Mein Wecker klingelte 8:30 Uhr. Ich stellte ihn sofort ab, denn ich war schon seit ungefähr drei Stunden wach. Vincenzo verlies gegen 6:00 Uhr die Wohnung. Ich wartete ab, bis ich hörte, wie auch die Anderen nach und nach ihre verkaterten Körper nach Hause bewegten. Mit müden Gliedern schleppte ich mich in die Küche um mir irgend etwas Essbares zu suchen. Auf dem Küchentisch fand ich einen Handgeschriebenen Zettel:
Es sind noch Waffeln im Kühlschrank, die kannst du gern essen. Meine Eltern brauchen mich im Haus, werde nicht vor morgen zurück sein.
-VEr hätte mir auch eine normale Nachricht aufs Handy schicken können, aber nein, Vincenzo schrieb Zettelchen.
Ich habe immer geschrieben, dass Vince nervt. Doch wenn er nicht da ist, fehlt etwas hier in der Wohnung. Es ist viel zu ruhig. Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken und nahm mir die Waffeln. So verbrachte ich meinen Tag, nachdenkend, wartend und letztlich liegend auf der Couch mit einem Teller Nudeln und meiner Lieblingsserie im TV. Vincenzo kochte besser als ich. Er kochte überhaupt sehr gut. Meistens hatte ich Glück und es blieb etwas für mich übrig. Wobei, wenn ich so darüber nachdachte, blieb immer etwas übrig wenn er kochte. Machte er extra mehr? Mit dem Gedanken, warum ich so viel über Warren nachdachte, ging ich letzten Endes ins Bett. Ein recht ernüchternder Sonntag.8:30 Uhr. Erneut klingelte mein Wecker. Ich blieb jedoch noch bis 9 liegen, und schwänzte somit die erste Vorlesung des Tages. Aber es war mir egal, dann ging ich eben erst zur zweiten. Und auch da, hatte ich wenig Elan mich zu konzentrieren. Also machte ich mich im Netz darüber schlau, welche Spiele so angesagt sind und ging direkt nach der Uni ins Einkaufszentrum. ‚Street Fighter', war das Exemplar, welches ich beim rausgehen in den Händen hielt. Ich besorgte des weiteren Knabberzeug in Massen und ein amerikanisches Erfrischungsgetränk, welches Warren so gern trank. Ich hatte einmal fünf Flaschen davon unter der Couch hervor geholt und warf sie ihm wütend entgegen als er das Wohnzimmer betrat. Ich hab den Namen damals falsch gelesen und gesagt er solle sein ‚Dr. Propper' gefälligst wegräumen und nicht unter dem Sofa ansammeln. Seither nennt er das Getränk Dr. Propper.
Als ich nun endlich mit meinen voll bepackten Taschen den letzten Treppenabsatz vor unserer Wohnung erreicht hatte, sah ich, dass dort jemand an der Tür gelehnt saß. Isaac. Seine Harre hingen ihm wirsch ins Gesicht, da er nach unten auf sein Handy starrte. Er sah hoch und als er mich erkannte, stand er sofort auf und nahm mir die Tüten ab. „Die zwei Meter hätte ich schon auch noch geschafft." sagte ich lächelnd und schloss die Wohnungstür auf. Isaac blickte auf die Flaschen, welche aus der Tüte ragten. „Hast du das für Vincenzo gekauft?" Ich nickte und ging, gefolgt von Sac hinein. Ich deutete auf den Wohnzimmertisch. „Stell sie da ab. Das soll... sowas wie eine Entschuldigung werden." Isaac runzelte die Stirn. „Also weißt du auch was passiert ist? Ich finde nicht das du dich entschuldigen musst, wenn, dann muss ich das ja wohl. Hätte ich diesem Grenzdebilen Arsch nicht schon eine verpasst, wäre er mit Sicherheit nicht so auf Warren losgegangen." Ich stellte meinen Rucksack im Flur ab und ging zu Isaac ins Wohnzimmer, um die Taschen auszupacken. „Wäre ich nicht gewesen, wäre er gar nicht erst auf irgendwelche dummen Gedanken gekommen. Also ist es im Ursprung meine Schuld." Ich legte den Süßkram, die Dr. Propper-Flaschen, wie auch das Spiel auf den Tisch. Issac setzte sich und streckte seine Beine. „Wow du hast wohl nen ganzen Abend geplant was?" Ich lies mich neben Isaac auf die Couch fallen und seufzte. „Mir ist bisher noch nichts besseres eingefallen." Er wirkte irgendwie angespannt uns rutschte auf seinem Platz hin und her. „Hör mal Juli, ich muss mich auch bei dir entschuldigen.... ich wollte dich nicht bedrängen oder sowas....ich weiß auch nicht, ich hatte einfach das dringende Bedürfnis....ich hab nicht weiter nachgedacht..." Ich lächelte Angesichts seines unsicheren Auftretens, das war so ganz untypisch für ihn. „Ist schon in Ordnung, wirklich. Ich meine ich bin ja fähig mich zu artikulieren. Ich hätte dich auch stoppen können." Nun wandte er sich zu mir, ich konnte seinen Blick nicht deuten. Doch es gab mir die Gelegenheit sein Gesicht zu studieren. Er hatte, wie auch Vincenzo, dichte schwarze Wimpern. Sie waren wirklich unfair geschwungen. Ich meine, jede Frau würde, übertrieben gesagt, dafür töten schätze ich. Unter seinem rechten Auge war ein kleiner Leberfleck. Fast schon unscheinbar aber doch irgendwie markant. Ich musste weg sehen, da ich spürte, wie ich rot anlief angesichts seines unverwandten Blickes. „Ich entschuldige mich zwar..." ,begann er, „...aber ich würde es, hätte ich die Chance dazu, immer wieder so machen." Nun musste ich doch wieder zu ihm sehen. Und gerade, als er erneut ansetzte, ertönte das bekannte Klicken, der Wohnungstür, welche aufgeschlossen wurde. Er hat immer das perfekte Timing, dachte ich und drehte mich auf der Couch um. Ich hörte, wie Warren ein Paar Sachen abstellte und dabei leise fluchte. Dann betrat er das Wohnzimmer und als wäre es nie anders gewesen, stand Isaac am Wohnzimmertisch gelehnt und begrüßte ihn mit seiner gewohnt lässigen Art. „Hey Brüderchen." Vincenzo tippte sich an die Stirn als wolle er salutieren. „Ah Hey Isaac, was machst du denn hier?" „Hab dich nicht erreicht, also bin ich einfach rum gekommen. Juliette hat mich dann mit rein genommen." Vincenzo nickte. „Ja tut mir Leid, hatte viel zu tun. Ich hab mich erst gewundert, warum Dad nicht auch dich um Hilfe gebeten hatte, aber dann erinnerte ich mich, dass du ein rechter Schwächling bist." Warrens Lächeln wurde matt. „Was gibts denn, du siehst irgendwie angespannt aus, ist alles ok?" Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie sich Isaacs Kiefer anspannte. „Ehm ja, also nein, ich wollte nur mal mit dir reden." Vincenzo lachte, „Du bist so ernst Isaac, das ist komisch. Komm schon, gehen wir rüber in mein Zimmer." Nun sah er zu mir und lächelte, doch ich konnte sehen, dass auch etwas anderes in seinem Lächeln mitschwang. „Du hast ja nichts dagegen Juli oder?" „Natürlich nicht, ich muss eh noch was vorbereiten." Und so verkrümelten sich die beiden und ich blieb allein zurück.
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RandomIch sitze an meinem Arbeitsplatz. Die Nähmaschine rattert als ich die langen Bahnen von Stoff über sie hinweg ziehe. Stich für Stich. Naht für Naht. Lage für Lage. Und am Ende... am Ende jedes Kleidungsstückes ist etwas in meinem Kopf entstanden. Ei...