Kapitel 3: Von Gebäck und Büchern

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Sich geistig einen Ruck gebend betrat Cass den Laden. Das wohlige Gefühl, das sie sofort zu umfingen schien, ließ sie staunend direkt hinter der Tür stehenbleiben.

Eine orangefarbene Tapete bekleidete die Wände. Helle Bücherregale säumten den hinteren Bereich und gemütliche Sessel und eine Couch mit gelben, orangefarbenen und roten Kissen luden dort zum Verweilen ein. Der Boden bestand aus rotbraunen Holzdielen und wurde in der Bücherecke mit türkisgrünen und blauen Teppichen in allen Formen geschmückt. Im vorderen Bereich fanden sich nur eine Handvoll kleiner Tische, die maximal für vier Personen ausgelegt waren und auf denen jeweils immer eine Vase mit einer weißen Lilie stand.

Langsam ließ Cass ihren Blick weiter an den Wänden entlangwandern. Überall hingen Fotos von Landschaften oder gemalte Bilder mit fröhlichen Darstellungen. Und die Lichterketten am Übergang zur Decke erst. Sie beschloss, dass sie in ihrer Wohnung auch so welche brauchte.

Die Theke, die hinter dem Glas alle möglichen Varianten von Backwaren präsentierte, befand sich zur Linken des Eingangs. An der Wand dahinter, direkt über der ziemlich modernen Kaffeemaschine, hingen Schiefertafeln mit den Preisen der Getränke. Daneben führte eine von zwei Türen aus dem Raum. Die andere befand sich an der gleichen Wand nur in unmittelbarer Nähe zu den Bücherregalen und dortigen Sitzgelegenheiten. Und genau aus eben jener Tür trat eine fröhliche Trish heraus, in den Armen ein ziemlich hoher Stapel an Büchern.

„Hallo", grüßte Cass mit schüchtern erhobener Hand.

„Ah, dachte mir schon, dass du es bist. Hier, sind die Bücher von denen ich gesprochen habe." Trish platzierte den schwankenden Stapel gekonnt auf der Theke und stemmte dann an Cass gewandt die Hände in die Hüften.

„Also das ist mein kleiner Laden. Wie unschwer zu erkennen ist, ist es ein Hybrid aus Coffee-Shop, Bücherladen und Bäckerei. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden." Ohne auf eine Erwiderung zu warten, trat sie auf die Tür unmittelbar hinter der Theke zu. „Und dahinter befindet sich mein kleines Refugium." Cass folgte ihr und fand sich schließlich in einer blau-violetten Küche wieder, die ganze vier Backöfen und zwei Kühlschränke beinhaltete. Der Boden und die Hälfte der Wand waren mit mitternachtsblauen Fliesen bedeckt und der Rest in einer Pastellvariante der violetten Küchenschränke gehalten.

Unwillkürlich sprach Cass ihre Gedanken aus: „Ziemlich bunt." Doch anstatt diese Äußerung als Affront zu werten, lachte Trish nur auf.

„Ja, nicht wahr?" Verträumt schien ihr Blick durch den Raum zu schweifen, als würde Trish nicht schon seit geraumer Zeit in dieser Küche arbeiten. Dann besann sie sich anscheinend wieder ihres Gastes.

„Und kannst du es dir vorstellen hier zu arbeiten?" Als ob sie nervös sei, knabberte Trish an ihren gelb lackierten Fingernägeln, den Blick ihrer braunen Augen nicht von Cass weichend. Diese musste nicht über die Frage nachdenken. Innerlich hatte sie ihre Entscheidung schon gefällt, als sie den ersten Fuß in diesen Laden gesetzt hatte.

„Klar." Das auf ihre Zusage von Trish ausgestoßene Quietschen schrillte in ihren Ohren und brachte sie zum Lächeln. Wild mit den Armen fuchtelnd, schien Trish sich davon abzuhalten, ihre neue Angestellte wild zu umarmen.

„Nun, dann kann ich dir ja direkt eine Anfangsstunde zum Thema „Backen" geben." Aufgeregt auf ihren Fußballen auf und ab wippend, wartete sie auf Cass Zustimmung und stürmte voller Tatendrang zu einem der Kühlschränke.

Auch ohne Flügel kann man fliegen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt