Kapitel 8

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„Hier noch eine Unterschrift, dann sind mein Gehilfe und ich auch schon wieder weg", meinte Flug und reichte dem Bösewicht vor ihnen ein Klemmbrett mit Lieferschein.
Schwungvoll unterschrieb der Kunde...Flug hatte sich gar nicht mehr die Mühe gemacht sich seinen Namen zu merken... und wandte sich dann seinem Paket zu.
„Fives, wir gehen", schnaubte Flug und lächelnd wackelte der Bär an seine Seite. Er öffnete die hinteren Türen des schwarzen Lieferwagens und ließ den Bär einsteigen, bevor er es sich selbst auf dem Fahrersitz bequem machte.
Er startete den Motor und fuhr an.
Doch 5.0.5. bemerkte nach nicht allzu langer Zeit, dass dies nicht die Strecke zurück zum Anwesen war.
Aber sie mussten doch nichts mehr ausliefern...Oder?
„Nein, wir müssen zu keinem Kunden...Es ist nur...ich...will das du jemanden kennenlernst", antwortete Flug und bog scharf rechts auf einen Feldweg ab. Der Wagen holperte vorwärts und der blaue Bär gab sich mit der Antwort Flugs zufrieden.
Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis sie den Treffpunkt erreicht hatten.
„Warte noch kurz, mein Süßer...Ich hol dich gleich", meinte Flug und stieg aus.
Kaum dass er die Autotür hinter sich geschlossen hatte, schlangen sich Arme um seinen Hals und blonde Haare verdreckten seine Sicht. Er erwiderte die Umarmung und atmete tief durch.
„Was ist los, Smarty? ", seufzte sie und löste sich langsam von ihm.
„Einiges...Hast du Zeit?"
„Immer. Sag nicht, du hast etwa welche!", scherzte sie und grinste ihn an.
„Ausnahmsweise hab ich die tatsächlich...", antwortete er und wünschte die Tüte abnehmen zu können, aber er war mit seinem Firmenwagen unterwegs und Fives war auch noch dabei...
„Bevor wir jedoch reden, muss ich dir noch jemanden vorstellen", grinste Flug und Cassandras Augen weiteten sich.
„Doch nicht etwa..."
Sie wurde unterbrochen, als Flug die Hintertür öffnete und ein großes blaues Plüschknäul mit Blümchen den Wagen verließ.
„505, darf ich dir Cassandra vorstellen, meine ältere Schwester", eröffnete er seinem Sohn, welcher zuerst verblüfft zwischen ihm und der blondhaarigen Frau ihn und her blickte.
Sein Papa hatte eine Schwester?
Im nächsten Moment drückte sich Cassandra in einer versuchten Umarmung in sein weiches Fell und 5.0.5. schloss sie sofort ins Herz.
„Er ist tatsächlich so flauschig wie du ihn immer beschrieben hast", lachte sie durch sein Fell hindurch, was auch den Wissenschaftler zum Lachen brachte. Er wusste jeder hatte mindestens eine Schwäche - seine Schwester hatte zwei.
Ihren kleinen Bruder und flauschige Tiere.
„Wer ist mein süßer großer Teddybär? Natürlich du", kicherte sie und wuschelte mit ihren Händen durch sein Fell, woraufhin Fives anfing mit den Stummelschwanz zu wackeln und glücklich zu brummen.
Am liebsten hätte Flug mitgemacht, doch sie hatten nicht ganz so viel Zeit, wie es vielleicht davor den Anschein gemacht hatte.
„Fives...Könnte ich meine Schwester vielleicht wieder kriegen? Ich müsste kurz mit ihr reden", lächelte er und der Bär grinste zurück, ließ Cassandra los.
Seine Schwester legte ihm einen Arm über die Schultern und führte ihn zu einer Parkbank, die mitten im nirgendwo am Rande einer Wildblumenwiese stand.
Wie praktisch...
Sein "Sohn" begann durch die Wiese zu stromern und fing irgendwann an, Blumenkränze zu flechten.
„Also, was gibt's?"
„Ich hab ein kleines Problem und wenn ich nicht mit jemanden darüber rede, werd ich noch verrückt", seufzte er und sie hob eine Augenbraue.
„Verrückter als du eh schon bist? Geht das?"
„Sehr witzig..."
Ihr Lächeln verschwand und er lehnte sich zurück.
„Black Hat hat mit meinen Chemikalien gespielt...hat uns damit fast in die Luft gejagt und sich selbst mit dem Zeug überschüttet - hat sich herausgestellt, dass es sich dabei um so etwas wie einen "Liebestrank" handelt. Jetzt...Jetzt ist er plötzlich nett zu mir", brummte er, ignorierte den irritieren Blick seiner Schwester.
„Nett? Was ist daran so schlimm?"
„Eigentlich nichts. Es ist eher die Angst davor, was passiert, wenn er wieder zu sich kommt. Wenn er mitbekommt, wie er mich in den Arm nimmt oder vielleicht schlimmeres macht..."
Er erschauerte und atmete tief durch.
„Ich versuch schon ihn so gut wie möglich auf Abstand zu halten, aber sollte ich die Angelegenheit nicht bald gerade biegen, kannst du eine Beerdigung organisieren - wenn noch etwas zum beerdigen über bleibt", schnaubte er und sie lehnte sich ebenfalls zurück.
„Verstehe...aber dennoch, warum nicht etwas ausnutzen? Ein paar Abgabetermine hinauszögern...etwas mehr schlafen..."
Er seufzte und schüttelte den Kopf.
„Bring mich nicht in Versuchung, du schlechter Einfluss, du", meinte er und sie kicherte.
„Ich bin nur zuversichtlich, dass er dich nicht töten wird. Was sollte er nur ohne seinen genialen Wissenschaftler machen?"
„Da bin ich mir nicht so sicher", entgegnete Flug und stützte sich auf seine Oberschenkel, das papierte Gesicht in den Händen.
„Ich wäre nicht der Erste...Außerdem denkt er nicht nach, wenn er sauer ist", fügte er noch an und sie seufzte.
„Ich sehe schon, dass du noch immer zu viel nachdenkst. Und auch wenn du ein sadistischer Mistkerl sein kannst, bist du doch echt manchmal zu nett."
„Soll ich mich etwa ändern?"
„Oh, alles nur das nicht!", brachte sie so schnell wie möglich hervor und er lächelte wieder.
„Dein Glück das ich nichts dergleichen geplant habe", meinte er und setze sich auf, als 505 auf sie zuhüpfte.
„Was hast du denn da, mein Süßer", summte er und im nächsten Moment zierte ein Blumenkranz aus Gänseblümchen seine Tüte.
Ein belustigtes "Aww", kam von Cassandra. Dann setzte Fives ihr ebenfalls eine auf, bestehend aus rotem Klatschmohn, was perfekt mit ihrer Jeans und der schwarzen Bluse harmonierte.
„Steht dir", lächelte er und sie drückte den Bär an sich.
„Danke schön, Großer. Die sind wirklich hübsch!"
Der Bär ließ ein zufriedenes Brummen hören und zog seinen Papa kurzerhand mit in die Umarmung. Sie hätten ewig so stehen bleiben können, doch irgendwann lösten sie sich doch von dem blauen Bären.
„Ich muss wieder zurück ins Labor. Danke, dass du gekommen bist", murmelte Flug und drückte seine Schwester noch einmal an sich.
„Immer, Smarty. Und wenn irgendwas ist, melde dich einfach, ansonsten sehen wir uns morgen auf der Beerdigung", entgegnete sie und klopfte ihm auf die Schulter.
„Danke..."
Er half Fives in den Transporter und ließ sich dann hinter dem Steuer nieder.
Als er wieder aus dem Fenster sah, war Cassandra bereits verschwunden. Flug startete den Motor und wandte sich Fives zu.
„Das bleibt unser Geheimnis, verstanden? Weder Dementia noch Black Hat erfahren hiervon", beschwor er den Bären, welcher nickte.
Dieses Geheimnis war sicher bei ihm.

Villainous -  Accidentally in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt