Kapitel 13

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Hannibal hatte behutsam ein-, zweimal vergeblich versucht, Will anzusprechen, dann hatte er zu Wills Schutz schnell reagiert und ein heißes Glas Wasser bestellt, in welchem er eine selber hergestellte Mischung aus verschiedenen Pilzen, Kräutern und Früchten in einem Beutel aus getrocknetem speziellen Papier löste. Vorsichtig griff er unter Wills Kinn und legt seinen Kopf in den Nacken, bevor er ihm die Mischung einflößte. Er wehrte sich nicht. Hannibal beobachtete, wie sich die Pupillen weiteteten, bevor der Brünette überrascht keuchte. Dann dauerte es nicht mehr lange, seine Lider wurden schwerer, sein Herzschlag langsamer, der Puls sank und sein Kopf kippte zur Seite auf Hannibals Schulter. Dieser lächelte nun. Die Dosierung dieser Pflanzen war äußerst gefährlich, da jede für sich schon bei niedriger Dosierung giftig sein konnte, doch in richtiger Kombination konnten sie jede therapeutische oder beeinflussende gewünschte Wirkung erzeugen. Jetzt schlief Will seit mehreren Stunden ruhig, die Mischung hatte einen traumlosen, leeren Schlaf als Nebenwirkung. Hannibal hatte sich kein Stück bewegt, solange Will dort an seiner Schulter lag und schlief, auch wenn er wusste, dass so gut wie nichts ihn gerade aufwecken könnte.

"Hier!", rief der Beamte. Alana und Jack blickten auf. Stolz zeigte der Flughafenarbeiter auf seinen Computer. "Wir konnten ihr letztes Gate und Boarding orten!" Jack und Alana standen schnell auf und stellten sich hinter ihn, um die Geschehnisse auf dem Bildschirm besser verfolgen zu können. Eifrig tippte der Beamte noch ein paar Zahlen und Buchstaben ein, die für die beiden anderen keinen Sinn ergaben, und richtete sich dann strahlend auf. Das war sein wichtigster und interessantester Auftrag seit Wochen, Monaten am Infoschalter, und in letzter Zeit hatte er oft mit dem Gedanken einer Kündigung gespielt, und gerade diese beiden FBI-Agenten erinnerten ihn daran, was für ein Leben außerhalb dieses großen, gleichgültigen Flughafens herrschte. Er hatte einen Entschluss gefasst. Heute Abend noch würde er zu seiner Frau gehen und ihr den Entschluss mitteilen, seinen früheren Traum zu leben und für das FBI zu arbeiten. Es war vor ein paar Jahren daran gescheitert, dass sein Abschluss zu schlecht war, aber sowas konnte man ja nachholen, oder? Er hatte einen Entschluss gefasst, würde diesen tristen Flughafen hinter sich lassen und Gott, fühlte sich das gut an. „Das heißt, sie sitzen schon im Flieger?", fragte Alana und merkte nun, dass auch ihr letzter Funke Hoffnung auf einen Fehler, oder Glück auf ihrer Seite erlosch. „Ja, nach-", er scrollte ein wenig mit gerunzelter Stirn auf dem Computer herum, „nach Italien. Zum ‚Aeroporto di Fiomicino', Ankunft 17.15, mit leichter Verspätung." „Verdammt", fluchte Jack laut. Alana schüttelte den Kopf. „Sie haben es tatsächlich geschafft." „Was sollen wir jetzt machen?", fragte Jack Alana zu ihrer Überraschung mit verzweifeltem Unterton. Sie zögerte einige Sekunden, wägte in Gedanken richtig und falsch ab, bis sie antwortete. „Laut Lehrbuch könnten und dürften wir ihnen nicht einfach hinterherfliegen, auch wenn das im Moment das sinnvollste wäre. Eigentlich müssten wir zurück ins Büro und das ganze erst zu Protokoll bringen, bevor wir weitere Schritte mit späterer Genehmigung der Staatsanwaltschaft tun können." Jack vergrub das Gesicht in den Händen, hörte ihr doch weiterhin zu. ‚Wäre' und ‚könnten' waren normalerweise nicht Alanas Art zu reden. „Meiner Meinung nach allerdings bleibt es das sinnvollste. In Italien können wir alles weitere bürokratische klären, die Fahndung kontrollieren und sind auf dem Sprung, falls es neue Entwicklungen gibt."
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Vielen Dank wieder fürs Lesen, auch wenn ich ziemlich lange diese Geschichte pausiert habe. Ich hoffe, euch hat das Kapitel trotzdem gefallen ;))

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