Kapitel 11

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„Flugbug! Ich bin wieder da!"
Der Wissenschaftler verzog das Gesicht und warf einen angesäuerten Blick über die Schulter, sah die junge Hybridin im Türrahmen des Labors stehen.
„Hört man", grummelte er und sein Griff um das Schweißgerät verstärkte sich etwas.
Sein Kopf schmerzte noch immer, aber von der Arbeit hatte er sich nicht abhalten lassen.
„Was, du willst gar nicht wissen, wen ich diesmal erledigt habe?"
„Nicht jetzt. Im Gegensatz zu dir hab ich nicht nur alle paar Tage zu arbeiten", fuhr er sie schärfer an als beabsichtig, doch sie ignorierte seine Tonlage.
Dafür schnüffelte sie, verzog das Gesicht.
„Sag nicht, es ist schon wieder etwas in die Luft geflogen, während ich nicht da war", schnaubte sie und er zuckte mit den Schultern.
„Das ist nicht fair!"
„Das Leben ist nicht fair", murmelte er und atmete tief durch.
Sie runzelte kurz die Stirn, zuckte dann jedoch mit den Schultern.
„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du weißt, wo der Boss ist."
Langsam schaltete Flug das Schweißgerät ab, nahm die Schutzblende ab, dachte nach.
Als er nach seiner Dusche und der Versorgung seines Kopfes das Badezimmer verlassen hatte war sein Chef nicht mehr in seinem Zimmer gewesen. Das lag jetzt schon gut drei Stunden zurück...
„Ich hab keine Ahnung...", antwortete er schließlich und sie legte den Kopf schief.
„Aber wenn er das Haus verlässt sagt er dir doch meistens Bescheid."
„Wirklich?"
Dementia kicherte, verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
„Noch nie aufgefallen? Das macht mich echt neidisch – ich würde mir wünschen, er würde mir immer sagen, was er gerade macht", schmollte sie und Flug streckte sich, ein paar seiner Gelenke knackten.
„Wars das?", grummelte er und sie schnaubte beleidigt.
„Du bist heute echt nicht gut drauf... Nun gut, ich such weiter nach meinem Schätzchen..."
Mit einem manischen Kichern stürmte sie aus dem Labor und er sah ihr unbeeindruckt hinterher.
„Wenn du wüstest, was dein „Schätzchen" im Moment verfolgt – oder besser wen...", murmelte er zu sich selbst, schluckte schwer.
Das erste Gegenmittel hatte sich als Reinfall erwiesen – jedenfalls war die Testmaus kurz nach der Injektion innerlich verblutet.
Immerhin hatte er jetzt ein neues Giftrezept entwickelt.
Um den wummernden Kopf freizubekommen hatte er den kaputten Regler repariert und mit dem letzten Roboter auf seiner Liste angefangen.
Und das alles in drei Stunden – neue Rekordzeit.
Er seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen.
Trotz Handschuhen und Tüte konnte er deutlich das medizinische Pflaster spüren, dass er über das Loch in seiner rechten Schläfe geklebt hatte. Diese Wunde würde definitiv eine Narbe mit sich führen...
Mit einem frustrieten Seufzer ließ er die Hände wieder sinken, schlurfte zu einem seiner Schreibtische.
Direkt unter der Schubblade mit seinem Modafinil hatte er eine weitere Schubblade voller Schmerzmittel in den verschiedensten Stärken.
Das er inzwischen noch nicht Tablettenabhänging war grenzte schon beinahe an ein Wunder.
Zwei Ibuflam 800 würden hoffentlich reichen...
Er nahm sich die Tabletten und verließ das Labor, tappte in die Küche hinauf.
Einfach kurz einen Apfel oder ein Stück Schokolade würde schon reichen, damit sein Magen nicht mehr als nüchtern galt.
Was ihn jedoch erwartete als er die Küche erreichte, hätte er sich nie vor zustellen gewagt.
Black Hat stand an der Küchenzeile, eine Pfanne in der einen Hand, während er mit der anderen desinteressiert Dementia auf Abstand hielt, welche sich anscheinend nicht entscheiden konnte, ob sie den Boss umarmen oder sich auf die Pancakes auf der Küchenzeile stürzen sollte.
Fives war nirgends zu sehen und auch Flug wollte sich lieber wieder verziehen, aber der Anblick eines kochenden Black Hat's war einfach zu faszinierend um sich da einfach los zu reißen...
„Flug, du bist schon wieder auf den Beinen?"
Black Hat's verwunderte Aussage ließ ihn aus seiner Starre entkommen und er blinzelte ein paar Mal verunsichert.
Was zur Hölle war nur mit ihm los?
„Sieht so aus..."
„Er hat schon wieder seit einiger Zeit im Labor gearbeitet", mischte sich Dementia ein, sichtlich eingeschnappt, dass er die Aufmerksamkeit bekam, nach der sie gesucht hatte.
„Du hast was?", fuhr ihn der Dämon an, das sichtbare Auge verengte sich berechnend.
„Mir geht es gut, Sir. Ich kann nicht noch eine Pause einlegen..."
„Das ist keine Pause, Flug", unterbrach ihn sein Chef und nahm die Pfanne vom Herd, schaltete ihn ab.
„Du bist verletzt und deine Gesundheit ist wichtiger wie die Artikel."
Dementia klappte der Mund auf, wurde von Black Hat jedoch nicht beachtet. Er schob lieber den Pancake aus der Pfanne auf den Stapel, den er bereits gebacken hatte.
Flug jedoch kniff die Augen zusammen, atmete tief durch.
„Du gehst jetzt sofort wieder in dein Zimmer und bleibst dort. Ich komm gleich nach", meinte Black Hat und warf seinem Wissenschaftler einen strengen Blick zu.
Dieser seufzte und nahm sein Schicksal widerwillig an. Er wandte sich um und tappte den Gang wieder zurück, inzwischen wurde ihm auch übel.
Dementia würde etwas ahnen, sie würde ihn jetzt nicht mehr in Ruhe lassen und sobald Black Hat wieder bei Verstand war, würde sie ihm alles brühwarm erzählen.
Der Boden unter seinen Füßen begann zu schwanken, doch er schleppte sich weiterhin vorwärts, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab.
Vielleicht hatte Black Hat doch recht gehabt und er war bei weitem noch nicht wieder so bei Kräften, wie er selbst erwartet hatte.
Dennoch schaffte er es auf den Beinen zu bleiben, solange, bis er in seinem Zimmer stand und sich auf die Couch sinken ließ.
Fast gleichzeitig schwanden ihm erneut die Sinne.

Villainous -  Accidentally in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt