Kapitel 15

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P.o.v. Jan

Da ich das Gefühl hatte, meine Knie würden meinem Gewicht nicht mehr standhalten können, rettete ich mich so schnell ich konnte zurück auf mein Sofa. Mein ganzer Körper war von einer unangenehmen Gänsehaut bedeckt, da mir ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken lief. Was ich gerade dachte, konnte ich in diesem Moment absolut nicht einordnen, es war viel zu viel auf einmal, wobei sich mein Kopf trotzdem seltsam leer anfühlte.

Ich hörte, wie sich die Badezimmertür ganz langsam und leise öffnete und daraufhin ebenso vorsichtige Schritte in meine Richtung. Wenige Momente später lugte Ryan ins Wohnzimmer, schien erleichtert, dass ich alleine war und ließ sich neben mir nieder. „Was that that friend who went to London with you? I'm sorry I forgot her name", fragte er mit ungewöhnlich ruhiger Stimme. Er wirkte auch ein wenig eingeschüchtert, da er aufgrund der nahen Lage zum Eingangsbereich wahrscheinlich alles hatte mithören können. Ich konnte nur nicken.

„What did she want?" Meine wegwerfende Handbewegung schien ihm nicht als Antwort zu genügen, denn er ließ nicht locker. „You don't seem like it wouldn't matter. You actually didn't yesterday and today before she came, now it's even worse. You promised me not to lie, remember?"

Sein abwartender Blick, welcher permanent auf mir lag, setzte mich zusätzlich unter Druck, weshalb ich schon wieder die Panik in mir aufsteigen spürte. Krampfhaft versuchte ich mich daher auf meine Atmung zu konzentrieren und hörte genauer auf die Musik, die Ryan vorhin angemacht hatte. Ich musste sagen, die Playlist, die er so hörte, gefiel mir sehr gut und traf sogar ziemlich meinen Geschmack. Nur bei dem aktuellen Song war ich mir diesbezüglich nicht sicher. Trotzdem konzentrierte ich mich auf den Text, was sich erst als großer Fehler, gleichzeitig aber auch als das Beste, was hätte passieren können, herausstellte.

„I know I did you wrong when I left that day
I just wasn't aware what this would do to me
I was the one to break our love into pieces
Now I can't believe it
That you are far, far away from me
It took me to long, way to long to see
I feel so fucking lost without you
Everything I dream is about you
Give it a one more try
And I know we'll be just fine"

Ich weinte wie schon lange nicht mehr. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt schon einmal so heftig geweint hatte. Dieser Song beschrieb alles so perfekt, dass es schon gruselig war. Ich war schuld. Ich hatte Tim nach unserem Kuss nach Hause geschickt, weil ich dieses seltsame Gefühl gehabt hatte. Diese Angst davor, unsere Freundschaft zerstört zu haben oder Tim zu verlieren, falls wir als Paar doch nicht funktionieren sollten. Die Unsicherheit, wie wir in der Öffentlichkeit damit umgehen sollten und wie die Reaktionen darauf aussehen würden. Viel zu viele Gedanken, die alles kaputt gemacht hatten. Denn das war es, war mich hatte zweifeln lassen, das wurde mir in diesem Moment bewusst. Dabei wusste ich tief in mir drinnen schon lange, dass ich ohne ihn nicht mehr konnte. Hatte ich noch die Chance, etwas zu retten?

Ryan hatte mich, als ich damit begonnen hatte, hysterisch zu atmen und zu schluchzen, fest in die Arme genommen und mir immer wieder fürsorglich „Breath slowly" zugeflüstert. Irgendwann hatte er einen Arm ein wenig lockerer gelassen und damit angefangen, mir sanft über den Bauch zu streichen, was mir irgendwie tatsächlich dabei half, meine Atmung ein wenig unter Kontrolle zu bringen. „I'm here, you're not alone. And I'm gonna listen if you want to talk."

Nach diesen Worten, die zum ersten Mal nicht fordernd formuliert waren, fühlte ich plötzlich einen Druck auf der Brust, was für mich ein Zeichen war, dass ich tatsächlich reden sollte. Und das tat ich. Ich erzählte die Vorgeschichte, dass ich, je stärker meine Tics wurden, Tim dadurch immer näherkam, bis ich den Kuss-Tic zum ersten Mal hatte. Ich beichtete ihm, dass der Flug nach London meine Hoffnung war, dem Ganzen zu entkommen. Dass er quasi auch nur erhoffte Ablenkung gewesen war. Ich berichtete ihm von dem Abend, als Leonie und ich wieder zu Hause waren und ich mir mit Tim Ambers Gästebett hätte teilen sollen, ich vor Angst doch auf der Couch schlafen wollte, Tim sich bei mir geoutet hatte und wir uns schließlich sogar eine Decke geteilt hatten. Von dem Nachmittag und dem Abend darauf, wo wir uns getroffen hatten, Tim zusammengebrochen war, er mir indirekt gezeigt hatte, wie schlecht er von sich dachte, ich ihm meine Liebe gestanden und wir uns geküsst hatten. Wie ich mich dabei gefühlt hatte und was mir klar geworden war. Dass ich trotzdem Zweifel entwickelt hatte, iich ihm gesagt hatte, ich wolle allein sein und näheren Kontakt viel zu lange verhindert hatte. Dass er mir am Vortag abgesagt hatte, was ehrlicher Weise der einzige Grund dafür gewesen war, dass ich Ryan vom Flughafen abgeholt hatte. Dass nun ein Bild von uns beiden im Internet existierte, welches Leonie mir gezeigt hatte und mir bewusst gemacht hatte, wie unfassbar egoistisch ich mich die ganze Zeit über verhalten hatte.

Das Schlimmste wurde mir jedoch in dem Moment erst bewusst, als ich es aussprach: Tim hatte das Bild gesehen.

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Holy, das Kapitel war nicht leicht zu schreiben, ich hatte selbst mehrmals Gänsehaut dabei. Gerade deshalb würde ich mich diesmal umso mehr über Feedback/konstruktive Kritik freuen. 
Mehr hab ich auch nicht zu sagen, außer, dass ihr euch gerne an der Aufmunterungs-Keksbar bedienen dürft, aus welchem Grund auch immer ihr Aufmunterung braucht oder später mal gebrauchen könntet. :3

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Habt noch einen wunderschönen Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend oder eine gute Nacht! <3

(Do) I love you!? | Gewitter im Kopf FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt