5. Kapitel

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Der schrille Klang meines Weckers reißt mich aus dem Schlaf. Es ist sieben Uhr morgens und noch stockdunkel um mich herum. ,,Blöder Wecker.", brummen ich, haue auf die Schlummertaste, die ihn verstummen lässt und stehe auf.

Verschlafen schlurfe ich durch den finsteren Flur zur Treppe. Zweimal laufe ich gegen eine geschlossene Tür und einmal stoße ich mir den Fuß am Treppengeländer. Fluchend hüpfe ich die eiskalten Stufen hinab.

Ich taste an der Wand nach dem Lichtschalter und knipse das Licht an. Es blendet mich und ich muss die Hand vor die Augen halten. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnen sehe ich mich im Wohnzimmer um.

Mom liegt auf dem Sofa und schläft. In ihrer Hand hält sie die Zeitung von gestern, auf ihrer Nase sitzt immer noch die verbogene Lesebrille. Ich muss lächeln. Sie muss gestern beim lesen eingeschlafen sein.

Ich nehme ihr die Brille von der Nase und lege sie auf den Sofatisch. Schnell hole ich eine Decke, decke Mom zu und löse schließlich die Zeitung aus ihrer Hand. Doch als ich das Titelbild sehe stockt mir der Atem.

Dad schaut grimmig aus der Zeitung zu mir rauf. Drüber steht in großen Druckbuchstaben: Gefährlichster Terrorist gefasst. Meine Kehle ist völlig zugeschnürt, ich bekomme fast keine Luft mehr. Schnell lese ich mir den ewig langen Text unter dem riesigen Bild von Dad durch.

Der gefährlichste Terrorist ist endlich gefasst. Anführer, Donald Waterloos, der Terroristengruppe ,,Reboos kap" wurde nun endlich geschnappt. Bei einem verlustreichen Angriff auf das Kolium und die Kanstler konnte er gefasst werden. Die Regierung zählt 684 tote Wächter,  22 tote Adlige und Reiche, die sich noch im Kolium gefanden als die Bomben fielen und 349 verletze Kuser, die sich zu nah am Platz befanden. Wie viele Verluste es bei den Terroristen gab ist noch unbekannt.
Mr Waterloos hat sich Jahre lang in den Silters versteckt, wo ihn natürlich keiner ausmachte. Er hat drei Kinder, zwei Mädchen und ein Junge. Wir bitten Sally und Amanda Waterloos am 14.04. Morgens um 11:00 Uhr auf dem Hugeltusplatz zu erscheinen. Die Regierung hat bezüglich ihres Vaters ein paar Fragen an sie.
Das Versteck der Terroristen ist noch unbekannt, doch die Regierung und die Polizei sind ihnen auf der Spur. Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir alle gefährlichen Terroristen ...

Ich schmeiße die Zeitung von mich. Ich habe noch nicht mal die Hälfte gelesen und ich habe jetzt schon genug. So viele Tote und Verletzte. Vor allem so viele Kuser. Das sind einige der Bürger im Ranges. Sie sind gegen die Regierung und wollen auch andere Rechte. Sie sind für die Regierung eher ein Dorn im Auge. Ich muss schlucken wenn ich an den Text und das Bild von Dad denke. Alle meine Freunde und Schulkameraden werden es lesen und sie werden mich hasse. Und dann will uns die Regierung auch noch nach den Terroristen ausfragen! Mich und Sally. Mir dröhnt der Kopf.

Mom schlägt die Augen auf und sieht mich verschlafen an. ,,Musst du nicht schon in der Schule sein?", fragt sie gähnend. Fassungslos sehe ich sie an. ,,Mom, falls es dir noch nicht aufgefallen ist ... Die halbe Welt weiß jetzt das Dad der Terrorist ist, den die Regierung die ganze Zeit gesucht hat und auch dass ich die Tochter von ihm bin. Ich werde ganz bestimmt nicht mehr in die Schule gehen!", entgegne ich.

,,Sie wollen uns befragen!", erzähle ich Sally ein paar Stunden später, als sie endlich die Treppen runter kommt. ,,Was?", sie ist vollkommen entsetzt. ,,Reicht Dad ihnen nicht?" Ich kann mir nur ein zaghaftes Lächeln aufs Gesicht zwingen.

,,Das können Sie doch nicht machen.", beschwert sie sich. Ich will gerade etwas erwidern als mein Handy klingelt. Eine Nachricht von Cessy.

Hab schon die Zeitung gelesen. Du Arme, das ist schrecklich. Meine Eltern haben mir sofort verboten je wieder in irgendeiner Weise mit dir Kontakt zu haben. Aber auf die pfeif ich! Du bist meine beste Freundin und außerdem bist nicht du die Terroristin, sondern ... Sry wenn ich das so sage ... dein Dad. Aber das ist denen egal und den anderen wird es genauso gehen. Das wird eine schlimme Zeit für dich, doch ich halte zu dir und du weißt das du auf mich zählen kannst.
Pass auf die auf.

CESSY

Ich lege mein Handy weg. Sie hat so Recht: Das wird für uns alle eine schlimme Zeit, denn was soll jetzt noch gut werden?

Prisoner - Die GefangeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt