Ein Pullover

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"Du willst also nicht ins Wasser?", flüstert mir eine Stimme von hinten zu. Kyle steht direkt hinter mir, während er mich umarmt und ich seine Jacke vorne halte, die uns beide umhüllt. Nur meinen nackten Beinen ist noch kalt, auch von der Begegnung vorhin mit dem kalten Wasser. "Nein.", nuschle ich wie ein kleines Kind, das geärgert wurde. "Aber du kannst gehen.", füge ich schnell hinzu. Ich will ihn ja nicht aufhalten. "Ich bleibe bei dir." "Aber wenn du gehst, habe ich die ganze Jacke für mich alleine.", schmunzle ich und lasse mich nicht davon beirren, das er mich nur noch fester an seine Brust drückt. "Ich schätze deine Gesellschaft viel mehr, als die, dieser Hohlköpfe." Mein Blick fällt von der schillernden Wasseroberfläche, hinüber zu Loren und Braden, die sie sich eine Wasserschlacht liefern. "Na los.", lächelnd drehe ich mich zu ihm um. "Bin gleich wieder da." Jetzt legt er mir seine Jacke einfach über die Schultern und läuft kurz darauf selber hinein, in die Wellen. "Lexi, komm her!" Aiden, Flynn und Grant, stehen etwas abseits von mir ebenfalls im trockenen. Ich ziehe die Jacke etwas mehr zu mir und laufe zu ihnen hinüber. "Wieso ist es hier so verdammt kalt?", beschwere ich mich hauptsächlich bei Flynn, als ich mich ihrem Kreis anschließe. Erst kurz darauf fällt mir auf, dass sie alle auch noch nass sind und mir ja so schon kalt ist. "Um Gotteswillen, ist euch denn nicht kalt?", frage ich weiter. "Lexi, wir sind Männer, die frieren nicht. ", grinst mir Aiden entgegen und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Ja sicher, Männer. "Machst du dich gerade über uns lustig?" Kichernd schüttle ich meinen Kopf. Natürlich nicht, wie komme ich auch darauf? Ich stehe nichtmal zwei Minuten bei ihnen, da spüre ich auch schon etwas nasses hinter mir. Einer hat mir dazu auch noch die Jacke geklaut. "Kyle! Wenn du das tust..!" Aber er ignoriert mich und meine jämmerlichen Versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Er hat mich trotzdem hochgehoben und läuft direkt auf das Wasser zu. Wie eine Katze, klammere ich mich an ihn, quietsche herum und drohe ihm, doch am Schluss trifft es mich trotzdem. Ich mache die unangenehme Bekanntschaft mit dem Wasser.

Drinnen ist es wieder warm. Es ist eine himmlische Wärme, die mich umgibt, in meiner Jogginghose und dem zu großen Pulli, von meinen Kuschelsocken ganz zu schweigen. Der Rest holt sich draußen immer noch eine Erkältung. Ich hingegen sitze hier schön kuschelig im Wohnzimmer, auf der Couch und lese ein Buch. "Schicker Pulli. Wann genau hattest du vor ihn mir wieder zu geben?" Grinsend steht er im Türrahmen. Er scheint schon länger dort zu stehen, zumindest habe ich ihn nicht kommen hören. "Gar nicht.", sage ich frech und lege mein Buch beiseite. Dann stehe ich mit einem Schwung auf, um hinüber in die anliegende Küche zu laufen, doch soweit kommt es gar nicht. "Dann muss ich ihn mir wohl erstmal selber wiederholen." Und schon steht er hinter mir, ehe ich realisieren kann, was er vor hat, habe ich auch schon zwei starke Arme um mich. "Was tust du?", frage ich ihn vorsichtig. "Ich hole mir meinen Pullover zurück, denn du mir geklaut hast." Ich drehe mich um und stehe einfach nur noch wie ein unbeholfenes Schaf da. Es ist komisch ihm so nahe zu stehen, nicht schlecht komisch, aber trotzdem komisch halt. Seine Hände ergreifen nebenbei den unteren Saum des Pullis und haben ihn soweit hochgezogen, dass sie meinen Bauch streifen. Ich halte für ein paar Sekunden die Luft an und sehe einfach nur so zu ihm hinauf. "Grant.", warne ich ihn. "Was?", funkelt er mich belustigt an. Ich mache einen Schritt zurück, doch stolpere nur an den verdammten Türrahmen. "Ich brauche den noch.", wispere ich so leise, dass ich mir nichtmal mehr sicher bin es wirklich gesagt zu haben. "Ich auch." Keine Ahnung weshalb, aber ich bekomme das Gefühl nicht los, dass wir über etwas anderes reden. Etwas ganz anderes. Aber dann lässt er mich los, bleibt dennoch vor mir stehen und beobachtet scheinbar meine Reaktion. Nur kaue ich einfach unbehaglich auf meiner Unterlippe herum. "Lexi?" Wir fahren beide zeitgleich auseinander, was naja.. nicht gerade klug ist. Jetzt stehen wir soweit auseinander, dass es kaum verdächtig kommt. Die Verandatür wird aufgeschoben und Loren kommt herein. "Stör ich? Ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht helfen kannst." Einwenig irritiert sehe ich zu ihr, lächle dann aber wieder. "Klar."

She's bittersweetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt