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Der gottverdammte Anfang dieser ganzen Sache.

Jimin

Ja, normalerweise kommt jetzt an der Stelle die dämliche Vorstellungsrunde. So von wegen: Hi ich bin Jimin, 17 Jahre alt und tanze gern. Oder so n Kack. Halt genau der Kram, den man so sagt, wenn man sich in der ersten Englischsstunde vorstellen muss, wo du dich für jeden fremdschämst, weil ihr Akzent einfach nur zum Heulen nervig ist.

Leider (*zum Glück) hab ich dazu keine Zeit, denn mein Bus hatte zehn Minuten Verspätung und ich musste den Weg bis zu meiner Klasse so schnell rennen, dass mir schon fast schwarz vor Augen ist. Zum Glück ist das der erste Schultag, denn da ist es am Peinlichsten. Man verstehe die Ironie an der Stelle.

Aber egal, der wichtige Teil ist:
Das homophobe Arschloch ist nicht mehr in meiner Klasse. Naja jedenfalls nicht in meinen Hauptfächern. Wenn ich Pech habe, ist er aber in meinem Sportkurs, was doppelt supoptimal wäre, weil ich da mit ihm eine Kabine teilen müsste.

Egal, ich schweife erneut ab.

Ich drehe mich um, um Taehyung einen Zettel zuzuwerfen. Der Idiot musste sich ja unbedingt neben Jungkook setzten! Danke für nichts. Nun saß ich neben dem Oberstreber, der brav alles mitschrieb, was Herr Choi so von sich gab. Es war das übliche Gelaber am Anfang des Jahres. Meinen Kursplan hatte ich schon, also war der Rest uninteressant.

Taehyung zischte meinen Namen und ich drehte mich um, um seinen Zettel entgegenzunehmen. Ich entfaltete ihn.

Hwang Hyunjin sitzt mit dir in Politik, Englisch, Sport und Erdkunde.

Taehyung war der Sohn des Rektors und damit über alle Kurse unserer Stufe informiert. Durch ihn konnte ich so nämlich die wichtigsten Dinge, wie zum Beispiel welche Kurse ich mit meinem Crush hatte, erfahren. Hyunjin war dieses Jahr neu zu uns auf die Schule gekommen. Ich kannte ihn von seinen vielen Basketballspielen, die ich regelmäßig mit meinem Bruder besucht hatte. Da dieser, zum Glück, selber Basketball spielte und zufällig im selben Verein wie Hyunjin war.

Leider beachtete mich dieser verdammt gutaussehende Adonis überhaupt nicht, sondern chillte nur mit den krassen Sportlern, zu denen ich, als Tänzer, nicht gehörte.

Ich kritzelte schnell eine Antwort zurück:

Fuck, Sport wird echt peinlich!

Ich gab den Papierfetzen nach hinten. Herr Choi sah in die Runde.

«Sonst noch Fragen?»

Alle schüttelten den Kopf und ich tat es ihnen gleich.

«Gut, dann seid ihr für heute erlöst, da die Fünftklässler nun ihre Willkommensfeier haben. Bis morgen.»

Eilig stand ich auf und verließ den Saal. Als Tae und Jungkook kamen, verließen wir das Gebäude und setzten uns auf die Bank unter dem großen Baum, der auf dem Hof stand.

Ich seufzte und lehnte mich entspannt zurück. «Sport mit Hwang Hyunjin...» sagte ich leise und ließ es mit durch den Kopf gehen. «Uhh du mit ihm in einer Kabine.» sagte Jungkook und wackelte mit den Augenbrauen. Taehyung schlug ihm auf den Oberschenkel und Jungkook schrie daraufhin laut auf, sodass einige Mädchen sich verstört zu uns drehten.

«Mensch, Jungkook, verstör doch nicht die armen Mädchen!» motzte ich ihn gespielt an und wir lachten. «Du bist immer so dramatisch.» kommentierte Taehyung das Verhalten des Jüngsten, woraufhin dieser schmollte.

«Aber um auf dein Thema zurückzukommen: Ich wette ihr vögelt in der Kabine.» meinte Tae. Ich lachte und zuckte mit den Schultern. «Da sag ich doch: sag niemals nie!» Taehyung und ich kicherten los, während Jungkook ernst blieb.

«Was los King Jeon?» fragte ich ihn. Diesen Spitznahme hatte er von uns erhalten nachdem er im Hochseilgarten eine Wette verloren hatte und an einem Seil nach unten rutschen musste. Dabei sollte er 'I'm the King' rufen. Und da JK, JK war, tat er das auch. Es lief auch ganz gut, bis sein linker Handschuh anfing zu qualmen. Als Jungkook unten war, war der Handschuh durchgebrannt. Taehyung und ich konnten vor lauter lachen nicht mehr, dass wir eine halbe Stunde oben standen und Tränen lachten.

«Jimin, reg dich nicht auf und mach jetzt keine Szene.» Ich rollte mit den Augen. «Spucks aus Jeon!» schnauzte ich ihn an. «Hyunjin steht hinter dir in der Raucherecke und steckt Ryujin die Zunge in den Hals.»

Auch Tae blickte hinter mich und sah erschrocken aus. Langsam drehte ich mich um und hätte bei dem Anblick fast gekotzt. Mein Herz fühlte sich so schwer an, als ich ihn mit ihr in den Armen sah.

«Pff, nicht mein Problem. Mir doch egal welche Mädels er vögelt.» sagte ich direkt. Ich wollte auf keinen Fall bemitleidet werden. Unter keinen Umständen. Ich stand auf und verließ den Schulhof. Meine beiden Freunde folgten mir mit Abstand. Ich unterdrückte die Tränen, die aufkamen.

Verdammte Liebe, verdammte Gefühle. Wie ich dieses Leben doch hasste.

«Fick dich Welt!» schrie ich und blieb stehen.

Mutation || Yoonmin||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt