"Echt lustig zu sehen, was Menschen für Geld machen. Ich meine, es interessiert doch keinen, welche Unterhosen sie neben ihre Socken im Regal legen.", Nialls Blick war auf den flimmernden Fernseher gerichtet, während er auf dem letzten Bissen seines Sandwichs herum kaute und somit etwas beim Reden nuschelte. Sein Kinn hatte er in beide seiner Hände gestützt und sein Bauch lag weich und gut gepolstert auf der dicken Matratze von Zayns Bett.
"Oder ob sie lieber Erdnussbutter anstatt von Erdbeermarmelade auf ihr Toast schmieren.", seine Beine wippten leicht auf und ab. Es lief irgendeine banale Realityshow.
Für einen Moment schien der Blonde wie zu erstarren und sah noch gebannter als zuvor auf den flachen Bildschirm, bevor er zu lachen begann.
Man hätte schwören können, er würde Selbstgespräche führen, da sonst keine Stimme in dem Zimmer zu hören war, doch unbemerkt und still saß der Schwarzhaarige gegen die Wand gelehnt. Die Matratze wölbte sich etwas unter seinem Gewicht und seine Arme hatte er vor der flachen Brust verschränkt.
Es war nicht so, dass ihn der Jüngere nervte - ganz im Gegenteil! Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als einfach so mit Niall im Bett zu liegen, während absurde TV-Shows nebenbei liefen und sie lachten und redeten. Solang er bei dem Blonden war, verplemperte er gern seine Zeit mit dem lächerlichem Schrott, der tagtäglich im Fernseher lief.
Er war nur einfach zu beschäftigt. In seinem Kopf spielten die Bilder, die Worte von vor zwei Stunden. Wie Matthew seinen Freund gepiesackt, gepeinigt hatte. Er hatte ihn verletzt, aber Niall verlor kein Wort darüber.
"Was denkst du? Kriegen die viel Kohle dafür, dass sie sich derart blamieren und es auch noch ausgestrahlt wird?", amüsiert starrte Niall auf den flachen Bildschirm, welcher wie zu leuchten schien in dem dunklen Zimmer. Erst als er keine Antwort auf seine eigentlich so unnötige Frage bekam, richtete er seine vollkommene Aufmerksamkeit auf den Älteren.
Besorgt legte der Jüngere seinen Kopf schief, während er Zayn so musterte und begutachtete. Er sah so zerbrechlich und klein in dem viel zu großen blauen Pullover des Anderen aus und sein bleiches Haar - so unordentlich und zerzaust. Und, verdammt, würden all diese negativen Fragen und Gedanken nicht vollkommen den Kopf des Älteren vernebeln, wäre er schon längst über den Blonden hergefallen.
"Werden wir jetzt einfach so tun, als wäre das heute nie geschehen?", Zayn klang verbittert. Er schob jeden Gedanken beiseite und sprach das, was ihm sein Herz erschwerte.
"Wovon redest du?", Niall wusste genau, um was sich das jetzige Thema drehte und trotzdem fragte er nach. Der Ton des noch laufenden Fernsehers war nun komplett ausgeblendet und beide ihrer Blicke waren fest verankert.
"Du weißt, wovon ich rede.", die Lippen des Älteren bewegten sich nur langsam.
"War nur ein Spaß von Matthew.", der Blonde spürte, wie ein störender Kloß seine Kehle zu versperren schien, doch mit einem heftigen Schlucken verschwand auch dieser und er starrte unbekümmert auf einen Fleck nur knapp neben Zayns Kopf. Er traute sich nicht, dem Anderen in die Augen zu sehen.
"Niall, das war definitiv nicht spaßig gemeint.", immer noch strahlte Zayn die Ruhe selbst aus und allmählich setzte der Blonde sich auf. Sein Blick jedoch galt nun seinen Händen. Sahen seine Finger schon immer so blass aus?
"Niall, sieh' mich bitte an.", besorgt legte der Ältere seine Stirn in Falten, während er so den Kleineren vor sich betrachtete, doch dieser machte keine Anstalten, den Blick zu heben.
"Ich mache mir doch nur Sorgen und will wissen, was los ist.", Niall schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.
"Wie lang macht er das schon, Niall?", vorsichtig rutschte Zayn an den Anderen heran, doch dieser begann nur heftiger seinen Kopf zu schütteln, sodass ein paar seiner blonden Strähnen durch die Luft wirbelten.
"Niall, bitte rede doch mit mir.", ein weiteres starkes Kopfschütteln und immer noch kriegte Zayn nichts von den blauen, großen Augen zu sehen, in denen er doch jedes Mal so einfach zu versinken schien.
"Niall.", der Name schien die Lippen des Schwarzhaarigen zum hundertsten Mal zu verlassen, doch er klang genau so schön, wie zuvor auch. Voller Zuneigung, legte Zayn nun beide seiner Hände auf die Schultern seines Gegenübers und nun schoss dessen Kopf empor.
"Mir geht es gut, Zayn.", ein Lächeln, welches täuschte, doch Zayn wusste, es war nur eine weitere Lüge, die leicht holpernd die schmalen Lippen des Anderen verließ. Aus blauen Augen sah Niall ihn an und der Blick des Anderen schien lesen zu können. Er betrachtete ihn nicht nur, nein, er schien den Blonden regelrecht durch diesen intensiven Blickkontakt lesen zu können.
"Niall.", diesmal schien die Stimme des Älteren mahnend.
"Mir geht es gut, Zayn.", zwischen zusammengebissenen Zähne presste Niall diese sture Antwort hervor und er wusste, er belog sich selbst. Sein Blick galt erneut seinen Fingern.
"Ich mache mir wirklich Sor-", noch bevor er fortfahren konnte, schoss der Kopf des Blonden zu ihm und er fiel ihm ins Wort.
"Mir geht es gut, Zayn!", er schrie beinahe.
"Mir geht es gut, mir geht es gut-", immer und immer wieder verließ dieser Satz Nialls schmale Lippen, doch mit jedem Mal wurde es leiser und unsicherer. Holpernd verließ die Lüge seine Zunge und er hoffte, es würde wahr, wenn er es sich nur immer und immer wieder einredete.
Doch es funktionierte nicht und darin war auch Zayn sich bewusst.
"Es ist okay.", mit diesen drei Worten nahm der Ältere den Blonden in den Arm, drückte ihn fest an sich. Er umschloss ihn so fest es ging, wollte ihm zeigen, dass er da war. Und Niall gab endlich auf, die Tränen erneut herunterzuschlucken. Er ließ sie los.
Zitternd krallte er seine Finger in den dünnen Stoff von Zayns Hemd und vergrub sein Gesicht tief in der Hals-beuge des Älteren - ganz egal, wie merkwürdig es sich auch anfühlte, seine Nase in die nun feuchte Haut zu drücken.
Es zerriss Zayn das Herz. Der Jüngere schien so zerbrechlich, so voller Furcht.
"Es ist okay.", Zayn versicherte dem Jungen in seinen Armen, es sei okay. Es sei okay, zu weinen. Er könne sich Zeit lassen - mit allem. Die Welt sei okay, solange er da sei.
Doch auch der Schwarzhaarige fand Zweifel. Denn er wusste, Niall verspürte diese Angst und diese Trauer nicht zum ersten Mal, Matthew beließ es nicht bei dummen Bemerkungen gegenüber des Blonden und Zayn hatte nie zuvor etwas gemerkt.
Und in diesem Moment sagte Zayn dies auch zu sich selbst.
"Es ist okay."
Sie würden das schaffen, richtig? Zusammen würde es gehen, nicht wahr?
Es war okay.
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numb › ziall
Teen Fiction❝jokes are meant to be funny, right?❞ [boyxboy » ziall horlik // german] © john-lemon dedicated to paula and amy