trügerische Ruhe nach dem Sturm

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"Wieso haben wir die Schlacht gestoppt? Wir waren im Vorteil, wir hätten sie vernichten können!", zürnte Luzifer, seine Hände waren zu Fäusten geballt und er sah mit flammenden Blick hinauf, wo sich die Engel gerade zurück zogen, um wie verletzte Tiere ihre Wunden lecken zu können. "Der Himmel war es, der einen Rückzug angeordnet hat.", antwortete Leviathan, nun wieder in ihrer Dämonengestalt, ruhig. "Wir hätten sie verfolgen können, sie vernichten!", gab Luzifer uneinsichtig zurück. "Falls es dir entfallen sein mag, Luzifer, der Großteil unserer Armee besitzt nicht das Privileg fliegen zu können. Außerdem müssen auch wir uns neu formatieren, vergiss nicht, kein Krieg kann an einem Tag geschlagen werden. Die Schlacht wird weitergehen, morgen." Luzifer setzte zu einer Antwort an, doch Satanas hob warnend die Hand. An seinen wütend funkelten Augen erkannte Luzifer das auch er nicht sonderlich glücklich über diesen strategischen Rückzug war, doch er wusste auch, dass Leviathan, was Strategie im Kampf anbelangte, als ehemalige Seraphim einen großen Vorteil den anderen Königen gegenüber hatte, deshalb war sie auch Großadmiralin. Des Weiteren würde sie es zwar nie zugeben, doch der Kampf mit den Seraphim über den Sturm hatte sie geschwächt, trotz ihres kurzzeitigen Sieges. Auch Luzifer war geschwächt vom Kampf gegen Gabriel und Satanas hatte alle Hände damit zu tun gehabt, sich Michael und den Cherubim zu stellen. Michael hatte keine Zeit mit Worten verloren sondern ist direkt in den Angriff über gegangen, und durch seine schnelle Abfolge von Schlägen und Stichen, die pariert werden mussten, und die Unterstützung der Cherubim welche Satan mit ihrer Macht im Zaum gehalten hatten, hatte auch Satan nicht sonderlich viel Zeit für Worte gehabt, weswegen es ein stummer Kampf wurde, nichts als das Klirren von Metall auf Metall war zu hören, wenn die beiden Klingen mit solch einer Wucht aufeinander trafen, dass die Funken sprühten. Doch Michael merkte schnell, solange er von Satanas aufgehalten wurde, und er seiner Armee nicht zur Seite stehen konnte, waren die Engel trotz ihrer Flügel im Nachteil, insbesondere da nur noch er und Gabriel von den Erzengeln aktiv an der Schlacht teilnahmen, und die Cherubim und Seraphim ebenfalls alle Hände voll zu tun hatten. Dies war auch der Grund warum Michael den Rückzug angeordnet hatte, trotz des wütenden Blickes Gabriels. Luzifer war sich sicher, deswegen würden die beiden Brüder noch eine heftige Diskussion führen, und das freute nicht nur ihn sondern auch die anderen Könige, denn wenn es im Himmel intern bereits Zwist gab, kam ihnen das nur gelegen. So war es auch schon damals, während Satans Rebellion. Damals lag Luzifer mit Gabriel im Zwist, und es führte so weit das er dem Himmel den Rücken kehrte, und mit ihm ein Drittel der Engelsarmee, das unter seinem Befehl gestanden hatte. Die Könige waren schon äußerst gespannt, wen sie diesmal auf ihre Seite ziehen würden.

"Ein Rückzug? Dies war der Befehl eines Feiglings!", rief Gabriel wütend, der immer noch im Rausch des Gefechtes gefangen war. Michaels Augen funkelten zornig als er sich zu seinem jüngeren Bruder umdrehte. "Wir waren unterlegen, wir waren geschwächt, der Großteil unserer Armee war verwundet, unsere Brüder waren ausgeschaltet, nur ein Narr hätte weiter gekämpft.", knurrte er ungehalten. Gabriel setzte zu einer Antwort an, doch da erschien Raphael auf der Übersichtsplattform des Exerzierplatzes der Angeloi, welcher nun übersät war von verletzten Engeln die behandelt wurden, oder für die Bestattung vorbereitet wurden, wenn es keine Rettung mehr für sie gab. Seine Miene war besorgt, als er seinen beiden Brüdern kurz zunickte. "Wie geht es den Anderen?", fragte Michael leise. Raphael seufzte und schüttelte den Kopf. "Uriel und Castiel hat es schwer erwischt, doch sie werden wieder, sie brauchen nur Zeit. Auch Ariel ist auf den Weg der Besserung, doch ich sorge mich um Metatron. Im Kampf wurde er von Samaels Klinge schwer verwundet, selbst wenn er überlebt, ist nicht vorher zu sagen, ob er seine Flügel je wieder benutzen kann. Auch die Heiler der Ophanim können nichts mehr tun." Michael ballte seine Hände zu Fäusten und auch Gabriels Wut auf seinen Bruder verrauchte und wurde ersetzt durch die Wut auf seinen gefallenen Bruder. Samael ist damals Luzifer gefolgt, und nun hat er es gewagt erneut sein Schwert gegen einen seiner Brüder zu erheben, und möglicherweise sogar Metatrons Schicksal zu besiegeln. Wütend wirbelte er herum und schlug mit der Faust auf die Wand ein. Raphael wich überrascht von dem plötzlichen Wutausbruch eine Schritt zurück, doch Michael blieb wo er war und sah Gabriel aus undurchschaubarer Miene an. "Ist es das was du wolltest?", flüsterte er kalt und Gabriel wandte sich mit fassungslosen Blick zu ihm um. "Willst du jetzt etwa mir die Schuld dafür geben?", fauchte er wütend. Michael richtete sich zu voller Größe auf und funkelte ihn herausfordernd an. "Du wolltest doch diesen sinnlosen Krieg, was hast du gedacht, dass er ohne Opfer von Statten geht?" Ungläubig schüttelte Gabriel den Kopf. "Du nennst diesen Krieg immer noch sinnlos, doch wäre er wirklich Sinnlos, hätten die Seraphim ihm nie zugestimmt!", erinnerte er seinen älteren Bruder und zwang sich dazu, seine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen. Raphael, der genau spürte das eine weitere Diskussion die zu einem ausgewachsenen Streit münden würde, in Gange war, bewegte sich langsam Richtung Ausgang, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Er bevorzugte es, nach seinen verwundeten Brüdern zu sehen, anstatt in einen Streit zwischen Gabriel und Michael hineingezogen zu werden. Die beiden bemerkten das Verschwinden ihres Bruders gar nicht, zu beschäftigt waren sie damit, sich gegenseitig herausfordernd anzustarren und sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf zu werfen. Also wanderte Raphael durch die Hallen der Angeloi, wo sich ebenso wie am Exerzierplatz verwundete Legionärsangeloi sammelten. So viele verwunderte, und beinahe ebenso viele tote, Raphael konnte nicht verstehen, wie die erste Triade dies zulassen konnte. Sie hätten doch mehr tun können, als bloß einen Sturm zu schicken, der von der Königin der Hölle übernommen werden konnte. Raphael verdrängte die Gedanken schnell. An der ersten Triade darf nicht gezweifelt werden, sie wissen was sie tun, für all ihre Taten gab es einen Grund. Wenn sie also all diese Angeloi in den Tod geschickt hatten, musste es dafür einen guten Grund gegeben haben. Daran musste er glauben, denn ansonsten würden ihn seine Zweifel auf einen Pfad führen, den er nicht betreten wollte. Wenn er die Zweifel an den Seraphim zulassen würde, so wie es viele Angeloi um ihn herum taten, das konnte er in ihren Augen sehen, wusste er nicht, was passieren würde. Möglicherweise wiederholten sich dann die Vorgänge von damals, und dies durfte nicht passieren, denn dann wäre das Schicksal des Himmels endgültig besiegelt.

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