1. 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵

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Jeongguk

Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen trommle ich mit meiner Kulispitze auf den Unterlagen, die vor mir auf dem Tisch liegen herum, ignoriere dabei den Fakt, dass ich somit einige Stellen mit der blauen Kulifarbe beschmiere und lasse mir von nichts die Laune verderben. Heute kann mich nichts aus der Ruhe bringen.

Heute ist wieder einer dieser Abende. Einer der Abende, an dem ich mich mit meinem besten Freund Jimin treffe und denen ich jede Woche aufs neue herbeisehne. Jimin kenne ich schon seit der Grundschule. Seit unserer ersten Begegnung im Klassenzimmer und unserer Platzzuweisung der Lehrerin sind wir unzertrennlich. Ich kann mich an nichts erinnern, was wir nicht gemeinsam unternommen haben. Jimin kennt von mir jedes kleine Geheimnis, er weiß einfach alles von mir…außer eine einzige Sache.

Und damit soll ab heute Schluss sein.

Ich möchte mit meinem besten Freund von Grund auf  ehrlich sein, ihm meine innersten, tiefsten Gefühle und Sehnsüchte offen darlegen. Der ältere soll alles von mir wissen und ich hoffe, dass er mein kleines Geständnis, was ich ihm machen möchte auch dementsprechend mit viel Verständnis aufnehmen wird. Dass er vermutlich ähnliche Gefühle mir gegenüber imstande ist aufzubringen. Zumindest würde ich mir das wünschen. Mir ist natürlich sehr wohl bewusst, dass ich mit meinem Geständnis unsere langjährige, unbeschreibliche Freundschaft zerstören könnte, die so tief sitzt, dass sie vollkommen einzigartig ist. Dennoch, ich kann diese kleinen Anzeichen, diese kleinen Details nicht länger ignorieren und allem voran kann und will ich ihm so etwas wichtiges, was meine Gefühle angeht nicht länger vorenthalten.

»Jeongguk, hey, du kannst nach Hause gehen!«, ruft mir in diesem Moment meine Arbeitskollegin Miu zu, die in der Tür meines Büros erscheint und sich grinsend gegen den Rahmen lehnt. Ihr braunes Haar, welches sie zu einem strengen Zopf zusammengebunden hat, löst sich allmählich aus dem Haarband, doch das scheint sie nicht zu stören. Als ich vor lauter Träumereien vorerst nicht reagiere, wirft sie mit ihrem Füller nach mir, den ich jedoch gekonnt auffange und dann mit einem Blick auf die Uhr realisiere, dass sie Recht hat. Es ist Zeit, endlich Feierabend zu machen.

Lachend werfe ich ihr den Stift wieder zu, packe nun mehr als aufgeregt meine Tasche zusammen und verlasse dann schnellen Schrittes das Verlagshaus, in welchem ich schon seit einigen Jahren arbeite. Schon immer wollte ich neben meiner Leidenschaft der Musik in einem Verlagshaus arbeiten, in dem ich als Korrektor tätig bin. Mein Vater, der eine eigene Firma leitet und mich am liebsten als seinen Nachfolger sehen würde, kann meine Leidenschaft zu Lesen und der Korrektur nicht nachvollziehen. Aber ich lasse mich in keine Arbeit zwingen, die ich nicht aus Überzeugung vertreten kann.

Mit diesem Gedanken und dem Wissen diesen Freitagabend mit Jimin zu verbringen und somit das langersehnte Wochenende einzuläuten verlasse ich das Gebäude, laufe zur U-Bahn und fahre noch einmal eilig nach Hause, um mich dort frisch zu machen. Doch als ich dann vor meinem Kleiderschrank stehe, bin ich mir unsicher, was ich anziehen soll. Frisch geduscht, das Handtuch um die Hüften geschlungen und feuchtem Haar stehe ich davor und habe mich schon lange nicht mehr so ratlos gefühlt. Ich sage mir immer wieder, dass es nur ein Abend mit Jimin ist, aber…es soll etwas besonderes sein, wenn ich ihm sagen will, was mir schon so lange auf der Seele brennt. Was ich mit mir herumschleppe und mich nie getraut habe, es offen und ehrlich auszusprechen.

Doch, ich kann mir doch all diese kleinen, sehr vertrauten, ja manchmal sehr intimen Momente mit ihm nicht einbilden?! Oder? Ist das lediglich ein Wunschdenken? Spielt mir mein verzweifelter Verstand einen Streich, weil ich mir wünschte, es wäre so? All diese Gedanken plagen mich und deshalb muss ich es aussprechen, in Erfahrung bringen, was das tatsächlich sein kann. Nur so habe ich Gewissheit.

Nachdem ich mich dazu entschlossen habe, eine schwarze, enge ripped-Jeans anzuziehen, die meine durchtrainierten Oberschenkel gut zur Geltung bringt und ein lockeres türkises Hemd, bei welchem ich die ersten drei Knöpfe provokant geöffnet lasse, stehe ich nun vor der Kneipe, in welcher ich mich oft mit Jimin abends treffe, um dort einfach nur zu reden und ein Bier zu trinken. Draußen ist es ein wenig kühl, aber nicht unangenehm. Mich noch einmal in der Spiegelung der Fenster betrachtend, ob ich auch angemessen aussehe, streiche ich mir durch meine braunen, dichten Haare, die mir, durch ihre Länge wellig auf dem Haupt liegen. Eigentlich müsste ich mal wieder zum Friseur, aber nachdem mir Jimin einmal sagte, er würde meine Haare so mögen, habe ich es mir selbst verboten, eine Schere an meine Haare zu lassen. Außerdem genieße ich es immer wieder aufs Neue, wenn Jimin mir durch eben diese fährt, seine schlanken Finger durch die dichten Strähnen gleiten lässt.

Ich werde je aus meinen Gedanken gerissen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Leise nach Luft schnappend und leicht die Augen aufreißend, beobachte ich, wie mein bester Freund mit lässigem, jedoch sehr elegantem Gang auf mich zukommt. Seine schlanken Beine hat er in einer hellen Jeanshose stecken, darunter schwarze Herrenschuhe, die ihm gleichzeitig etwas cooles, aber andererseits auch etwas edles verleihen. In eben diese Hose hat er ein einfaches, weißes Shirt mit der Aufschrift der Marke _Gucci_ gesteckt, was seine schmale Taille noch einmal hervorhebt. Das dunkle, schokobraune Haar, was der Farbe seiner schönen, mandelförmigen Augen gleicht, liegt ihm unperfekt perfekt auf dem Haupt und ich bin stolz darauf, zu wissen, dass sie sich unwahrscheinlich weich anfühlen.

Auf seinen vollen roséfarbenen Lippen liegt ein schönes Lächeln, was mich automatisch auch lächeln lässt. Als er näher kommt, kann ich die bernsteinfarbenen Sprenkel in seinen Augen förmlich leuchten sehen, so, als würde er sich ebenso sehr freuen mich zu sehen, wie ich ihn. Ob er…?

»Hey, schön dich zu sehen!«, begrüßt er mich mit seiner unwahrscheinlich charmanten, klaren Stimme, die mir eine Gänsehaut bereitet. Er zieht mich kurzerhand in seine Arme, sodass ich gegen seine breite Brust gedrückt werde, sodass ich seinen Duft einatmen kann…so himmlisch…

Durch seine Begrüßung werde ich aus meiner kleinen Schwärmerei gerissen und in diesem Moment beginnt die Welt, die sich für einen Augenblick aufhörte zu drehen, wieder in Bewegung zu setzen. In seiner Nähe hat für mich Zeit und Raum keinerlei Bedeutung mehr…Ich vergesse einfach alles um mich herum, wenn er bei mir ist, da nur er für mich im Fokus steht und jetzt ist für mich der Moment gekommen, all meinen Mut aufzubringen und ihm eben dies zu offenbaren.

Doch es sollte alles ganz anders kommen…

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𝒟ℯ𝓈𝓅ℯ𝓇𝒶𝓉ℯ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt