden sich den Eden widersetzten, und auch die Könige würden sich ihnen beugen, außer vielleicht Satan, doch er stand alleine da, sie waren zu elft. Jedenfalls war dies Azraels best Case Szenario. Es könnte natürlich auch sein, dass er die Eden gar nicht fand, oder sie zu sehr im Zwist lagen, um zusammen zu arbeiten, oder dass sie ihm nicht helfen wollten, ihn vielleicht sogar töteten. Doch er musste es versuchen. Endlich zeichnete sich ein Ausgang am Ende des Ganges ab, und erleichtert beschleunigte Azrael seine Schritte. Wenn die Geschichten wahr waren, würde er hier eine Eden finden. Diejenige, die bei allen Engeln nur als die große Mutter bekannt war. Eine jener Eden, die ihre dunkle Seite bekämpft hatte. Doch schon der Verrat ihres Bruders, Mephisto, lastete schwer auf ihr. Als sich dann auch noch ihr Sohn von ihr abwandte, um ihm zu folgen, zerbrach sie daran, verschwand hier unten und ward nie wieder gesehen. Achamoth, Luzifers Mutter. Endlich erreichte Azrael den Ausgang und betrat einen großen spärlich beleuchteten Raum. Er war leer, nichts deutete darauf hin, dass hier unten jemand lebte. Azrael fluchte leise. Dies war seine einzige Spur gewesen, sein einziger Anhaltspunkt, wenn Achamoth nicht hier war, hatte er keine Ahnung, wie er die Eden finden sollte, wo er anfangen sollte zu suchen. Sein Plan scheiterte bereits, ehe er richtig begonnen hatte. "Seit Jahrhunderten hatte ich keinen Besuch. Ich habe die Ruhe genossen, also sag mir, Todesengel, was führt dich hier her? Sprich schnell und habe einen guten Grund für diese Störung, sonst garantiere ich für nichts.", ertönte plötzlich eine melodische Stimme hinter ihm. Azrael wirbelte herum und erblickte eine hochgewachsene Frau, mit langen goldenem Haar und denselben gold gesprenkelten Augen die er von Satanas und Luzifer kannte. Achamoth, die große Mutter. Sofort verneigte sich Azrael tief. "Große Mutter, verzeiht meine Störung, doch ich bin hier um die Hilfe von euch und euren Brüdern und Schwestern zu erbitten. Die kosmische Ordnung ist in Gefahr, die Eden werden gebraucht." Er verharrte in der Verbeugung und wartete. Wartete darauf, das Achamoth etwas sagte, irgendwas. Doch sie schwieg bloß. Langsam richtete er sich auf und sah sie an. Die Eden stand reglos vor ihm und musterte ihn prüfend. Als sich ihre Blicke trafen erschien ein schmales Lächeln auf ihren Lippen. "Du ersuchst die Hilfe meiner Geschwister? Na da hast du dir aber eine äußerst schwere Aufgabe aufgebürdet. Es muss wirklich heikel sein, wenn du solch einer aussichtslosen Situation nachgehst. Erzähl mir, Todesengel, was treibt dich an?", fragte sie leise und ihre Augen blitzten interessiert. Azrael überlegte kurz, ehe er antwortete: "Ich möchte einen Krieg beenden, der den Zusammenbruch der kosmischen Ordnung zur Folge haben könnte. Einen Krieg den beide Reiche wollen, doch nur eines kann siegreich daraus hervor treten, das andere Reich wäre zerstört. Doch man braucht beide Reiche, um das Gleichgewicht zu gewährleisten. Es gibt keinen Himmel ohne die Hölle, keine Hölle ohne den Himmel, und keine Erde ohne Himmel und Hölle. Alles würde zusammenbrechen, doch den Königen der Hölle ist dies egal und die Seraphim verschließen ihre Augen davor. Auf mich hören sie nicht, ich kann sie nicht umstimmen. Doch ihr könnt es. Die Macht der Eden ist bekannt, sowohl im Himmel als auch in der Hölle. Ich bitte euch, helft mir einen Krieg zu beenden, der nur Kummer, Leid und Zerstörung über Himmel, Hölle und Erde bringen würde. Helft mir die kosmische Ordnung zu bewahren."
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Heaven against Hell
FantasíaSeit Jahrhunderten herrscht ein brüchiger Friede zwischen Himmel und Hölle. Doch wenn die Könige der Hölle intrigieren, die Fürsten der Hölle sabotieren und die Engel dies ignorieren, klopft schon bald der Krieg an die Tür. Doch wenn der Kampf zwisc...