CHAPTER 09

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NINE
»No one else could ever come close to you baby«

*   *   *

,,Chan...", murmelst du, als dieser dir keines Blickes würdigt, nur starr auf die Straße vor sich blickt.
Nachdem du dich mit Hyunjin feiern gelassen hast, kam Chan auf dich zu und hat dich ohne ein weiteres Wort mit zu seinem Auto geschleppt.
Du hättest wissen müssen, dass Chan nicht begeistert davon sein wird, vorallem weil er von Hyunjin und dir nichts weiß.

Hyunjin und dir.
Was ist da nur zwischen euch?
Dein Bauch kribbelt immer, wenn er dich ansieht, dich berührt oder etwas sagt, was dich um den Verstand bringt.
Die Erkenntnis, dass er sich bei dir melden wollte, aber nicht konnte, erleichterte dich um einiges.
Bei dem Gedanken, dass er total verzeifelt war, als er dies nicht konnte, bringt dich zum schmunzeln.

Schnell verfliegt das verliebte Schmunzeln aber, als du Chan mit einer etwas scharfen Bremsung vor einer Ampel zum stehen kommt, die in diesem Moment auf rot umspringt.
Seine Haltung ist angespannt und sein kalter Gesichtsausdruck erinnert dich daran, dass du ihm noch einiges zu sagen hast, was er schon längst hätte erfahren müssen.
Schließlich ist er dein bester Freund und ihr habt euch versprochen euch immer alles zu sagen.
Er wird wohl nicht sauer auf dich sein, wenn du dich verliebt hast.

,,Ignorier' mich bitte nicht.", flehst du den Dunkelhaarigen an und hörst daraufhin ein Seufzen, ehe er aufs Gas drückt.
Chan schenkt dir einen kleinen Seitenblick und der reicht dir um zu erkennen, dass er dir zuhört.
Wenn Chan sauer oder enttäuscht ist, redet er nicht, hört dir aber zu.
Du weißt nicht wo du anfangen oder was du überhaupt sagen sollst.
Es ist schwer zu erklären, bist du denn überhaupt in Hyunjin verliebt?

,,Ich glaube, dass ich mich in Hyunjin verliebt habe.", murmelst du, blickst auf deine Hände, die in deinem Schoß liegen und diese nervös miteinander spielen.
Die wenige Reaktion von Chan verunsichert dich und du traust dich nicht in sein Gesicht zu schauen.
Du könntest es tatsächlich nicht verkraften, mit Chan Streit zu haben.
Müsstest du dich entscheiden, dann würdest du ohne zu zögern deinen besten Freund wählen.
Dieser war jahrelang für dich da, in guten wie in schlechten Zeiten und hat dich in jeder erdenklichen Form gerettet.

,,Ich denke mal nicht, dass du ihn gerade das zweite Mal gesehen hast, stimmt's? Ihr habt euch bestimmt schonmal getroffen.", denkt er mal wieder logisch und einen Schritt weiter.
Natürlich hättest du ihm erzählt, dass du Hyunjin bereits getroffen hast, aber kann ein einziges Treffen wirklich dazu führen, dass du dich verliebst?
Die Frage, ob Hyunjin überhaupt dasselbe empfindet, verdrängst du gekonnt.

,,Bist du sauer?", fragst du vorsichtig, nachdem du bestätigt hast, Hyunjin getroffen zu haben und wie es überhaupt dazu kam.
Chan hat daraufhin nichts geantwortet und einfach immer nur verstehend genickt.
,,Ich bin nicht sauer. Letzendich darfst du entscheiden mit wem du etwas zu tun haben willst. Ich habe mit Hyunjin kein Problem, aber sei dir sicher, dass du nicht heulend bei mir in den Armen enden wirst, denn das will ich nicht miterleben."

[...]

Die Luft ist dick und die Atmosphäre angespannt wie kaum jemals zuvor.
Aber die Situation ist auch neu, du weißt selbst nicht so genau wie es dazu gekommen ist.

Noch nie hattest du es dich gewagt das Wort gegen deine Eltern zu erheben und ihnen zu widersprechen.
Immer hast du nach ihrer Nase getanzt und das getan, was sie von dir verlangt hatten.
Egal, wie falsch es in deinen Augen auch war.
Für sie zählt nur das Eine.
Stehe in jedem Fach 1, lerne fleißig, spiele Instrumente, habe keine Freunde.
All das, was dich zu einem guten Mädchen macht.

Es ist hart und schon oft hat es dich an deine Grenzen gebracht.
Du kannst froh sein, dass sie Chan akzeptiert haben, da auch er aus einem reichen Haushalt kommt und vor ihren Augen immer perfekt scheint.
Das Gute an der Sache ist, dass die meisten Leute dich sogar meiden, weil du in ihren Augen ein arrogantes, reichen Gör bist.
Irgendwo haben sie auch recht, würdest du dich sehen, würdest du sicherlich genau das Gleiche denken.

Doch heute Abend scheint etwas in dir durchgebrannt zu sein.
Diesen Mut, wie du ihn gerade hast, hattest du noch nie zuvor und du hast keinen blassen Schimmer woher er denn kommt.
Dir ist sowas von klar, dass dein Aufstand Konsequenzen mit sich tragen wird, doch es ist dir egal.
Wie einiges in letzter Zeit.

,,Wie kannst du es wagen uns zu widersprechen? Wir sind deine Eltern, du hast kein Mitspracherecht solange du unter meinem Dach lebst.", schreit dich dein Vater an, dessen Gesicht vor Wut schon rötlich angelaufen ist und eine Ader an seinem Hals deutlich hervorsticht.
Noch nie hast du ihn so wütend gesehen, noch nie hatte er dich angeschrien.
Das liegt daran, dass er niemals einen Grund dazu hatte.

,,Dein Vater hat Recht. Du verstehst anscheinend nicht, dass wir nur das Beste für dich wollen. Was soll denn später aus dir werden, wenn du mit all diesen minderwertigen Leuten zusammen bist?", spricht nun auch deine Mutter.
Ihre Worte bringen dein Blut zum kochen, erinnern dich an die Worte zurück, die dich dazu brachten Nein zu sagen.

,,Wir wollen dich auf ein reines Mädcheninternat schicken. Dort wirst du nicht abgelenkt und kannst all deinen Pflichten nachgehen, mit hoch angesehenen Kursen. Du wirst durch dieses Zeugnis nirgendwo abgeschlagen, wenn du beginnst Medizin zu studieren."
In diesem Moment war dir klar, dass du schon lange hättest etwas sagen müssen.
Du willst nicht in ein Internat, welches am Rande des Landes in den Bergen ist und streng geführt wird, da es auch eine Art Kloster ist.

Es mag hoch angesehen sein und ermöglicht dir vieles für die Zukunft, aber du willst nicht einmal Medizin studieren, was deine Eltern einfach nicht verstehen wollen.
Und du hast es satt.
Du willst nicht weg und dein Zuhause und vorallem Chan zurücklassen.
Du gehst gerne auf deine Schule und diese ist rein garnicht so wie deine Eltern sie darstellen.
Aber natürlich entspricht eine normale Schule nicht ihrem Standard.

,,Wisst ihr was, Vater, Mutter? Ich scheiße auf meine Pflichten und sonst was. Ihr wisst garnichts, ihr interessiert euch nicht für mich und was ich will und das macht euch zu schlechten Eltern, auch wenn ihr nur das Beste für mich wollt.", nimmt deine Stimme am Ende einen neckenden Ton an.
Sie wollen nur das Beste für dich?
Nein, sie wollen nur in ihrem hohen Kreis weiter bestehen, mit dir angeben können.

Ohne ein weiteres Wort rennst du aus der Küche und zur Haustür.
Du greifst nur nach deinen Schuhen, ehe du auch schon aus der Haustür sprintest, bevor deine Eltern deine Worte aufnehmen und handeln können.
Hektisch fummelst du dein Handy aus deiner Tasche, ehe du eine ganz bestimmte Nummer wählst.
Die von Hyunjin.

,,Hyunjin, kannst du mich bitte abholen?"

Fortsetzung folgt...

- r0siekoo

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