TWO. THE SOLDIER WHO KNEW TOO MUCH
Zaghaft strichen Serena's Fingerkuppen über ihre linke Schulter, fuhren die gezeichneten Hautpartien nach. Die karmesinroten Wundmale hatten ihren Körper hinlänglich vereinnahmt, würden Zeit benötigen, um sich wieder zurückzuziehen. Die zarten sowie charakteristischen Eisblumen schmückten ihren linken Arm und liebkosten selbst die schmalen Finger der weißblonden Schönheit.
Still und leise zeichneten sie sich oberhalb ihres Herzens ab, prangten an Serena's Taille und umworben spielerisch ihren linksseitigen Hüftknochen. Nur langsam wandte das junge Individuum den Blick seines Spiegelbildes ab. Denn die Eisblumen verwuchsen miteinander, hatten den einzigartigen Kontinent vergrößert, welcher zunächst das Knie der 21-Jährigen annektiert hatte. Lediglich am Fußrücken minimierte sich das purpurfarbene Festland.
Bedacht kehrte der Commander dem Spiegel seinen Rücken zu und verlagerte sein Gewicht, wie auch schon Tage zuvor auf sein rechtes Bein. Die helle Haarmähne streifte Serena über ihre rechte Schulter und bewahrte eine umfassende Sicht ihrer Wirbelsäule. Das Glas reflektierte die dunklen Hervorhebungen, welche ihre Knochenpunkte kennzeichneten. Sie zerstreuten das Kunstwerk und splitterten geradezu die Himmelskörper, welche im Zentrum Serena's Rücken weilten.
Ratchet sagte, dass die Wundmale wieder vergehen und ihre Verbrennungen restlos verheilen würden. Ihre Stimme würde sie in den nächsten Tagen zurückerlangen, sie mache bereits große Fortschritte. Die Paralyse mäßigte sich, würde allerdings mehr Zeit in Anspruch nehmen. Sie würde, im Gegensatz zu ihren königsblauen Augen schwinden. Denn das tiefblaue Meer hatte sich in Serena's Iriden manifestiert. Vielleicht werden sie nie wieder ihre markante, goldene Farbe zurückerlangen.
Das junge Individuum konnte sich abermals nicht lange auf den Beinen halten und dennoch wollte sie die schattenreichen Erinnerungen abwaschen. Das kühle Wasser benetzte ihre zierlich wirkende Gestalt, erweckte aufgrund der zahlreichen Wundmale ein eher zerbrechliches Erscheinungsbild. Mit ihrem ramponierten Knie würde Serena auch noch langfristig zu kämpfen haben.
Serena stützte sich mit ihrem rechten Arm an den weißen Fließen ihr gegenüber ab und reckte ihr Kinn in die Höhe. Das Rauschen des Wassers übertönte ihre Gedanken, ergoss sich über das ebenso gezeichnete Gesicht. Unversehens hatte ihr Herz wieder zu schlagen begonnen.
Das tosende Geräusch verstummte. Vorsichtig wand die weißblonde Schönheit das Wasser aus ihren schulterlangen Haaren. Ihre Leistungsfähigkeit war arg eingeschränkt, hatte mit ihren kraftlosen sowie linksseitigen Gliedern schwer zu tragen.
Leise tapste das junge Individuum aus der bodenebenen Dusche und umwand dessen Körper mit einem der weißen Handtücher. Die Tür zu ihrer Unterkunft öffnete sie einen Spalt und erhaschte die Dunkelheit, welche jenes sich zu Eigen gemacht hatte. Der Abend war fortgeschritten.
Serena tastete nach dem Rand des glänzenden Waschbeckens, suchte daran Halt. Ihre Finger schlossen sich um das glatte Keramik, während sie selbst dem Spiegel entgegenblickte. Ihr Abbild jedoch wurde verwehrt, präsentierte ledig eine schwammige Silhouette. Sie streckte ihre linke Hand nach der gläsernen Fläche aus und wischte den Dunst fort. Nach und nach wurde ihr Spiegelbild freigelegt, und erspähte etwas, was sie in ihrer Bewegung innehielten ließ.
Es war nicht sie selbst, sondern vielmehr der Schatten, welchen die 21-Jährige im Augenwinkel vernahm. Sie verweilte einen Moment in ihrer Position, versuchte zunächst mithilfe der trüben sowie reflektierenden Glasfläche die Person auszumachen. Missmutig zog das junge Individuum die Augenbrauen zusammen, wandte sich schließlich der Gestalt zu. Blau kreuzte Blau.
„Jake", brachte sie heiser hervor. Sein Name hinterließ einen bittersüßen Beigeschmack, hatte ihn seit seinem Ableben nicht mehr ausgesprochen. Zu groß war die Angst, jemand könne ihn entwürdigen. Die Mundwinkel des Soldaten zuckten leicht. „Hey, Tiger." Seine Stimme hatte sich nicht verändert, sprach seinen Wildfang fürder mit dessen ganz persönlichem Spitznamen an.
Ruhig hatte er mit der rechten Schulter am Türrahmen gelehnt, schritt nun bedächtig auf die weißblonde Schönheit zu. Diese stützte sich noch immer am Rand des Waschbeckens ab, worauf Jake die Initiative ergriff und einen Arm um ihre Taille legte. Er hob Serena ein Stückchen hoch, um sie schließlich auf der Ablage abzusetzen. Der Lieutenant selbst hatte seinen Platz zwischen ihren Beinen gefunden und eine Hand an ihr zerschundenes Knie gelegt.
Der Commander musterte Jake's vertrautes Antlitz, beäugte die bekannte Narbe, welche unverändert seine linke Augenbraue teilte. Sie betrachtete ihn eingehend, als suche sie nach Bestätigung. Stille vereinnahmte die zwei Individuen. Der einst gefallene Soldat ließ seinen Wildfang machen, schenkte ihm die Zeit, welche er benötigte. Indessen strichen die Fingerkuppen des jungen Offiziers über die purpurfarbene Haut, zogen kleine, sanfte Kreise.
Zaghaft hob Jake's Gegenüber seine Hand und legte jene an die Brust des 24-Jährigen. Sie spürte das kräftige Pulsieren innerhalb seines Brustkorbes, vernahm seinen Herzschlag. Schmunzelnd verfolgte der Lieutenant die Bewegung. Serena zog erneut konsterniert die Augenbrauen zusammen, räusperte sich leise. „Du solltest deine Stimme schonen", erhob Jake anstelle seines Wildfanges das Wort. Seine stählernen, blauen Augen fanden ihre königsblauen. „Zum Tausch übernehme ich das Reden."
Serena beäugte ihn gedankenvoll, zog umsichtig ihre Hand zurück. Er war tot. Ein glimpfliches Nicken bejahte sein Vorhaben. Doch nun stand er hier und zeichnete weitere Kreise. „Obwohl es mir mittlerweile Spaß gemacht hat, mit dir zu diskutieren", fuhr er recht amüsiert fort. Serena's Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Dennoch verblieb eine gewisse Melancholie in ihrem Blick.
„Ich werde dir deine Fragen beantworten", sagte Jake leise, hatte seine Stimme unweigerlich gesenkt. „Doch zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort." Er hielt in seiner Bewegung inne und legte seine Hand behutsam auf ihrem Knie ab. Die Augen des Soldaten schweiften zu Serena's Schulter, begutachteten die karmesinroten Eisblumen. Federleicht fuhren seine Fingerspitzen über ihr linkes Schlüsselbein.
„Wird das wieder vergehen?", fragte der Lieutenant, ohne den Blick abzuwenden. Das letzte Mal, als er seinen Wildfang gesehen hatte, war die Vergiftung weit weniger gravierend fortgeschritten. Flüchtig sah er zu ihr auf. Sie nickte stumm. „Spätestens jetzt fragst du dich, warum ich dennoch hier bin." Jake unterbrach abermals den Augenkontakt, musterte das Farbspiel an Serena's Schläfe und Jochbein. „Der Grund ist simpel", fuhr er monoton fort, während die weißblonde Schönheit stets seinem wandernden Blick folgte. „Ich wollte dich sehen."
Seine stählernen, blauen Augen musterten die währenden Wundmale. „Man hat mir erzählt, was seither passiert ist." Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „So wie es aussieht, sind wir beide eine Art Wiedergänger." Jake's Blick fand den seines Wildfanges, welcher daraufhin seinen Kopf leicht schief legte. Unter der Hand krochen allmählich ihre Instinkte hervor. Das Lächeln des jungen Offiziers schwand.
„Mir bleibt nicht mehr viel Zeit", sagte er leise und strich eine noch feuchte Haarsträhne hinter Serena's Ohr. Der Lieutenant beugte sich vor und platzierte einen sanften Kuss an die Stelle dahinter, worauf jene Hautpartie angenehm zu kribbeln begann. Die weißblonde Schönheit schloss für einen Moment ihre Augen. „Ich habe dich gefunden, Tiger", raunte er unmittelbar an ihr Ohr. Seine Wange berührte ihre. „Jetzt musst du mich finden."
Die angenehme Wärme verschwand. Jake setzte einen Schritt zurück, gewillt sich von dem jungen Individuum zu entfernen. Serena öffnete ihre Augen und legte eine Hand auf die des Soldaten, welche noch immer an ihrem Knie ruhte und somit verhinderte, dass er sich entzog. Er hielt inne, bedachte seinen Wildfang mit einem weiteren, kleinen Lächeln.
„Ich werde warten", sagte er leise. „Ich werde auf dich warten."
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𝐈𝐍𝐂𝐄𝐏𝐓𝐈𝐎𝐍. TRANSFORMERS ¹
Fanfic❝ Menschen glauben nur das, was sie gewillt sind zu glauben. ❞ 𝗗𝗘𝗥 𝗖𝗢𝗠𝗠𝗔𝗡𝗗𝗘𝗥. Mehr als nur ein gängiges Pseudonym, welches von der Regierung inszeniert wurde. Ein Name, hinter dessen Bedeutung sich für die einen eine potenzielle Gefahr e...