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Ich wimmerte noch Minuten so weiter wobei ich meine Umgebung vollständig ausblendete und das kommende einfach nicht akzeptieren wollte. Doch ehe ich mich versah, griff eine Hand nach meinem Arm und zog mich brutal vom Bett. Sofort geriet ich ins schleudern und glaubte gleich hart auf dem Holzboden zu knallen.

Ganz zu meiner Überraschung stieß ich allerdings gegen etwas weiches. Kälte umhüllte mich und ich musste nicht einmal meine Augen öffnen, um zu wissen, dass ich mich in Aras Armen befand.

Ich erkannte seinen Geruch und das Gefühl, was es in mir auslöste. Ich war so überrumpelt von seiner Geste, dass ich ihn nicht einmal fortstieß. Mit klopfendem Herzen lehnte ich nun mit meiner Stirn gegen seine Brust. Alles um mich herum erschien immer noch dumpf, ich wagte es nicht einmal zu atmen.

Was würde er jetzt mit mir tun? Was tat ein Vampir mit einem Menschen? Ihn direkt töten? Oder doch erst komplett blutleer trinken? Bei meinen Annahmen bezog ich mich lediglich auf das, was ich einst in Büchern über diese Fabelwesen gelesen hatte. War es wirklich die Realität, was man dort über sie schrieb?

Es war so verdammt banal über so etwas nachdenken zu müssen. Vor allem, weil es einfach nicht in der menschlichen Natur lag, so etwas ohne weiteres einfach zu akzeptieren. Allerdings würde mir ich nicht genug Zeit bleiben, um überhaupt mehr darüber in Erfahrung bringen zu können. Ich musste es akzeptieren, die wenigen Augenblicke, die mir mit diesem Wissen noch bleiben würden.

"Hör auf zu flennen", im Gegensatz zu Lukas, klangen die Worte des Blonden abgestumpft. Doch sie rüttelten mich wach und ich war endlich in der Lage zu reagieren. Mit restlicher Kraft drückte ich meine Hände auf seine Brust und stieß mich von ihm ab. Sein Körper bewegte sich kein Stück, dennoch konnte ich ein wenig Abstand zu ihm gewinnen.

Auch wenn meine Sicht durch die Tränen sowieso verschwommen war, hielt ich meinen Kopf gesenkt. Angespannt biss ich mir auf die Unterlippe. Ich hatte mir das hier nicht ausgesucht. Also was erwartete er von mir? Sollte ich glücklich sein, dass das vielleicht mein Ende war?

Mit einem Mal kehrte mein Kampfgeist zurück und vorsichtig stolperte ich rückwärts zu Tür. Ich wollte nicht, dass mein Leben so endete. Scheiß drauf. Was hatte ich schon zu verlieren, wenn ich versuchen würde wegzulaufen?

"Wag es nicht", hörte ich Aras noch drohend sprechen, bevor ich flink eine Drehung ausführte und zur Tür herausstürmte. Im Hintergrund konnte ich Lukas laute Stimme vernehmen. Doch das beachtete ich schon gar nicht mehr. Geradewegs sprintete ich die Treppen hinunter und steuerte die Haustür an.

Auch wenn Weglaufen das letzte Mal nicht so gut funktioniert hatte, überzeugte mich das Adrenalin vom Gegenteil. Ich glaubte fest daran, dass mir die Flucht gelingen könnte.

Dabei wusste ich nicht einmal wohin ich gehen sollte. Die nächste Stadt war Meilen entfernt und in welche Richtung musste ich überhaupt? Selbst jetzt fanden meine Gedanken einfach keine Ruhe.

Zudem ließ meine Ausdauer wirklich zu wünschen. Schon nach einer geringen Strecke bekam ich bereits keine Luft mehr. Dennoch minderte das Röcheln nicht mein Tempo. Tatsächlich besaß ich wohl doch so etwas wie einen Überlebensinstinkt.

Dabei erschien es so Aussichtslos vor Vampiren zu fliehen. Würde es ihnen nicht Freude bereiten, wenn die Beute floh und man sie jagen konnte? Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und mit einem Mal blieb ich stehen.

Mitten auf der Landstraße stoppte ich meine Flucht, woraufhin ich erst bemerkte, wie sehr meine Füße schmerzten. Ich war Barfuß und die Folgen davon bekam ich bitter zu spüren. Wieder kamen mir die Tränen hoch. Nicht einmal wegen dem Schmerz. Es war wegen meiner Hoffnung, die so Aussichtlos war. Ich würde sterben, egal was ich tat.

Dark - I'm not afraidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt