Der Tag meiner Abreise stand bevor. Ich befand mich auf dem Rücksitz des Mercedes von Stephen und blickte aus den getönten Fenster ein letztes mal über Monaco. Ich liebte diese Stadt und ich würde sie für eine ungewisse Zeit verlassen müssen. Es brach mir ein bisschen das Herz. Mein unbekümmertes Leben würde enden. Ich konnte es spüren.
Nach dem Gespräch mit meinem Vater hatte ich ihn auch nicht wiedergesehen. Er war nicht einmal gekommen, um mich zu verabschieden. Allerdings hatte ich auch nicht damit gerechnet. Tief im Inneren war die Hoffnung längst gestorben. Meiner Mutter fiel der Abschied schwer, weshalb sie ebenfalls nicht mit zum Flughafen fuhr. Der Privatjet meiner Familie würde mich nach Litauen fliegen.
Zwei Koffer durfte ich mitnehmen und einen Brief von meinem Vater, den ich erst nach der Ankunft lesen sollte. Einen Teufel würde ich tun. Ich hatte ihn bereits in die tiefen meiner Tasche gestopft. Mit dem Vorhaben, ihn da auch nicht wieder herauszuholen. Ich wollte nicht wissen, was er mir mitzuteilen hatte. Dazu war es einfach schon zu spät.
Die sanfte Stimme von Vance Joy ertönte über meine Airpods in meinem Ohr. Die letzten zwei Tage hatte man mir verboten das Haus zu verlassen. Meinen Freunden durfte ich nicht einmal erzählen, wohin ich ging und musste mir irgendeine Lüge ausdenken. Ich fühlte mich wie eine Gefangene. Wurde überwacht und abgeschottet von der Zivilisation. Eine Art Vorbereitung auf mein zukünftiges Leben, dachte ich. Ein Schauer, lief mir bei dem Gedanken daran, über den Rücken.
Zwar konnte ich ihre Sprache sprechen und es fiel mir nicht schwer mich irgendwo einzuleben, aber ich wollte es nicht. Jegliche Faser meines Körpers sträubte sich gegen diese Veränderung.
So näher wir dem Flughafen kamen, desto größer wurde mein Unbehagen.
Ich verabschiedete mich kalt von Stephen. Lediglich mit einem Winken und stieg dann hinauf in das Flugzeug. Die Bediensteten meines Vaters trugen meine Sachen hinauf und mit einer Stewardess und den zwei Piloten befand ich mich alleine am Board.
Die Stunden vergingen nur langsam. Das mir gebrachte Essen rührte ich nicht einmal an. Mir war so schlecht, wie an dem Abend des Unfalls. Ich verzichtete auf den Smalltalk den ich sonst immer mit Fabienne, der Stewardess führte. Sie hatte meine Anspannung gemerkt und mir nur sanft eine Hand auf die Schulter gelegt. Ich war ihr dankbar, für das Schweigen.
Irgendwann signalisiert sie mir, dass wir zur Landung ansetzten. Ich nickte nur und sah dann nachdenklich nach unten. Wir befanden uns viel weiter im Norden und ich war die Kälte dort nicht gewöhnt. Ich musste mich wohl erst an das neue Klima gewöhnen, auch wenn das eine meiner geringsten Sorgen sein würden.
Stephen hatte mir gesagt, dass ich vor den Mitglieder der Familie Dvildys immer einen Knicks machen sollte. Erst hatte ich es für einen Scherz gehalten, doch er meinte es Todernst. Das Lachen war mir im Hals stecken geblieben. Auf was ich mich wohl noch einstellen musste?
Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, rappelte es. Wir waren gelandet. Ein Kloß saß mir im Hals und ich wünschte mir, dass die Ankunft noch länger ausstehen würde. Zwar kam mir die Zeit dort oben schon länger vor als sonst, doch für meinen Geschmack war es immer noch zu kurz gewesen.
Ich verabschiedete mich mit einem Lächeln von den drei Angestellten und trat aus dem Flugzeug aus. Ich stieg die wenigen Stufen hinunter und fröstelte direkt. Ein kalter Wind blies mir um die Ohren und meine dünne Jeans und das knappe Oberteil spendeten mir nicht genug Schutz davor.
Dafür, dass die Familie so altmodisch sein sollte, fuhren sie hochmoderne Fahrzeuge und die Bediensteten trugen schicke Schwarze Anzüge. Zwei große Autos standen auf dem Landeplatz und ein Mann hatten sich jeweils vor einem positioniert. Selbstbewusst schritt ich auf Szene zu und sogleich wurde mir mein Gepäck von einem der Anzugträger abgenommen.
DU LIEST GERADE
Dark - I'm not afraid
Romance"Ich hab keine Angst vor dir." "Wieso?" "Weil ich noch nie Angst vor der Dunkelheit hatte." Aras und Adriana sind miteinander verbunden. Doch es ist eine Liebe die nicht sein darf. Denn es ist falsch eine Kreatur der Nacht zu Lieben, wenn man so vi...