☍ Eight

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Immer wieder erwischte sich Niall dabei, wie er über diesen Tag nachdachte. Er hatte Zayn von sich gestoßen. Hatte ihn mit starker Stimme verunsichert. Und ihn anschließend verlassen, ohne sich nur ein einziges Mal umzudrehen.

Doch er konnte sich selbst nicht helfen. Diese Unsicherheit zerfraß ihn förmlich und das Letzte, was er wollte, war den Schwarzhaarigen mit seinen Problemen zu überhäufen.

Er hatte viele Probleme. Sie schienen überall zu sein. Saßen wie lästige Parasiten in seinem Hinterkopf, erinnerten ihn des Nachts, dass sie sich nicht auflösen würden.

Er hasste jeden Tag. Jeden einzelnen Tag durchkämpfte er den grauenhaften Alltag und mit jedem neuen Tag, mit jedem Tag, an dem die Sonne früh morgens aufging und spät nachmittags wieder verschwand, schienen seine Probleme nur noch an Größe und Gewicht hinzuzugewinnen. Wie einen Luftballon, den man allmählich mit Wasser füllte, drohte er zu platzen und auch Niall schien immer mehr die Kontrolle zu verlieren. Eines Tages würden ihn seine Probleme umhüllen, wie ein einziges seidenes Tuch. Eines Tages würde er zerplatzen.

Doch bis es zu diesem Tage kam, halfen ihm seine Mitmenschen dabei, seinen Luftballon zu füllen. Manchmal ging es Niall zu schnell, und manchmal wiederum wünschte er sich, es würde nur schneller gehen.

"Horan!", die klirrende Freude klang täuschend echt. Matthew war ein wahrer Künstler, wenn es zu Dingen wie diesen kam. Frauen wickelte er um seinen kleinen Finger, als wären sie nichts weiter als ein altes Gummiband, welches er mit Leichtigkeit um seinen Knochen spannen konnte, und Niall war sich nicht sicher, ob es jemals eine an seinen unberührten Ringfinger schaffen würde.

"Wie geht es dir heute, mein Lieber?", seinen starken Arm schlang der Größere um Nialls schmale Figur und wie ein einzelner unwohler Schauer durchfuhr es den Körper des Anderen. Würde er Matthew nicht kennen, hätte er ihm sein aufgesetztes makelloses Lächeln vielleicht sogar abgekauft, so wie es förmlich strahlte und die zwei Reihen blitzender weißer Zähne entblößte. Er würde ohne einen verharrenden Gedanken Vertrauen in ihn setzen und sich ganz bestimmt in diesem Griff willkommen und wohl fühlen.

Doch Niall kannte ihn. Er wusste, dies war die Masche des gut gebauten Jungen. Er hinterging Freunde, sowie als auch Feinde. Es machte keinen Unterschied.

"Redest du jetzt schon nicht mehr mit mir?", sein elendes Grinsen schien wie gebrannt an der richtigen Stelle seines Gesichts und, um ehrlich zu sein, fragte Niall sich jedes Mal, wie jemand sich in ein Lächeln wie dieses verlieben konnte. Es jagte ihm Angst ein, doch eingestehen, wollte er sich dies nicht.

"D-Doch.", wie so viele Male schon zuvor zitterte die Stimme des Kleineren und auf seine unsicheren Worte folgte nur das belustigte Gelächter von Matthew und seinen armseligen Anhängern.

Sie zogen ihn mit sich, direkt in die schäbigen Toiletten der Jungen. Keine Menschenseele war zu sehen und selbst wenn irgendein kleiner, mickriger Siebtklässler an den Waschbecken gestanden hätte, hätte er sich, so schnell ihm es gelang, aus dem Staub gemacht, aus der Angst, auch ihm könnte seine kindliche Visage polliert werden.

Immerhin war es nicht anständig, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, richtig?

"Weißt du was,", Matthew hielt den weichen Stoff in seiner geballten Faust, der zum Pullover des Kleineren gehörte und presste Nialls kümmerlichen Körper gegen die kühlen Waschbecken, sodass der Blonde gegen ebendiese mit dem Rücken stieß. Er wusste, er würde nicht ein einziges Wort herausbekommen, doch ebenso wusste er nicht, ob es überhaupt angebracht wäre in diesem angespannten Moment, also schüttelte er kaum merklich mit dem Kopf, während er hart und schwer schluckte. Ob Matthew dies bemerkte? Ob er bemerkte, welch eine Angst sich in dem Kleineren ansammelte? Sein Grinsen wies darauf hin, als er fortfuhr: "Manchmal denke ich darüber nach, dich zu verschonen,", er strich provozierend über die sanfte Wange seines Gegenübers und Niall spürte, wie ihm der Sauerstoff wie ein Kloß im Halse stecken blieb. Mit lüsternden Augen und scheußlichen Grinsen auf ihren Lippen verfolgten auch die Mitläufer des blonden Tyrann das Geschehen mit, doch Niall konnte seinen Blick bei bestem Willen nicht abwenden. Wie in einem festen Griff behielten Matthews graue Augen, die von Niall und seine Stimme klang nun härter als zuvor, als er sagte: "doch dann fällt mir ein, dass du nichts anderes verdienst.", es schien wie ein Schlachtruf auf Niall, denn schon im nächsten Moment spürte er die Knöchel des Anderen in seiner Magengrube.

numb  › ziallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt