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Erst als es dunkel wurde, war ich wieder bei dem Reitplatz angekommen. Ich hatte Mavie noch ordentlich gebürstet, die Hufe ausgekratzt und sie dann zurück in die Box gebracht. Es hatte nicht lange gedauert und ich war mit dem Altér Real auf einer Wellenlänge gewesen. Lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß ohne Alkohol gehabt. Was ziemlich erbärmlich klang, wenn man so darüber nachdachte.

Fröstelnd betrat ich das große Schloss. Ich hatte mich definitiv zu kühl angezogen und musste nun mit den Konsequenzen leben. Doch es war nichts, was ich mit einem schönen Bad nicht wieder ausgleichen konnte.

Ich nickte einem Bediensteten zur Begrüßung zu und tapste dann die Treppe hinauf. In meinem neu eingeräumten Kleiderschrank suchte ich mir ein paar frische Schlafsachen aus. Zu Frieden mit meiner Wahl begab ich mich ins Badezimmer, um mir Wasser einzulassen.

Ich verbrachte eine gute halbe Stunde in dem heißen Wasser und verließ es erst, als meine Haut schon längst schrumpelig geworden war. Schnell schlüpfte ich in ein langes Shirt und eine kurze Hose. Meine Haare wickelte ich in ein Handtuch ein, um mich dann in mein warmes Bett zu verkriechen.

Mein erster Tag hier war schon ziemlich aufregend gewesen aber immerhin nicht so schlimm, wie ich es mir ausgemalt hatte. Bis auf Aras, waren die anderen Leute hier im Schloss wirklich nett. Es verwunderte mich jedoch ein bisschen, wie offen mich die Menschen hier empfingen. Schließlich war ich eine völlig fremde, die nun einfach hier leben würde. Kam so etwas wohl öfter vor? Denn es wurde mit jeglicher Normalität handgehabt.

Mir war keine andere Wahl geblieben als hier herzukommen. Schließlich stand ich in meinem Alter noch nicht auf eigenen Beinen. Da war es schwer sich dem Willen des Vaters zu widersetzten, vor allem wenn dieser einem das Leben finanzierte.

Trotzdem ließ es mir keine Ruhe und ich fragte mich weiter warum ich ausgerechnet nach Litauen geschickt wurde, zu dieser Familie. Wie konnte ein Vater, seine Tochter einfach zu einer wildfremden Familie schicken und das als erzieherische Maßnahme bezeichnen. Es hauste eine Stille Wut seit diesem Tag in mir. Meine Gedanken nahmen weiter ihren Lauf währenddessen ich das Handtuch von meinem Kopf entfernte und mir die noch feuchten Haare über die Schulter legte.

Ich hatte mein Schicksal einfach so akzeptiert. Vielleicht, weil ich es zu Hause nicht mehr aushielt. Mich mein Zimmer, diese Stadt und auch alles andere förmlich zu ersticken drohte. Ich kannte den Grund für meine Gefühle, doch statt mich diesen zu stellen, rannte ich lieber weg. So wie ich es immer tat, wenn es kompliziert wurde, einfach verschwinden.

Meine Gedanken wurden von einem lauten Schrei unterbrochen. Sofort zuckte ich zusammen. Mein Blick richtete sich reflexartig auf die Uhr. 23:00 Uhr. Ich dachte nicht lange nach, sondern stand auf und lief zur Tür. Das könnte schrecklich naiv von mir sein, doch mein Verstand erlaubte mir nicht, einfach nur regungslos liegen zu bleiben. Auch wenn das Zittern in meinem Körper anderer Meinung war. Ich schlich auf den Flur und vernahm ein lautes Rumpeln.

Meine Aufmerksamkeit lenkte sich auf die Tür des Zimmers gegenüber von meinem, aus der ich das Geräusch vermutete. In meinem Kopf ratterte es. Was war das noch einmal für ein Raum? Ich versuchte die Worte von Elina revué passieren zu lassen, doch es wollte mir einfach nicht einfallen. Hatte sie es überhaupt erwähnt?

Wie von selbst legte ich eine Hand auf den Türgriff. Mein Herz pochte. Aber was ist wenn jemand verletzt war? Ich musste einfach nachsehen. Mit einem Ruck öffnete ich die schwere Holztür und stürzte in das was vor mir lag.

Sofort stockte ich und hielt in meiner Bewegung inne. Meine Augen weiteten sich bis ins erdenkliche, bei der Szene die sich vor mir offenbarte.

"Oh.", mehr brachte ich in diesem Moment nicht mehr zu Stande. Wie in Trance starrte ich einen halbnackten Aras an. Sein muskulöser Oberkörper beugten sich über ein zierliches Mädchen auf dem Bett. Als er mich sah spannten sich seine Muskeln an und er verkrampfte den Unterkiefer. Bei seinem Anblick biss ich mir auf die Unterlippe, unfähig mich vom Fleck zu bewegen.

Dark - I'm not afraidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt