10. Bis zum aller letzten Moment

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P.o.v. Pride

Ich sah wie mein Bruder wortlos aufstand und ging. Alle sahen ihm erstaunt nach. Ich sprang auf und lief ihm nach. Doch meine Beine waren um einiges kürzer als die von meinem Bruder und deshalb holte ich ihn erst im Wald ein. Dort schlug er gegen einen Baum der unter seiner Faust zersplitterte. Er holte erneut aus und schlug wieder auf den Baum ein. Blut tropfte von seinen Händen während Holzsplitter durch die Luft flogen. 

Ohne groß nach zu denken schloss ich von hinten meine Arme um ihn. Darauf hin hörte er auf und ließ seine Hände sinken. Ich wusste nicht wie lange wir so da standen doch irgendwann murmelte er: "Du solltest nicht hier sein." "Ich lass dich sicher nicht im stich!", murmelte ich in sein Shirt. Er schimpfte: "Du verstehst das nicht?" Ich ließ ihn los und lief um ihn herum um ihm in die Augen zu sehen.

Ich meinte: "Ich verstehe es also nicht. Ich verstehe es also nicht von seinem Mate andauernd vor den Kopf gestoßen zu bekommen? Ich verstehe es nicht von meinen Mate verstoßen zu werden?" "Pride ich... du kannst nicht...", stammelte er doch so wütend wie ich war unterbrach ich ihn: "Nein! Ich weiß das es Nova ist. Du zeigst es. Ich kenne dich du Dummie schon vergessen?" "Es tut so weh.", wimmerte er. Ich murmelte: "Ich weiß." Da zog ich ihn an mich heran und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Er legte zögernd seine Arme um mich. "Komm wir versorgen jetzt erstmal deine Hände.", murmelte ich. Dann packte ich ihn an seinem Arm und zog ihn hinter mir her, zurück zum Haus von Josh der die Party gab. 

Gerade als wir das Haus betraten kamen uns Deren, die Zwillinge, Even, Lamy, Josh, Haru, May, Lis, Jack und... Nova entgegen. Sie sahen uns erstaunt an. "Hast du Verbandszeug? ", fragte ich an Josh gewandt. Er meinte: "Klar, komm mit." Ich warf Jack einen flüchtigen Blick zu, während ich Vito weiter hinter mir her zog. Im Badezimmer setzte er sich auf dem Klodeckel ab und Josh gab mir dem Erste-Hilfekasten. Mit einem letzten Blick zu meinem Bruder verließ er das Bad. 

P.o.v. Jack

Ich sah wie Pride mit ihrem Bruder und Josh im Bad verschwand und nur Josh wieder raus kam. "Das war eine Blöde fragte!", keifte May auf einmal. Simon beschwerte sich: "Jetzt ist es etwa meine schuld?" "Ja wer hat sonst auf dem Mate zeug rumgehackt. Wenn er 19 ist und seinen Mate nicht an seiner Seite hat bedeutet das entweder dass sein Mate in verstoßen hat oder... das er es nicht weiß.", schimpfte Nova. Simon keifte: "Ach ja!? Du hast ihn angeknurrt und ich bin der böse." "Hör auf! Alle zusammen. Nova du müsstest genau wissen dass die beiden nichts über unsere Welt wissen.", schimpfte ich und sie verstummten. 

Ich fuhr mir seufzend durch die Haare. Da spürte ich wie sich arme um mich legten und sich jemand fest an mich drückte. Als ich nach unten sah erkannte ich sofort Pride die Trost bei mir suchte. "Wir gehen dann... danke für die Party. Wir... sehen uns morgen.", murmelte ich und zog Pride mit mir. Ich fuhr zurück, doch Pride war ungewöhnlich still. Sie sah auch nicht aus dem Fenster wie sonst immer sondern nur auf ihre Hände. 

"Er sagte ich soll verschwinden... habe ich etwas falsch gemacht?", fragte sie irgendwann unsicher. Ihre Stimme bebte und ich empfand sofort Mitleid mit ihr. Dann antwortete ich: "Nein... er braucht etwas zeit für sich. Du hast dich doch auch zurück gezogen." Doch sie sagte nichts mehr. Nein sie schwieg und dieses Schweigen war einfach nur bedrückend. Ich wollte sie nur wieder so lächeln sehen wie am Anfang des Abends. Sie sah auf und murmelte: "Du bist vorbei gefahren." 

"ich lasse dich nicht alleine in deinem Zimmer Trübsal blasen.", meinte ich. Sie sah auf und als ich ihr einen flüchtigen Blick zu warf sah ich die Tränen die im spärlichen Licht der Straßenlaternen glitzerten. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und so lange gut auf sie eingeredet bis es ihr besser ging, doch wenn ich keinen Unfall bauen wollte sollte ich das lieber lassen. Ich parkte das Auto vor meiner Wohnung. Noch eine Woche und ich würde umziehen. Vielleicht will sie ja auch zu mir ziehen...

Ich stellte den Motor aus und legte meine Hand auf die ihre. "Es wird schon alles gut werden.", meinte ich und versuchte dabei so zuversichtlich wie möglich zu klingen. Doch um ehrlich zu sein war ich mir da selbst nicht so sicher. Ich kannte Vito schon eine lange zeit. Er war der stärkst Krieger den wir hatten mit Nova und mir natürlich und ich hatte ihn noch nie die Fassung verlieren sehen. Nicht mal das eine mal als es hieß wir drei gegen mehr als hundert andere. 

Da bemerkte ich den Verband um ihre linke Hand. Doch sie war schon so aufgelöst genug da musste ich nicht noch rum stochern. Da stieg ich aus, lief um das Auto herum nur um meine Mate aus dem Auto zu heben. Sie war leicht, aber das konnte man bei einem so zierlichen Mädchen nicht anders erwarten. Ich trug sie die Stufen zu meiner Wohnung hoch und setze sie auf dem Sofa ab. Dann holte ich ihr ein Glas Saft. Ich war der zukünftige Alpha des Rudels und mein Vater wollte sein Amt bald an mich abtreten da seine Sehfähigkeit stark nachließ. Also sollte ich eigentlich stark und selbstbewusst sein. Warum fühlte ich mich dann genau in diesem Moment so unbeholfen und schwächlich? Als wäre ich der Omega von uns beiden.

Ich reichte ihr das Glas und merkte dass ihr Pullover mit dem Blut von ihrem Bruder beschmiert war. "Ich komme gleich wieder.", murmelt ich an sie gewandt. Dann lief ich in mein Zimmer und kramte einen Pullover aus meinem Schrank. Das war zwar mein Lieblingspullover doch ihr würde ich ihn geben. So lief ich wieder ins Wohnzimmer. Wie gebannt sah sie auf das leere Glas. Ich gab ihr den Pullover und drehte mich um damit sie sich umziehen konnte. 

Da legte sie auf einmal von hinten ihre Arme um mich. Ich löste ihre Arme um mich zu ihr zu drehen. "Jack... bin ich egoistisch?", fragte sie plötzlich aus dem nichts. Ich murmelte: "So ein Unsinn wie kommst du denn darauf?" "Er... er weiß es seit einem Jahr und alles was ich mache ist ihm einen Monat lang die Ohren voll zu heulen ohne ihn das ganze verdammte Jahr zu fragen wie es ihm geht.", wimmerte sie und verkrallte ihre Finger in meinem Shirt am Rücken. Ich streichelte ihr mit meiner Hand durch die Haare und meinte: "Du konntest das alles nicht wissen." 

Nach einiger Zeit beruhigte sie sich und wir setzten uns aufs Sofa. "Es gibt gar kein Gästezimmer. Du wolltest nur dass ich kein schlechtes gewissen habe wenn du auf dem Sofa schläfst.", murmelte sie. Ich lächelte leicht und meinte: "Du hast mich erwischt Welpe." Da setzte sie sich rittlings auf meinen Schoß was mich so überraschte dass sie mich kurz aus der Fassung brachte. "Du wirst an meiner Seite bleiben oder?", fragte sie unsicher. Ich legte meine Hände an ihre Taille und versprach ihr: "Immer bis zum aller letzten Moment." 

Doch was ich da versprach war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Sie fragte: "Und würdest du mich küssen wenn ich dich darum bitte?" "Küssen?", fragte ich als ob ich nicht mal wüsste wie das ginge. Dabei war sie doch die unschuldige von uns beiden. Sie lehnte sich nach vorne und legte ihre Lippen auf die meinen. Ich schloss die Augen und genoss das ungewohnte warme Gefühl dass sich in meiner Brust ausbreitete, wie ein warmer Sonnenstrahl. Seine Mate zu küssen ist halt doch etwas ganz anderes. 

Da ließ sie von mir ab. Sie hatte ein Breites lächeln aufgesetzt. "Ich werde unseren Kindern erzählen dass ich es war die die initiative bei unserem ergriffen hat.", lachte sie und ihre Augen leuchten endlich wieder. Ich neckte sie: "Jetzt sind wir also schon bei unseren Kindern?" Sie wurde mit einem Schlag knall rot im Gesicht und versteckte es in ihren Händen. Ich nahm sie vorsichtig weg und meinte: "Aber diese Vorstellung gefällt mir."

Da gähnte sie herzhaft. Wie es sich für einen Gentleman gehört überließ ich ihr mein Bett und legte mir eine Decke und ein Kissen auf das Sofa. Als ich gerade zur ruhe kam und kurz vor dem einschlafen war hörte ich leise schritte und spürte wie sich jemand zu mir legte. "Pride?", fragte ich verschlafen. Sie wisperte: "Tut mir leid. Hab ich dich geweckt?" "Nein alles gut.", murmelte ich. Da legte sie ihren Kopf auf meine bloße Brust und ließ ihre Finger über meine Haut gleiten. 

"Was habt ihr Jungs eigentlich immer damit nur in Boxershorts zu schlafen.", fragte sie. Ich lachte leicht. Da bemerkte sie den dunkelvioletten Bluterguss auf meiner Brust den ich von Haru's schlag hatte. "Tut mir leid dass du mich immer zu beschützen musst.", murmelte sie und war dabei unendlich niedlich. Wusste sie wie süß sie aussah mit meinem viel zu großen Pullover und diesem reumütigen Blick in ihren wunderschönen blauen Augen. Da beugte sie sich über mich und küsste die verletzte stelle. Ohne dass etwas dagegen tun konnte zuckten meine Muskeln unkontrolliert unter ihren Lippen.

Wie sehr ich doch diese kleine Wölfin liebte. Sie war alles was ich wollte. Alles was ich brauchte. Wenn sie bei mir war wurde alles andere zweitrangig. Für sie würde ich alles tun... doch da wusste ich noch nicht was am nächsten Tag passieren würde.

My FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt