Sally beginnt zu zittern und nervös mit dem Fuß über den Boden zu scharren. Andauernd leckt sie sich über die trockenen Lippen. Das macht sie immer, wenn sie nervös ist oder Angst hat.
Mirall lässt sie keine Sekunde aus den Augen und fixiert sie mit ihrem eiskaltem Blick. ,,Ich?", fragt Sally schließlich. Mirall verdreht genervt die Augen. ,,Siehst du in diesem Raum noch ein Terroristenkind namens Sally Waterloos?", entgegnet sie scharf. Sally zuckt zusammen.
,,Nun erzähl uns von der Gruppe. Was weißt du über sie? Oder über deinen Vater. Hat er die ganze Zeit unter Menschen gelebt, wieviele Freunde hat er schon umgebracht?", drängt Mirall, klappt ein braunes, dickes Buch auf und nimmt einen Kulli in die Hand.
,,Ich weiß nichts. Ich bin schon mit 15 ausgezogen. Ich hatte nie wirklich mit Dad zu tun.", sagt Sally ängstlich. Mirall zieht die Augenbrauen hoch. ,,Du wusstest aber schon, dass er ein Terrorist war!?" Schnell nickt Sally. ,,Und du willst mir weiß machen, dass du nichts von der Gruppe deines Vaters weißt?", Mirall schüttelt den Kopf.
,,Hör mal zu. Das hier ist noch die sanfte Tour. Entweder du erzählst alles hier oder wir müssen mit der harten Tour beginnen." Bei Miralls Worten weiten sich Sallys Augen und sie atmet schwerer. ,,Bitte glaub mir doch! Ich weiß nichts von ihm.", ruft sie verzweifelt, doch Mirall scheint ihr es nicht zu glauben.
Sie seufzt und klatsch in die Hände. ,,Tja, falsche Antwort.", meint sie und wendet sich an den Wächter der uns her gebracht hat.
,,Nummer 2957. Bring sie zum Flot.", befiehlt Mirall und deutet auf Sally. Sie schnappt nach Luft, verschluckt sich und bekommt sofort Schluckauf. Mitfühlend sehe ich sie an.
Der Wächter kommt auf Sally zu, packt sie grob am Arm und zerrt sie aus dem Raum. Ich starre ihr nach. Sie bringen sie ins Flot. Dorthin, wo nur die schlimmsten Verbrecher kommen und bestraft werden. Sally ist da zu unrecht.
,,Amanda!", ruft Mirall wütend. Mich hasst sie am meisten. Sie weiß, dass ich den Brief geschrieben habe. ,,Sie weiß wirklich nichts.", rufe ich zurück. Mirall sieht mich lange und durchdringend an. ,, Falsche Antwort.", zischt sie und nickt einem zweiten Wächter zu.
Er schreitet gemächlich auf mich zu, doch ich schweige. ,,Willst du etwas über die Terroristengruppe Reboos kap erzählen?", fragt Mirall, aber ich schüttle den Kopf und verschenke die Arme. ,,Erzähl uns alles und du musst nicht ins Flot. Oder willst da unbedingt hin? Vielleicht solltest du das auch, als gefährliche Terroristin.", überlegt die Richterin und sieht mich drohend an.
Ich beuge mich leicht vor. ,,Einen Scheiß werde ich tun.", antworte ich bissig. Der Wächter zögert keine Sekunde und packt mich blitzschnell am Arm. Bevor ich nur nach Luft schnappen kann, zerrt er mich schon aus dem Saal.
Ich weiß was sie einem antun, damit man spricht. Darüber gab es schon viel im fernsehen zu sehen. Doch ich weiß eines, dass ich Dad nicht in den Rücken fallen werde.
Der Wächter schiebt mich die Treppen hoch und lässt mich keine Sekunde lang los. Er schnürt mir das Blut ab und allmählich beginnt mein Arm zu kribbeln. Er schleift mich die Treppen hoch, bis wir ins neunte Stockwerk kommen. Ich erkenne die dicken Eisentüren aus dem Fernseher. Das Flot.
Der Wächter lässt sein Auge skennen und die Tür springt auf. Sofort dringt Geschrei an mein Ohr. Schmerzensgeschrei - von Sally. Ich zucke zusammen, als ich den Gestank von frischen Blut rieche. Der Wächter schiebt mich weiter vor und der Gestank wird stärker. Ich schnappe nach Luft.
Wir kommen an einem verdreckten Fenster vorbei. Ich kneife die Augen zusammen und starre durch das Glas. Was im ersten Moment wie Dreckflecken aussah ist in Wahrheit Blut, das langsam an der Scheibe runterfliest. Zwei Menschen befinden sich hinter der Scheibe. Ein Wächter und - ich kann den entsetzten Schrei nicht unterdrücken.
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Prisoner - Die Gefangene
Misterio / SuspensoAmanda lebt in einer Welt wo nur die Reichen das Sagen haben. Ihr Vater ist der Anführer einer Terroristengruppe, die gegen die schreckliche Regierung kämpfen. Sie selbst weiß nicht ob sie die Arbeit ihres Vaters gutheißen soll oder nicht. Manchmal...