Chapter 17

15 6 0
                                    

- Jade -
Luke verschwand wieder in der Menschenmenge und ließ mich zurück. Dankbar, dass er meiner Bitte nachgegangen war, schloss ich die Tür zum Badezimmer hinter mir. Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer merkte ich, dass die Party langsam zu einem Ende kam. Jack erblickte mich und zog mich an der Hand zum DJ Pult. Neben ihm angekommen entriss ich ihm meine Hand und starrte in die Menge. Er hatte die Musik etwas leiser gedreht, was alle Gäste dazu verleitete in unsere Richtung zu blicken. Jack hielt mir einen Shot entgegen und Tyler, Kyle und Samira gesellten sich zu uns.
„Bevor wir die Party hier beenden, will ich noch einmal auf unseren Sieger trinken und zwar mit allen!", jubelte Jack und streckte sein Glas in die Luft. „Auf Jade."
Alle anderen ahmten ihn nach und gemeinsam kippten wir den letzten Shot der Nacht hinunter. Jack hatte wieder einmal bewiesen, dass er ein Händchen für gewisse Situationen hatte. Mit dieser Aktion hatte er die Party offiziell beendet und die Leute gingen nach und nach heim. Kyle war noch nüchtern genug nach Hause zu fahren, jedoch konnte man dies von Jack, Tyler und Samira weniger behaupten. Die beiden Männer schickte ich in jeweils mein und Josh's Zimmer und Samira half ich auf die Couch. Schnell huschte ich zum Abstellraum, um eine Decke zu holen und ihr überzulegen.
Und hier war ich nun neben Samira auf der Couch und konnte nicht einschlafen. Der Schlaf war gefährlich, denn ich konnte weder Ausschau halten, noch mich verteidigen. Auch diese Gedankengänge waren meinem Vater zu verdanken. Darüber hinaus war mein Schlaf geplagt von Albträumen, die mich nie mehr loslassen werden. Also schlafe ich eher ungern. Meine Gedanken gingen kreuz und quer und landeten schließlich in LA. Ein paar Tage noch, dann kann ich endlich ohne Angst leben. Ein paar Tage und ich bin meine inneren Dämonen los. Soweit ich weiß, ist in etwa drei Tagen Samira's Ball und danach kann ich verschwinden.
Meine Familie wird mich in Kanada nicht finden. Meine ‚Familie'. Hastig schüttelte ich die Gedanken weg, um in kein Flashback zu verfallen und stand auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es fünf Uhr morgens war. Ich musste mich ablenken. Meine Beine trugen mich wie von alleine in meinen Trainingsraum und ich erleuchtete nur ein Spiegellicht. Mehr werde ich nicht brauchen. Ich platzierte mich davor und wärmte mich etwas auf, bevor ich eine Choreografie begann. Ich tanzte die gewohnten Schritte in der Stille herunter, ohne Musik, um die drei nicht zu wecken. Ich schloss meine Augen und driftete ab in einen Freestyle. Ich dachte an die Party, an Luke's Verhalten und natürlich an meine Angst vor meiner Familie, davor wieder verletzt zu werden, egal ob mental oder physisch.
Ich begann meine Schritte bewusst zu setzen und mir zu merken. Daraus mach ich eine neue Choreografie. Immer mal wieder machte ich eine kleine Pause und überlegte, ob etwas besser passen würde und suchte parallel nach einem geeigneten Song, jedoch wurde ich nicht fündig. Frustriert, weil mir abermals nichts einfiel, erhob ich mich wieder und ging die Choreografie noch einmal von vorne durch. Ich schloss wieder die Augen um alles besser spüren zu können und besserte noch etwas nach. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Tyler in der Tür.
„Guten Morgen", murmelte er leicht verkatert und schloss die Tür hinter sich.
„Warte! Wie spät ist es?", fragte ich ihn schockiert und er meinte es sei zehn Uhr morgens. „Oh shit. Hab wohl etwas die Zeit übersehen", entgegnete ich gleichgültig.
„Du meinst du warst die ganze Nacht hier?", gab Tyler geschockt von sich.
„Ja. Ich hab an einer neuen Choreografie gearbeitet." Tyler's Augen leuchteten auf. „Aber gut das du hier bist. Ich brauch deine Hilfe."
Er nickte und setzte sich vor den Spiegel.
„Also es ist noch nicht ganz perfekt, aber es fehlen nur noch Kleinigkeiten. Mein größtes Problem ist, dass ich keine passende Musik finde", erklärte ich ihm verzweifelt.
„Na dann leg mal los!" Seine Augen glitzerten, als säße ein kleines Kind vor mir, dem ich einen Zaubertrick zeigte. Ich kann mich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, als ich noch voller Begeisterung bebbte.
Ich sah traurig zu ihm und dann hoch in den Spiegel. Durch das leichte Licht war nur meine Silhouette und kleine Details zu erkennen. Und als ich anfing, vergaß ich alles um mich rum. Das war genau der Grund, weshalb ich zu tanzen begann. Ich wollte vergessen. Mit dem Tanzen erreichte ich eine Ruhe in mir, in welcher sonst nur ein Sturm tobte.
Als ich fertig war sah mich Tyler mit geweiteten Augen an. „Wow!" Mehr brachte er nicht heraus. Er starrte mich an und seine Mimik verriet mir, dass er anfing zu überlegen. „Ich würde dir gerne helfen, aber ich-. Mir fällt kein Song ein, der zu diesem Traum passt."
Verzweifelt sank ich neben ihm nieder und trank von meiner Flasche. Wir unterhielten uns etwas bis Tyler langsam die Kraft gefunden hatte, sich, trotz Katers, aufzuwärmen. Wir übten etwas bis auch Samira den Kopf durch die Tür steckte.
„Ach hier seid ihr. Ich hab euch schon vermisst", lachte sie auf und betrat den Raum. „Also was habt ihr so gemacht, während mich diese Kopfschmerzen getötet haben?", meinte sie theatralisch und hielt sich eine Hand gegen den Kopf. „Warte, da hab ich was für dich!", erklärte ich ihr und verlies den Raum, um ihr eine Aspirin zu holen.
„Hey, wieso hab ich keine bekommen?", maulte Tyler sobald ich wieder zurück war.
„Wer sich betrinken kann, kann auch am nächsten Tag ohne Tablette tanzen!", erwiderte ich und setzte mich zu Samira, die bereits am Boden platz genommen hatte. Tyler murmelte etwas vor sich hin, bevor auch er sich zu uns gesellte.
„Hast du schon ein Kleid für den Ball, Jade?", fragte mich Samira mit leuchtenden Augen. „Ich werde einfach irgendein altes anziehen. Ich müsste sogar eines von mein-"
„Auf gar keinen Fall! Wir müssen shoppen gehen. Wie sieht es morgen aus?", mischte sich nun auch Tyler ein.
„Aber warum denn? Es reicht doch-„
Diesmal schnitt mir Samira ins Wort: „Nein, es reicht nicht. Du musst perfekt aussehen!"
„Warum ist dir das so wichtig? Ich hätte gedacht, dass ist nur ein langweiliger Ball deines Vaters?", meinte ich verwirrt und blickte dabei zu Samira. Was war den los mit ihr?
„Ja schon, aber es werden viele wichtige Geschäftspartner von Dad da sein. Tyler was sagst du dazu?", gab Samira das Wort an ihn.
„Du hast vollkommen recht. Da kannst du nicht in irgendeinem Fetzen aufkreuzen. Also, morgen?"
„Von mir aus. Was ist mit dir Samira?", entgegnete ich resigniert.
„Oh ich kann leider nicht, aber macht euch einen schönen Tag ihr zwei", äußerte sie sich.
„Nagut, dann nur wir zwei", strahlte Tyler von einem Ohr zum anderen.

-Am nächsten Tag-
Ich und Tyler hatten uns am nächsten Tag getroffen und gingen bereits in den ersten Laden. „Was hast du dir vorgestellt?", fragte er neugierig nach.
„Keine Ahnung. Vielleicht irgendetwas schlichtes, aber definitiv in schwarz.", erklärte ich ihm und ging schon die Kleider vor mir durch. Aber auch nach dem dritten Kleiderstoß wurde ich nicht fündig.
„Ich glaube, ich habe das perfekte Kleid für dich!", schrie Tyler nach ein paar Minuten durch den halben Laden und kam mit einem wunderschönen schwarzen bodenlangen Kleid angerannt.
Das Kleid war umwerfend. Es war schlicht und schwarz, der Stoff fühlte sich nach Jersey an. Es hatte aber an der linken Seite einen Beinschlitz bis zum Oberschenkel und der Herzausschnitt war zur Linken Trägerlos, doch zur Rechten durch einen langen Ärmel unterbrochen.
„Guter Geschmack", zwinkerte ich ihm zu und verschwand sofort in der Umkleidekabine. Es war wirklich atemberaubend.

Als ich die Kabine verlies, bemerkte ich erst, dass es mir wie angegossen passte. Ich blickte zu Tyler, welcher mit offenem Mund vor mir saß.
„Ich glaube, dass wir schon fündig geworden sind", informierte ich ihn und betrachtete mich dabei stolz im Spiegel.
„Du glaubst? Wenn du das Ding nicht kaufst, rede ich kein Wort mehr mit dir. Du siehst darin aus, wie eine Königin!", quietschte er schon fast und hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen.
„Dann muss ich es ja fast kaufen", lachte ich leicht, bevor ich mich nochmal von hinten betrachtete und danach wieder zurück in der Kabine verschwand.

Alles gekauft und eingepackt, Tyler hatte sich ebenfalls einen Anzug für den Ball gekauft, machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto, als ich einen leisen, dumpfen Knall aus einer Seitengasse vernahm. Es hörte sich an, als ob ein schwerer Gegenstand auf der Straße aufschlug. „Hast du das gehört?", fragte ich Tyler, der in sein Handy vertieft war und langsam den Kopf schüttelte. Meine Ohren, die mittlerweile auch die kleinste Gefahr wahrnahmen, konnten sich nicht irren.
„Lass uns da mal nachsehen, okay?", erklärte ich ihm und schlich langsam zurück zur Gasse.
Ich hörte jemanden unter ein Gewimmer murmeln, konnte jedoch nicht alles verstehen.
„Nehmt- , aber lasst mich -." Mehr konnte ich leider nicht ausnehmen, aber es machte mich aufmerksam. Sofort scannte ich meine gesamte Umgebung noch genauer ab, als ich es sonst immer tat, fand jedoch keine Hinweise oder Verteidigungsmittel. Langsam schielte ich um die Ecke.

Killing my FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt