~59. Klammern~

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Er hat wirklich wenig Zeit. Ich hoffe, er ruht sich zwischendurch auch genug aus.

~*~

Nachdem ich zumindest versucht habe, mich auszuruhen, wirklich zur Ruhe gekommen, bin ich nicht, nehme ich meine Trainingstasche und gehe schonmal zu den Trainingsräumen. Wahrscheinlich sind sie noch besetzt, aber man kann ja mal schauen.

Und tatsächlich habe ich Glück und ein Raum ist frei.
Ich ziehe mir meine Tanzschuhe an und versuche meine Haare zu einem Zopf zusammen zubinden, doch die kürzeren Strähnen fallen direkt wieder raus und mir ins Gesicht. Es wäre wohl schlauer gewesen, mir auch Haarklammern mitzubringen.

Nochmal nach Hause gehen, will ich aber nicht, also werde ich das wohl aushalten müssen.
Ich versuche also mir die Haare, die aus dem Zopf gefallen sind, hinters Ohr zu streichen und beginne, mich etwas aufzuwärmen.

Immer wieder fallen mir meine Haare ins Gesicht und auch der Zopf geht immer wieder auf.

Zum wahrscheinlich hundertsten Mal, mache ich eine Pause, um ihn zu erneuern. Da höre ich die Tür hinter mir aufgehen.

Ich drehe mich um und sehe Vernon eintreten. "Hey", er hebt die Hand kurz zur Begründung und stoppt dann mitten in der Bewegung und schaut mich verwundert an,"Warst du beim Friseur?"

"So in etwa", antworte ich kurz und verdrehe dann die Augen, als wieder die Hälfte meiner Haare aus dem Zopf fallen, bevor er überhaupt fertig ist.

Vernon kann sich bei dem Anblick ein kurzes Lachen nicht verkneifen, geht dann aber zu ein paar Schränken und durchsucht die Schubladen,"Wir bunkern in jedem Trainingsraum Haarklammern. Nur für den Fall. Ponys nerven manchmal gewaltig."

Er scheint sie gefunden zu haben und kommt mit einer Hand voll Haarklammern zurück. "Darf ich?", fragt er und nimmt schonmal eine Klammer in die andere Hand.

Ich nicke und Vernon beginnt, mir den zu langen Pony wegzustecken. Danach befestigt er auch noch die Haare, die immer aus dem Zopf rutschen und mir dann im Nacken hängen und stören. Die restlichen Klammern bringt er wieder weg.

Was ein paar Klammern ausmachen können. Der Pony stört nicht mehr und selbst der Zopf fühlt sich etwas fester an. Das könnte aber auch nur Einbildung sein.

Vernon kommt von den Schränken wieder zu mir zurück und schaut mich dann fragend an: "Was meintest du eigentlich mit du warst 'so in etwa' beim Friseur?"

Ich zucke mit den Schultern: "Der Fotograf meinte, eine Frisur mit kürzeren Haaren wäre besser für die Bilder..."
Ich versuche, den Satz so zu betonen, als wäre es kein großes Ding. Er muss ja nicht wissen, dass ich innerlich um meine langen Haare geweint habe, wie die von Germanys next Topmodel beim Umstyling.

Doch Vernon schaut mich etwas verwirrt an: "Und dann haben sie dir einfach die Haare abgeschnitten? Das geht doch nicht."

"Sie haben sie ja nicht einfach abgeschnitten. Sie haben vorher gefragt", korrigiere ich, doch Vernons Gesichtsausdruck zu Folge, macht es das nicht besser: "Und du hast zugestimmt?"

"Wenn es die Photos besser macht. Ich wollte niemanden enttäuschen, oder den Job verlieren", verteidige ich mich schon fast vor Vernon, den das ganze wütend zu machen scheint.

Vernon atmet kurz durch und erklärt dann: "Ich weiß, aber man lässt sich nicht für ein Fotoshooting die Haare so viel abschneiden. Was, wenn der nächste Kunde dich gerade wegen deiner langen Haare gebucht hat?"

Ich weiß nicht, was ich antworten soll und bleibe deshalb einfach still, sodass Vernon weiterredet: "Naja, passiert ist passiert. Am besten ist, du gehst demnächst zu deinem Manager und erklärst, was passiert ist, damit er bescheid weiß. Und da du jetzt bescheid weißt, machst du den Fehler bestimmt nicht nochmal."

Ich nicke nur kurz, worauf Vernon mich anlächelt: "Da das jetzt geklärt ist, mit was fangen wir an?"

Da es nur noch sechs Tage bis zum Kasting sind, bietet Vernon mir an, sich für die sechs Tage täglich mit mir zu treffen, um mit mir an meinen Rap-Fähigkeiten zu arbeiten und mir Tipps zu meiner Choreographie zu geben.

Natürlich nehme ich das Angebot an. Ich weiß zwar nicht, wo Vernon die Zeit hernimmt, doch wenn er es mir so anbietet, kann ich es nicht abschlagen. Ich kann seine Hilfe gut gebrauchen.

Adore UWo Geschichten leben. Entdecke jetzt