five

6 1 0
                                    

Am nächsten Morgen stürmte Elina schon in aller Frühe in mein Zimmer. "Sorry, dass ich gestern nicht mehr gekommen bin.", war das erste was sie mir sagte und um ehrlich zu sein hatte ich es sowieso vergessen. Ich war viel zu abgelenkt von den Ereignissen des gestrigen Tages gewesen. Ich fühlte mich immer noch so unfassbar dreckig und am liebsten hätte ich mich einfach weiterhin zusammengekauert unter meiner Bettdecke versteckt.

Denn ich wollte auf keinen Fall Aras begegnen. "Schon gut.", murmelte ich nur gähnend auf ihre Entschuldigung hin und quälte mich dabei förmlich aus den Daunen. Elina zog die Vorhänge zur Seite und wirkte schon voller Tatendrang. Ihre Motivation steckte mich immerhin ein wenig an und ich versuchte mein Trauma des vorherigen Abends bei Seite zu schieben.

"Ich werde mir wohl heute einen Job suchen.", seufzte ich während ich mir frische Klamotten zusammensuchte. Ich konnte diesem Auftrag wohl eh nicht lange entkommen, also brachte ich es lieber schnell hinter mich. Auch wenn ich wirklich keinen Plan hatte, wie ich das anstellen sollte.

"Du brauchst sicherlich meine Hilfe?", sprach die junge Prinzessin das aus, was ich so eben gedacht hatte. Alleine wäre ich in diesem fremden Land wohl wirklich ziemlich aufgeschmissen. Ich wüsste nicht einmal wo ich anfangen sollte. Die Abgelegenheit erschwerte das Ganze nur zusätzlich. Weshalb ich Elina auch sofort dankbar für ihr Angebot war.

"Du wärst meine Rettung.", lachte ich und versuchte dabei nicht all' zu verunsichert zu sein. Schnell warf ich mir die neuen Sachen über und kramte eine Tasche hervor, in die ich einige Sachen stopfte.

"Hab ich mir schon gedacht.", ihre zuvorkommende Art kam mir gerade Recht und lenkte mich von meinen negativen Gedanken ab. "Dann können wir ja gleich los.", rief sie noch motiviert aus, bevor sie selbstsicher zur Tür stolzierte.

"Aber erst muss ich noch was essen.", warf ich ein und mein Magen bestätigte durch ein leises Grummeln diese Annahme. Ich hatte seit gestern morgen nichts mehr gegessen und so langsam merkte ich den Nahrungsmangel.

"Oh ja... ganz vergessen.", waren die nächsten Worte von Elina und sie blickte mich bei Nahe entschuldigend an. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich hoffte in ihr bereits eine Freundin gefunden zu haben. "Hol mich einfach ab, wenn du fertig bist. Ich hatte schon was.", fügte sie noch hinzu und gemeinsam verließen wir mein Zimmer.

"Ja, bis gleich dann.", verabschiedete ich mich an ihrer Tür von ihr und schritt danach eilig die Treppe nach unten. Vorsichtig betrat ich die Küche, doch nicht ohne mich vorher zu vergewissern, wer sich noch im Raum befand. Als ich nur Lukas auf einem der Barhocker sehen konnte, atmete ich erleichtert auf.

"Guten Morgen.", begrüßte er mich warmherzig und legte das Handy zur Seite, auf das er vorher noch geschaut hatte. "Morgen.", erwiderte ich leicht grinsend und blieb dann etwas unsicher im Raum stehen.

War es überhaupt in Ordnung, wenn ich mich hier einfach so bediente? Ich hatte kein Frühstücksbuffet erwartet, vor allem da ich zu Hause auch fast immer alleine aß, aber hier fühlte ich mich noch nicht wirklich heimisch genug. Ich zögerte einen Augenblick und meine Gesellschaft schien genau dieses Verhalten zu bemerken.

"Wir haben alle schon gegessen. Aber im Kühlschrank sind Sandwiches für dich.", informierte er mich, so als könnte er meine Gedanken bereits lesen. Ich schenkte ihm einen dankbaren Blick und nahm mir daraufhin den Teller mit den Sandwiches aus dem Kühlschrank.

"Wegen gestern...", ich kratzte mir verlegen am Kopf, während ich gegenüber von dem schwarzhaarigen Jungen platz nahm. "...Danke für deine Hilfe.", beendete ich dann meinen Satz wobei es mir schwer fiel meine eigene Schwäche einzugestehen. Schließlich hatte ich gemerkt, dass ich Aras alleine wirklich willenlos ausgeliefert war. Ich bereute es, ihn so sehr unterschätzt zu haben.

Dark - I'm not afraidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt