𝓟𝓻𝓸𝓵𝓸𝓰

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𝓟𝓻𝓸𝓵𝓸𝓰

Rücksichtlos prasselte der Regen auf mich nieder, durchnässte meine Kleidung. Nässe und Kälte fraß sich unerbittlich durch den Stoff meines weißen Shirts, welches nun an meinem Oberkörper klaffte und ich durch den zusätzlichen kühlen Wind frösteln ließ. Ohne Schirm, den ich nicht einmal besaß, war ich aus dem Café gestürmt, welches ich nur noch so schnell wie möglich hinter mir lassen wollte. In welches ich am liebsten nie wieder zurückkehren wollte, obwohl ich mir sehr wohl bewusst war, dass ich dem unausweichlichen nicht lange aus dem Weg gehen konnte, dass ich ihm nicht lange aus dem Weg gehen könnte.

Ich hatte so sehr gehofft, dass ich heute meine Chance ergreifen könne, dass ich ihm meine innersten Gefühle offen darlegen könne, doch das Schicksal hatte es nicht gut mir gemeint. Ob es an mir lag? Ob ich der Grund dafür war, dass diese Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhten? All diese zermürbenden Gedanken, die sich in meinem Gehirn einbrannten, all diese Zweifel, die ich auf mich selbstbezog und mich dadurch unter inneren Druck versetzte, setzten sich in mir fest wie ein Parasit, wie ein Bandwurm, der sich so lange von mir ernährte, bis ich nicht mehr konnte. Bis mich die Kraft verließ und ich zusammenbrach.

Mit schmerzender Brust, in der sich mein Herz erschöpft und schwermütig abrackerte, lief ich weiter durch den strömenden Regen, ohne Ziel und ohne zu wissen, wie viel Zeit eigentlich bereits vergangen war. In meiner Hosentasche spürte ich immer wieder die Vibration, die mir symbolisierte, dass *er* versuchte mich zu erreichen, dass er ganz offensichtlich wissen wollte, was passiert war…doch ich konnte nicht mit ihm reden. Nicht jetzt…nicht jetzt, wo ich innerlich zerbrach und nicht wusste, wie ich mit der aktuellen Situation umzugehen hatte…

Neugierig, wie ich jedoch war, mich selbst noch einmal quälend, stolperte ich über den nassen Asphalt und suchte unter einem Dachvorsprung kurzweilig Unterschlupf vor dem strömenden Regen, der nicht nachlassen wollte, der meine inneren, tristen Gefühle widerspiegelte. Ich lehnte mich gegen die kühle Backsteinwand, fischte mein Handy aus der hinteren Hosentasche und seufzte erleichtert auf, dass das Handy durch die Nässe keinen Schaden genommen hatte. Mit zittrigen Fingern entsperrte ich das Display, sah, dass er mir mehrere Nachrichten geschrieben hatte. Nachrichten, in denen er mehrfach besorgt betonte, dass er sich sorgte, dass ich ihn doch bitte schnellstmöglich zurückrufen solle und mit ihm reden sollte. Mit jeder Zeile, die er mir verfasste, spürte ich, wie mein Herz sich mehr und mehr zusammenzog, wie mir diese besorgten Worte einen Streich spielten und ich mir mehr daraus erhoffte, obwohl ich mir bewusst war, dass da niemals mehr zwischen uns sein würde…

Mein zerschundenes Herz zog sich noch einmal schmerzhaft zusammen, schnürte mir dabei die Luft ab und hinderte mich somit daran den lebenserhaltenen Sauerstoff in meine Lungen aufzunehmen, als ich noch bemerkte, dass er mir auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Mit zittriger Hand hob ich den Hörer an mein Ohr und lauschte seiner hellen, sehr klaren Stimme, die mich wie flüssiger, warmer Honig einlullte und für diesen einen Augenblick meinen inneren Schmerz linderte und die teuflischen inneren Dämonen fütterte.

»Googie…wo bist du? Ich mache mir Sorgen um dich. Es regnet in Strömen und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, das könnte ich mir nie verzeihen. Bitte, sobald du das gehört hast, melde dich bei mir und wenn du willst, reden wir darüber, wir schaffen doch immer alles, oder?«, sprach er hörbar besorgt in den Hörer, war sich überhaupt nicht im Klaren, was das alles für Ausmaße hatte. Was das für Konsequenzen für mich bedeuteten…

Ich musste sowieso erst einmal damit zurechtkommen, dass ich Gefühle für ihn hatte…

Für meinen besten Freund…

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𝒟ℯ𝓈𝓅ℯ𝓇𝒶𝓉ℯ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt