"Also dann, bis Morgen!", rief ich den beiden noch zu, bevor ich, nach 6 langen Stunden Schule, den Weg nach Hause antrat. "Dir auch noch", meinte Felix, der sich inzwischen wieder von den Deutschstunden erholt hat. Ich war froh, heute keine Mittagschule zu haben. Sport fiel aus, da sich unser Sportlehrer einen Kreuzbandriss zugezogen hat.
Ich genoss es schon so früh nach Hause laufen zu können. Die Sonne schien und ich spürte die Wärme auf meiner Haut. Es war ein durch und durch schöner Spätsommertag.
Die Aussicht war ebenfalls toll, glückliche Menschen, egal wo man hinsieht. Mir fiel allerdings ein Junge auf. Er saß da und blickte in die Ferne. Normalerweise würde mir so ein sitzender Junge nicht auffallen, aber... er saß auf einem Baum.
Während ich ihn und seine schwarzen, abstehenden Haare, seine blauen Augen, den blauen Hoodie, die schwarzen hos-
'Oh Mist, ermerkt, dass ich ihn anstarre!'
Offenbar hatte er nur wenige Sekunden nach mir angefangen, mich zu mustern. Ich wollte schnell wo anders hinsehen, doch bevor ich das machen konnte sprach er mich an:
"Also... starren wir uns jetzt noch ne weitere Minute an, oder sollen wir auch reden?"
Ich wurde ein bisschen rot, weil mir peinlich war, dass er gemerkt hat, wie lange ich ihn schon anstarrte, aber mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass er äußerlich das komplette Gegenteil von mir war. Ich, mit meinen langen, glatten, blonden Haaren, den roten Augen...
"Hallo? Noch da?", fragte er.
"Äh, was? Ja! 'Tschuldigung, ich war in Gedanken, da starre ich immer irgendwo hin", erwiderte ich verlegen. "Also ist es nur Zufall, dass du mich eine Minute angestarrt hast, oder willst du mich irgendwas fragen?", lautete seine Antwort.
Ich überlegte... Ich könnte einfach gehen, und das wärs. Das wäre allerdings auch etwas peinlich, nun, zugegeben, die Situation war so schon peinlich, aber dadurch könnte sie nochpeinlicher werden. Oder ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte ihn wirklich etwas, mit der Gefahr totalim Fettnäpfchen zu landen..."Warum sitzt du auf einem Baum?", platzte es aus mir heraus, die Entscheidung war wohl gefallen. "Damit ich nicht dem Schatten folgen muss, wenn ich hier den ganzen Tag rumsitze", antwortete er lachend. "Das gibt sogar Sinn", dachte ich. "Außerdem hat man von hier aus eine schönere Aussicht", fügte er hinzu.
"Aber wie lange muss er hier sitzen, damit sich das Raufklettern lohnt...?"
"Wie lange sitzt du da schon?", fragte ich weiter. "Hmm... noch nicht soo lange", kam es zurück. "Naja, ich muss dann mal weiter", seufzte ich gekünstelt. In Wirklichkeit fielen mir nur keine Fragen mehr ein, die ich ihm stellen könnte und wollte gehen, bevor es wieder komplett ins Peinliche abrutschte. Sonst wäre ich liebend gern bei ihm geblieben.
"Kommst du Morgen wieder hier vorbei?", fragte er.
Ich war überrascht, dass er das wissen wollte, ich dachte eher, er würde mich für total daneben halten. "Ähm, ja... Ich hab so gegen -", weiter kam ich nicht, denn ich wurde von einem "Das reicht mir schon, ich bin sowieso den ganzen Tag hier", unterbrochen. "Also dann, bis morgen!" sagte ich verdutzt und lief los. "Hat er denn gar keine Schule?" Fragte ich mich, und wollte grade umdrehen, doch dann beschloss ich, mich nicht noch mehr zum Affen zu machen, als ich mich sowieso schon gemacht habe. "Das frage ich ihn einfach Morgen"
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A story about Love and Murder
Teen FictionWürdest du eher einen Psychopaten oder einen charmanten, aufmerkasmen und attraktiven Jungen zum Freund haben wollen? Im Normalfall nehmen wir den charmanten Jungen, auch ohne uns diese Frage zu stellen. Und so geht es auch Leyla, die einen Freund h...