Chapter 39

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Als ich aufwache liege ich zum ersten Mal alleine im Bett. Oder eher gesagt im Zelt. Der Platz neben mir, wo Magnus geschlafen hat, ist kalt und leer. Gähnend setze ich mich auf und reibe mir den Schlaf aus den Augen. "Wo ist er denn jetzt schon?", frage ich mich selber, krabbele aus dem Zelt und strecke mich draußen. Suchend sehe ich mich um und sehe Magnus am Seeufer sitzen.

Langsam gehe ich auf ihn zu und lasse mich wortlos neben ihm nieder. Schweigend sehen wir auf's Wasser. Wie es sich ruhig unter dem Wind bewegt. Die kleinen Wellen die aufgescheucht werden, der vermeintlich endlose, glatte Spiegel. Ein Spiel aus Licht und Farben. Wunderschön und geheimnisvoll. "Du bist schon wach.", murmele ich in die Stille. Keine Frage, eine Feststellung. Eine stumme Bitte um Erklärung.

"Ich konnte kaum schlafen. Das Ende der Ferien rückt näher und ich will mir die Zeit ohne dich an meiner Seite nicht vorstellen.", antwortet er. Seine Stimme ist ruhig, gelassen, sanft. Doch ein Hauch Traurigkeit und auch Angst klingt hervor und beschert mir eine Gänsehaut. Ich traue mich nicht ihn anzusehen.

"Alexander.", seufzt er, dreht sich zu mir und nimmt meine Hände in seine. "Die letzte Nacht mit dir war einfach magisch. Der zweitschönste Moment in meinem Leben. Der schönste war der, als ich dich das ersten Mal gesehen habe.", gibt er zu. Lächelnd hebe ich meinen Blick und sehe in seine wunderschönen Augen.

"Du bist etwas besonderes für mich. Und ich will nicht ohne dich sein. Also bitte Alexander, ich möchte...", fängt er an, doch ich halte ihm den Mund zu. "Nicht.", hauche ich und lasse meine Hand langsam sinken. "Magnus, ich weiß wie du dich fühlst. Mir geht es genauso. Du bedeutest alles für mich.", lächele ich.

Er nickt, sieht mich aufmerksam an. "Aber ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben für mich aufgibst nur, um mich nach New York zu begleiten.", flüstere ich, spüre die Tränen in meinen Augen brennen. "Magnus, ich will mit dir zusammen bleiben. Und ich habe einen Vorschlag für dich. Ich werde meinen Abschluss machen und dann ziehe ich hier her zu dir. Wir könnten uns eine eigene Wohnung suchen, irgendwas wo wir alleine sind.", erkläre ich aufgeregt und umklammere seine Hände.

Traurig nickt er, lächelt aber. "Das fände ich schön. Aber was machen wir ein Jahr ohne einander.", fragt er bedrückt. Nun werde auch ich wieder traurig. "Ich weiß es nicht. Aber wir schaffen das. Ich kann in den Ferien herkommen, Jace begleitet mich sicher. Und du und Clary könntet über Weihnachten und Silverster nach New York kommen?", schlage ich vor.

Langsam nickt er. "Das könnte funktionieren. Aber was willst du nach der High School hier machen?", fragt er zweifelnd. Nachdenklich ziehe ich meine Stirn in Falten und stehe dann auf. "Mir wird schon was einfallen. Aber wir sollten langsam zurück gehen.", lächele ich, reiche ihm meine Hand und ziehe ihn zu mir hoch. Gemeinsam gehen wir zu unserem Zelt zurück, doch bevor ich wieder hinein krabbeln kann zieht Magnus mich am Arm zurück.

Verwirrt drehe ich mich zu ihm und sehe ihn an. "Alles okay?", frage ich besorgt, als ich seinen traurigen Blick sehe. "Ja. Mehr als okay.", murmelt er. Ich kann sehen, dass er noch etwas sagen will. Doch stattdessen schweigt er, legt seine Hände in meinen Nacken und zieht mich in einen sanften Kuss. Seufzend lehne ich mich zu ihm und schlinge meine Arme um seine Taille.

Drei Stunden später sind wir wieder am Hof angekommen und ich bringe unsere Sachen in Magnus Zimmer zurück. Er war sehr still auf dem Heimweg und als er sein Handy wieder in der Hand hatte, ist er sofort in die Küche gegangen um zu telefonieren. Um ihn nicht zu stören, gehe ich lange duschen. Mein Hintern tut noch etwas weg, nicht doll, aber wenn ich mich falsch bewege dann zieht es etwas.

Das warme Wasser tut gut und entspannt meine Muskeln, die durch die Nacht im Wald etwas verspannt sind. Dennoch war es die schönste meines Lebens. Für nichts auf dieser Welt würde ich diesen Moment eintauschen. Und kein anderer Mensch wird mir jemals wieder so nahe sein wie Magnus gestern.

Entschlossen, die letzten Tage nur mit Magnus zu verbringen, ziehe ich mich nach dem Duschen an und gehe mit noch feuchten Haaren durchs Haus. Die Küchentür ist geschlossen, was eher selten in diesem Haus ist. Grade als ich sie öffnen will, lassen mich die Stimmen hinter der Tür inne halten. Still lehne ich mich an den Türrahmen und lausche dem Gespräch.

"Magnus, das kannst du nicht tun. Alec wird...", höre ich Clary sagen. "Alexander wird es verstehen. Er weiß genauso gut wie ich, dass diese Beziehung zerbricht wenn wir uns nicht regelmäßig sehen.", unterbricht Magnus sie. "Aber gleich jemand anderen holen? Du kennst den Typen garnicht richtig!", redet Clary weiter.

Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Jemand anderen holen? Was soll das heißen? "Ich kenne ihn schon eine Weile. Sebastian ist ein toller Kerl! Er kennt sich mit Pferden aus, er kann gut mit Kindern umgehen, er kocht fantastisch und er ist sehr charmant!", erklärt Magnus. Naja, eher schwärmt er. Ich höre Clary seufzen. Und ich spüre die Tränen in meinen Augen brennen.

"Magnus, überleg es dir nochmal. Du kannst doch nicht alles, was du dir aufgebaut hast, wegen einem Jungen aufgeben!", versucht es Clary erneut. "Doch kann ich! Clary, ich liebe ihn!", seufzt Magnus. "Du... was?", fragt Clary. Genau! Was? Hab ich das grade richtig verstanden? Hat er wirklich gesagt... "Und du wirst Sebastian lieben! So wie ich. Er wohnt hier in der Nähe, also muss er nichtmal hier einziehen. Er kann Morgens herkommen und Abends nach Hause fahren.", erklärt Magnus.

Ein schmerzhafter Stich in meiner Brust lässt mich zusammen zucken. Er liebt einen anderen Jungen? Er hat mich die ganze Zeit belogen? Für ihn hat letzte Nacht nichts bedeutet? Er hat wahrscheinlich auch noch an einen anderen gedacht! Ich spüre warme Tränen mein Gesicht herunter laufen und bevor ein lautes Schluchzen mich verrät, bin ich zurück in Magnus Zimmer gerannt.

Schnell packe ich alle meine Sachen zusammen, die in seinem Zimmer rumliegen und schleppe sie zurück in mein eigentliches Zimmer zu Jace. Dieser sitzt auf seinem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und nur in Boxershorts. "Alec? Was machst du denn hier? Ich dachte du bist mit Magnus im Wald.", fragt er überrascht.

Schluchzend nicke ich. "Waren wir auch. Aber wir sind zurück...", murmele ich und setze mich auf mein Bett, meine Beine an meine Brust gezogen, mein Gesicht auf meine Knie gelegt. Ich höre das knackende Geräusch seines Bettes, als er aufsteht und sich kurz darauf neben mich setzt. Schweigend legt er einen Arm um meine Schulter, streichelt mir beruhigend über den Rücken.

"Ich habe mit ihm geschlafen.", flüstere ich irgendwann, mein Gesicht immernoch in meinen Knien vergraben. "Ich habe mit ihm geschlafen. Ich habe ihm alles gegeben, was ich habe. Und er hat jemand anderes.", flüstere ich, kann durch den Kloß in meinem Hals kaum sprechen. Dicke Tränen nässen meine Haut und meine Klamotten.

"Wie meinst du das?", fragt mein bester Freund geschockt. Langsam hebe ich mein Gesicht, wische meinen Tränen weg und putze mir die Nase. "Ich habe ihn gehört. In der Küche mit Clary. Er meinte, dass so ein Sebastian hier in der nähe wohnt und Clary ihn genauso lieben wird wie er es tut. Clary ist unsicher wegen ihm, aber Magnus meint ich würde es verstehen.", erkläre ich.

Mit großen Augen sieht Jace mich an. Man kann eine bunte Mischung aus Gefühlen in seinem Gesicht lesen. Er ist verwirrt, geschockt, hat mitleid und ist wütend. Aber sicher nicht auf mich, sondern auf Magnus. "Das schlimmste ist, ich verstehe es wirklich. Wir wohnen so weit auseinander. Wir führen so unterschiedliche Leben. Und ich kann verstehen, dass er mit jemandem zusammen sein will, der immer bei ihm sein kann."

Jace nickt verstehend. Ich bin sicher, er wird Magnus nichts tun. Und ein bittender Blick an ihn sagt mir, dass er auch mit niemandem über dieses Gespräch reden wird. Noch einmal drückt er liebevoll meine Schulter, dann steht er auf, zieht sich an und lässt mich in unserem Zimmer alleine. Ich lege mich mit dem Gesicht zur Wand ins Bett und lasse die Tränen wieder still über meine Wangen laufen.

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