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Der Geruch von Erbrochenem stieg mir in die Nase. Warum war ich überhaupt mitgegangen? Meine Sicht war verschwommen und ich hatte bereits vollkommen meine Orientierung verloren. Ich irrte in dem großen Haus von irgendeinem steinreichen Typen herum, den ich gerade einmal vier Stunden kannte. Meine Hände berührten die kalte Wand und ich versuchte daran halt zu finden. Langsam tastete ich mich die Treppe herunter und torkelte zum Ausgang. Mir war unglaublich schlecht und alles fing an sich zu drehen während ich nach draußen stürmte.

Ich schaffte es gerade noch zu einer Hecke zu kommen, dann übergab ich mich. Wenn meine Mutter mich so sehen würde, wäre sie wie immer enttäuscht. Wann war ich zu so einer Frau geworden? Eine Frau, die sich in Diskotheken die Kante gab und zu irgendwelchen fremden Kerlen mit nach Hause ging.

Ich spürte wie sich mein Magen vollends entleerte, erst dann richtete ich mich wieder auf. Ich wollte einfach nur nach Hause. In meiner Tasche suchte ich nach dem Autoschlüssel. Durch das ständige Schwanken, dauerte es gefühlte Stunden bis ich das kalte Metall in meiner Hand hielt.

Mit einem Piepen entriegelte sich mein Porsche Cabriolet. Ob es eine dumme Idee war, Auto zu fahren? Ja wahrscheinlich schon. Doch auf mein Gewissen, hörte ich nicht, so wie ich es in letzter Zeit nie tat.

Die High Heels klackerten auf den Asphalt und ich brauchte mehrere Anläufe, um die Fahrertür aufzureißen. Ein letztes Mal blickte ich zu dem Haus zurück. Mit diesem Tommy Typen zu schlafen war mal wieder eine ausgesprochen dämliche Idee gewesen. Wenigstens das hatte ich eingesehen.

Mein nächster Schritt stellte sich allerdings wieder einmal als weniger Klug heraus, doch den Motor startete ich trotzdem. Ich drehte die Anlage auf volle Lautstärke und Rihanna's Stimme trällerte mir ins Ohr.

Ich drückte das Gaspedal durch und sang laut mit. In diesem Moment fühlte ich mich wieder unbeschwert. Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen und schlecht war mir auch nicht mehr. Hochmütig raste ich um die Kurven. Die Straßen waren leer und ließen mir genug Spielraum für meine hohe Geschwindigkeit.

Ich schloss die Augen und drehte um die letzten Ecken. In diesem Augenblick verließen mich meine Sinne erneut und ich verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. Das Letzte was ich sehen konnte, war unser goldenes Hauptor. Ein Krachen ertönte. Ich schrie und ließ die Hände vom Lenkrad, um sie mir schützend vor den Kopf zu halten. Unkontrolliert jagte das Auto auf den Pool zu und ehe ich mich versah, landete ich samt Karosserie im lauwarmen Nass.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, lag ich meinem Bett. War das alles nur ein Traum gewesen? Irritiert wollte ich mich aufrichten, doch war gezwungen, mich sogleich wieder fallen zu lassen. "Fuck.", zischte ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Mein Kopf dröhnte und ich musste feststellen, dass ich immer noch mein schwarzes viel zu kurzes Kleid trug. Es war also kein Traum gewesen, stellte ich stöhnend fest. Langsam versuchte ich aufzustehen.

Zögerlich trat ich hinaus auf den Balkon. Vermied es jedoch zuvor in den Spiegel zu sehen. Ich wollte wahrscheinlich gar nicht wissen, wie ich aussah. Die Mittagssonne prallte bereits auf meine Haut während ich mich über mein Geländer lehnte. Meine Hände verkrampften sich um das Metall und die Knöchel stachen weiß hervor.

Zähne knirschend blickte ich auf das knallrote Fahrzeug hinunter. Es war vollgelaufen mit Wasser und schwimmte noch halb an der Pooloberfläche. Ich seufzte. Das würde Ärger geben. Ein Blick zum Haupttor verriet mir, dass ich auch dieses geschrotte hatte.

"Scheiße.", dieses Mal war es kein Murmeln mehr. Frustriert stieß ich mich wieder von dem Geländer ab und schritt zurück in mein Zimmer. Mit erhobenem Kopf stieg ich dann die Treppe hinunter zum Esszimmer. Meinen Stolz hatte ich trotz alledem nicht verloren, obwohl es unglaublich demütigend war.

Dark - I'm not afraidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt