11. In der Stille vermisst man am meisten

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Verbunden durch eine starke Relation. Ein enges Band. Hawks war an Dabi gebunden und Dabi an Hawks. Auch wenn sie es anfangs nicht geplant hatten, war es passiert. Sie durchbrachen die Barrikaden und ließen sich aufeinander ein. Lernten sich von verschiedenen Seiten kennen, jene, die sie vor der Welt verborgen hatten.

Seiten, die von Anfang an nur füreinander bestimmt waren, denn nur untereinander, mussten sie nicht so tun, als ob. Sie konnten sie selbst sein, ohne Scham über ihre Unvollkommenheit, die sie ehrlich gesagt mochten.

Für Keigo stellte es sich als eine große Überraschung heraus, wie sehr man sich doch an jemanden binden konnte. Jeden Tag, zu jeder Stunde, Minute oder sogar Sekunde, nur an ihn denken und daran, wann sie sich das nächste Mal wieder begegnen werden.

Mirko hatte Recht behalten. Die Veränderungen, die er durchgemacht hatte, konnte selbst er mit der Zeit sehen. Doch er schämte sich nicht und bereute diese auch nicht. Es gab nichts zu bereuen, wenn es um Dabi ging. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als ihre gemeinsamen Tage und Erinnerungen dabei waren, ein für alle Mal zu verschwinden.

Denn jetzt verlor alles jegliche Bedeutung. Sich gegenüberstehend, bekämpften sie sich mit feindlichen Blicken, getränkt von Hass, Schmerz und Enttäuschung.

Der Blonde spürte, wie der Schmerz von Sekunde zu Sekunde zunahm. Und hier ging es nicht um sein verbranntes Gesicht, das mit großer Wahrscheinlichkeit Narben davontragen würde oder die anderen Stellen an seinem Körper.

Es war sein Herz, das in tausend Stücke zerrissen wurde. Genauso fühlte er sich, wenn er zu Dabi blickte. In seinen Augen konnte er Verachtung und Ekel erkennen, der sich an ihn richtete und bewirkte, dass er sich nur noch schlechter fühlte. Er fühlte sich wie das größte Stück Dreck auf der Welt, wie etwas, das kein Recht auf Existenz hatte.

War er wütend? Ja, war er – jedoch nicht auf seinen Partner, der damit rang, den Blonden nicht erneut zu attackieren. Wütend, vor allem auf sich selbst. Hawks wusste genau, wie sein Abenteuer mit dem Schurken enden würde.

Nichtsdestotrotz rannte er weiter in die Richtung, immer noch mehr wollend. Und es ging hier nicht nur um Sex, sondern um Dabi, mit dem er über eine Zeit seine Zukunft verband und diese sogar geplant hatte. Auch wenn er es ihm nie direkt gesagt hatte – ihm lag etwas an dem Schwarzhaarigen. Sogar sehr viel.

Dabi betrachtete das Gesicht seines ehemaligen Partners, zeigte dabei keinerlei Emotionen. Am liebsten würde er seine Flammen in dessen Richtung schicken, nur um das Problem ein für alle Mal zu beseitigen. Jedoch war da etwas, das ihn davon abhielt.

Immer noch, trotz alledem, was der Blonde gesagt und getan hatte, fühlte er etwas Starkes zu ihm. Von Anbeginn hatte er vermutet, dass der Held ein Spion war, doch seine Wachsamkeit wurde getrübt. In seinen Gedanken verfluchte er sich dafür.

Wie konnte er es so weit kommen lassen? Er? Dabi? Der, dem am allermeisten an allem hier lag? Sein Plan war perfekt, doch er hatte eine einzige Sache nicht bedacht. Er hatte Hawks und die Beziehung, die zwischen ihnen entstanden war, nicht mit einberechnet.

Dies konnte er nicht vorhersehen, schon gar nicht, da er all das nie geplant hatte. Es kam einfach so, wie ein plötzlicher Regen, den man nicht einfach aufhalten konnte. Genauso wie er, der sein Verlangen nicht einfach stoppen konnte. Die gemeinsamen Nächte, Momente und alles, was mit ihm verbunden war, genau das wollte er.

Denn die Wahrheit war, dass er nur bei ihm dieses verfluchte Gefühl verspürte, das man Glück nannte. Nur bei ihm konnte er auf Ruhe und Erholung zählen. Hawks war seine Oase. Sein kleiner Freund aus der Vergangenheit. Der Partner, der ihm so viel bedeutete. Und egal was bald folgen könnte, diese Tatsache würde sich nie ändern.

Keigo musste schwer schlucken, wodurch er mit einem furchtbaren Schmerz konfrontiert wurde, der in seiner Kehle brannte. Zu gerne hätte er etwas gesagt, Erklärungen, dass das alles nicht so war, wie der Schwarzhaarige dachte.

Doch alles deutete darauf hin, dass er nur mit ihm gespielt hatte, einfach um mehr Zugang zu Informationen zu haben. Er war ein Spion, keine Frage, doch das, was die beiden verband, das war kein Teil seiner Spionage. Es war nur eine Laune, die sich zu etwas Ernsthaften entwickelt hatte.

Mit leicht geöffnetem Mund streckte er seine Hand zu dem Schwarzhaarigen aus. Es fiel ihm schwer, seine Tränen zurückzuhalten. Sein Gesicht verzerrte sich durch den Einfluss des inneren und äußeren Schmerzes.

Mit zusammengezogener Braue, streckte auch Dabi seine Hand aus, die umhüllt von blauen Flammen war. Dies sollte eine Warnung an den Blonden sein. Als er das sah, stoppte er sein Vorhaben und senkte dem Arm, betrachtete die Flammen und das Gesicht, der Person, die er so sehr liebte.

Was dachte er sich dabei? Dass er alles erklärte und dann alles wieder in Ordnung sein konnte? Wie genau sollte das aussehen? Von Anfang an war ihm bewusst, worauf er sich da eingelassen hatte und trotzdem wollte er weitermachen.

Das Zusammensein mit dem Schurken veränderte nicht nur sein Leben, sondern auch ihn selbst. Wenn er ihn einige Tage nicht sah, konnte er nicht einschlafen, ständig dachte er an ihn. Darüber, was schon war und was noch kommen würde.

Wie also sollte er weiter leben, wenn all das nun vorbei sein sollte? Wenn er es überhaupt schaffen sollte, aus dieser Situation herauszukommen. Dabi nach zu urteilen, würde dieser ihm keine Ruhe geben, solange er es ihm nicht heimgezahlt hatte.

Hawks biss sich auf die Lippe und schmeckte den markanten, metallischen Geschmack seines Blutes. Er war ein Spion, ein Held, der an allem die Schuld trug. Wieso fiel es ihm also so schwer, sich mit dem hier abzufinden?

Warum bedeutete ihm das alles so viel? Er wollte es nicht. Wollte alles vergessen und keinen Schmerz mehr fühlen. Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er niemals zulassen, dass sie sich so nah kamen. Für sich, aber vor allem für ihn. All das hätte niemals passieren dürfen.

Immer noch den Helden betrachtend, biss Dabi die Zähne zusammen, er durfte sich seinen Emotionen nicht unterwerfen lassen. Es passierte schon wieder. Wieder verlor er ihn, genauso wie damals. Doch der Unterschied war, dass sie sich dieses Mal nicht nach einigen Jahren wieder treffen würden. Dieses Mal war das hier das Ende.

Dabei war es so schön gemeinsam.

Sie standen sich gegenüber, inmitten von blauen Flammen, die noch keine Zeit hatten, zu erlöschen. Ihre Herzen waren zerrissen und ihre Gesichter spiegelten das wieder, was sie in dem Moment wirklich gefühlt hatten. Sie betrachteten sich gegenseitig, inmitten der Stille. Denn nur dann konnten sie ihre Sehnsucht hören, die sie von Anfang an begleitete.

Held und Schurke...

Sie liebten und hassten sich zugleich …

Sie liebten und hassten sich zugleich …

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