Kapitel 7

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"Luke.", flüsterte ich, als Luke wieder schrie, dass sie zurückkommen sollte. "Luke.", wiederholte ich ruhig, aber mit Tränen in den Augen. Luke klammerte sich an mich, schluchzte in mein T-Shirt und wirkte so zerbrechlich und verzweifelt. Sein Dad weinte still und sah zu Luke, der in meinen Armen lag. Ich fuhr über Luke's Rücken und sah zu Ash und Mike. Ashton hatte Tränen in den Augen und lächelte nicht einmal mehr. Ashton lächelte fast immer, auch wenn es ein trauriges Lächeln war. Michael stand nur da und schien überfordert mit der Situation. Aber das kam, weil er früher selbst in so einer Situation war. Sein Dad war in einem Feuer gestorben. Von da an hatte er nichts mehr gegessen und war oft in der Schule zusammen gebrochen, bis er in Therapie musste und zum Glück wieder anfing zu essen und darüber hinweg kam. Luke's Dad ging dann zu meiner Mum und fing an mit ihr etwas zu besprechen. "Calum, wir gehen. Michael.. kann das nicht mitansehen.", flüsterte Ash in mein Ohr und ich nickte verstehend. "Luke. Komm wir gehen rein.", murmelte ich und fuhr durch seine Haare, aber er schüttelte den Kopf. "Mum.", flüsterte er. "Ich will zu Mum." Ich blieb still. Was sollte ich auch sagen? Ich kannte Luke kaum und trotzdem saß ich hier auf der Wiese des Mehrfamilienhauses und tröstete ihn, weil seine Mum bei einem Feuer gestorben war.

"Bitte, lass uns aufstehen.", bat ich ihn und als er wieder den Kopf schüttelte und murmelte, dass er zu seiner Mum wollte, legte ich meine Hand unter seine Kniekehle und die andere unter seinen Rücken, bevor ich ihn hochhob. Ich stand auf und trug ihn zu unserem Haus. Luke machte nichts und ließ sich still tragen. Mali machte mir die Tür auf und ich setzte ihn erst einmal auf das Sofa, holte dann eine Decke und wickelte ihn damit ein, weil er nur in einem kaputten T-Shirt und einer kurzen Pyjamahose war. Ich strich noch einmal durch seine Haare und lief dann zu seinem Dad und meiner Mum raus. "Also mir würde das nichts ausmachen. Dann kommen sie lieber zu uns, als das sie irgendwo auf der Straße sitzen.", meinte meine Mum und Luke's Dad nickte. "Ich denke, dass das auch besser für Luke ist. Er muss jetzt erstmal darüber hinweg kommen.", nuschelte sein Dad und meine Mum nickte. "Na, dann kommen sie erst Mal rein.", bat sie und wir liefen alle wieder rein. "Luke. Wir werden erstmal hier bleiben, bis wir eine Wohnung gefunden haben, in Ordnung?", erklärte sein Dad Luke, der langsam nickte. "Wo schlafe ich?", flüsterte Luke dann und meine Mum antwortete. "Das Gästebett ist nur ein Einzelbett, aber wir haben noch eine Matratze, dann schläfst du erst mal in Calums Zimmer und dann suchen wir noch was.", lächelte sie traurig und Luke's Augen wurden groß. "Er hat vorher immer auf der Couch schlafen müssen.", murmelte sein Dad und ich zog ungläubig beide Augenbrauen hoch.

"Oh. Naja. Calum bringst du Luke schon mal hoch, es ist jetzt schon 10 und du musst in einer halben Stunde auch schlafen.", ich seufzte und zeigte Luke, dass er mir folgen sollte. Mit der Decke um, tapste er mir hinterher und in meinem Zimmer zog ich die Matratze unter meinem Bett hervor. Mein Bett war irgendwie ausziehbar, sodass daneben dann etwas tiefergelegt noch ein Bett war. Luke's Augen wurden groß und er setzte sich vorsichtig darauf. "Das ist so... gemütlich.", murmelte er. "Ich hol dir eben Decke und Kissen, dann kannst du dich schon schlafen legen.", sagte ich und lief dann in Mums Zimmer, wo im Schrank Bettdecken und Kissen waren, falls wir Besuch hatten. Wieder in meinem Zimmer, lag Luke schon auf der Matratze und zeichnete Kreise darauf. "Hier.", meinte ich also und warf ihm beides hin. Blitzschnell verkroch er sich unter den dicken Decken und seufzte von der Wärme auf. Ich lächelte nur und legte mich auf mein Bett. "Ich geh später schlafen, ist es schlimm, wenn ich laut bin?", fragte ich und drehte mich zu Luke. Dieser hatte die Augen geschlossen und lag ruhig im Bett, sein Kopf zur Seite gedreht und seine linke Hand sah unter der Decke hervor. Ich lächelte und machte das Licht aus, weil ich ihn nicht stören wollte. Dann würde ich heute eben auch früh schlafen gehen. "Gute Nacht.", flüsterte ich noch, bevor ich mich gemütlich hinlegte und einschlief.

.....

Am nächsten Morgen lief ich runter und sah, dass Luke's Dad mit Mum Frühstück machte. Die Beiden verstanden sich wohl gut, was das alles hier einfacher machen würde. "Hallo Calum. Ist Luke schon wach?", fragte Luke's Dad. "Nein, der schläft.", murmelte ich und nahm mir eine Tasse Kakao, die Mum mir hinstellte. "Ich geh ihn mal wecken, er muss-" "Andrew lass den Jungen Schlafen! Er hat gestern seine Mutter verloren.", warnte Mum und ich lächelte leicht. "Dann hol ich seine Sachen.", informierte uns Andrew und machte sich auf den Weg zu dem Mehrfamilienhaus. "Calum, du weißt, dass Luke trauern wird?", fragte Mum plötzlich und ich sah verwirrt auf. "Schatz er hat seine Mum verloren und er wird irgendwie seinen Trauer verarbeiten müssen. Manche Leute gehen ganz in sich hinein, verschließen sich, andere versuchen mit körperlichen Schmerzen, die seelischen zu verdecken.", erklärte sie und ich sah sie weiterhin verwirrt an. Ich wusste, dass er traurig sein würde. "Pass einfach auf, dass seine Handgelenke narbenfrei bleiben.", seufzte sie und dann verstand ich. Ich nickte und trank meinen Kakao aus, bevor ich aufstand und hoch lief.

In meinem Zimmer lag Luke zusammengekauert ohne die Decke auf seinem Bett. Die Decke lag neben ihm und er zitterte, weshalb ich vorsichtig die Decke über ihn legte. "Calum?", nuschelte er in das Kissen und öffnete seine Augen etwas. Dabei sah er wieder unglaublich knuffig aus, aber daran sollte ich nicht denken. "Hm?", brummte ich und fuhr durch seine Haare. "Kannst du-", er gähnte und erinnerte mich damit an ein Babykätzchen, wieso auch immer. "Hier bleiben?", beendete er dann seine Frage und ich nickte. Kleine, dünne Arme schlangen sich um meine Taille und ich fragte mich, seit wann wir so eng waren, aber wirklich stören tat es mich nicht. Ich legte mich also vorsichtig neben Luke und er kuschelte sich an mich, wie an einen riesigen Teddybären. Danach gähnte er noch mal und kuschelte sein Gesicht dann in meinen Bauch. Kurz darauf war sein Atem regelmäßig und seine Hand zerknüllte im Schlaf mein T-Shirt, was ihn wieder süß wirken ließ. Ich lächelte leicht und fuhr durch seine weichen Haare, die durcheinander auf seiner Stirn lagen. "Süß.", hörte ich jemanden flüstern und sah überrascht zu Mali, die in der Tür stand. "Du weißt, dass ich hetero bin?", fragte ich sie ernst. "Ja, aber ich frag mich wie lange noch.", lachte sie. Danach verließ sie das Zimmer und ich verdrehte die Augen. Luke und ich waren nur Freunde, so wie Michael und Ashton.

Hallo x)

»Fight 'til the end« || CakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt