- Luke -
"Du hast nicht das gesehen, was ich gesehen hab!", erklärte ich Daniel, der mir auf der Couch bei einer Hausparty gegenüber saß. "Bro, es ist Jade, von der wir hier reden. Bei ihr gibt es keine Momente von Schwäche. Sag mir doch einfach, was vorgefallen ist!"
"Das kann ich nicht!", meinte ich etwas niedergeschlagen und nippte an meinem Bier.
"Luke, lass Jade einfach in Ruhe! Egal was du gesehen hast, das wird sich nicht wiederholen. Jade bleibt die Eiskönigin, die sie schon immer war. Schlag sie dir aus dem Kopf und lenk dich am besten mit Stacy ab, okay?", hielt mir Daniel einen Vortrag. Ich nickte leicht. Ich sollte sie wirklich nicht so nah an mich heran lassen. Es schmerzt nur umso mehr, wenn diese Menschen, die einem zu Nahe stehen, gehen. Ich hoffe Stacy ist heute hier.
Ein verschwitzter Tyler gesellte sich zu uns und lies sich mit Schwung auf der Couch nieder. "Die Trainingsstunden bei Jade haben sich richtig ausgezahlt." Er strahlte von einem Ohr zum anderen. Wenigstens einer, der von Jade das bekam, was er wollte.
Daniel drehte sich nun auch mal zu Tyler und schmunzelte: "Du trainierst mit Jade?"
"Ja", antwortete ihm dieser und schnappte sich eine Flasche Wasser vom Tisch.
"Vielleicht kannst du unserem Freund hier noch Tipps geben", lachte er nun laut und stupste mich mit seinem Ellbogen. Tyler sah mich verwirrt an. Ich zuckte nur mit den Schultern und stand vom Sofa auf. "Wenn ihr mich entschuldigt, ich geh Stacy suchen."
"Ist es wieder mal so weit?", schmunzelte nun auch Tyler mich an. Er sah zu Daniel, der mir ein wissendes Nicken gab, bevor ich mich umdrehte und durch die Menschenmenge zwängte. Letztes Mal, als ich mich so durch die Partyleute kämpfen musste, hatte ich Jade mit mir geschleppt. Wie sie sich heimlich aus meinem Griff befreien wollte, hab ich natürlich gleich bemerkt. Es ist ihr jedoch nicht gelungen. Ich musste auflachen, als ich daran dachte. Jedoch verstummte ich gleich wieder. Daniel hat recht. Jade geisterte mir schon zu oft im Kopf herum. Ich muss Stacy so schnell wie möglich finden.
Als ich mich bis zum Ende durchgekämpft hatte, fiel mir eine blondhaarige kleine Barbie am Tresen der provisorischen Bar auf. Stacy - Bingo!- Jade -
Ich exte sofort den ersten Drink, den mir Jack in die Hand drückte. "Easy there, Tiger", meinte er und bestellte sogleich zwei neue Drinks. "Willst du mir sagen was los ist, oder exen wir den zweiten Drink ebenfalls?", fragte der kleine Braunhaarige vor mir. Er lächelte mich belustigt an, aber ich war einfach nur sauer auf mich selbst.
"Das geht dich nichts an", erklärte ich ihm kalt und wendete mich zu Samira, die sich gerade zu uns gesellt hatte.
"Nimm es nicht persönlich. Jade ist zu jedem unfreundlich", meinte Samira schmunzelnd zu Jack und sah mich danach forschend an. "Na? Mit dem falschen Fuß aufgestanden?"
"Morgen bin ich weg!", murmelte ich eher zu mir selbst, als eine Antwort an Samira, doch sie hörte mich trotzdem.
"Auf gar keinen Fall. Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und du willst schon nach ein paar Tagen wieder abreisen?", zickte sie mich an. Ich kann hier einfach nicht bleiben. Zum einen die Angst vor meiner Familie und zum anderen hab ich Luke viel zu viel erzählt. Ich hätte das nicht tun sollen. Er weiß jetzt Dinge, mit denen er mich verletzten kann. Und wahrscheinlich auch wird. Was war nur in mich gefahren? Konnte er wirklich ein Geheimnis für sich bewahren?
Als ich auf Samiras Frage hin still blieb, setzte sie erneut an: "Bleib doch bitte bis nächste Woche. In zwei Tagen ist ein Motorradrennen in der Stadt und ich will da umbedingt mit dir hin. Und nächste Woche ist der jährliche Ball meines Vaters. Ich schaff das nicht alleine Jade!" Sie bettelte wirklich darum. Ich richtete meinen Blick auf die tanzenden Leute vor uns.
"Ich kann einfach nicht bleiben. Bitte mach nicht so ein Fass darum auf."
"Was würde Luke darüber denken?", fragte sie nun und zog eine Augenbraue nach oben. In ihren Augen tanzte ein Funken Hoffnung.
"Ist mir herzlich egal, was er darüber denkt", meinte ich spöttisch.
"Machen wir einen Deal, wenn du bis zum Ball bleibst, dann kannst du danach ohne auch nur ein Wort meinerseits abhauen. Ich werde weder meckern, noch dich überreden weiterhin zu bleiben okay?" Ich richtete meinen Blick auf sie und beäugte sie akribisch. Macht eine Woche so viel aus? Wenn mein Vater von meinem Bruder etwas weiß, ist er sowieso schon auf dem Weg hierher. Das kann ich nicht mehr verhindern und wenn sie mich danach nicht mehr nervt, könnte es das wert sein. Die gesamte Situation mit Luke spukte mir ebenfalls im Hinterkopf umher und war doch ausschlaggebender für meine Entscheidung zu bleiben, als ich zugeben würde.
"Nur wenn weder von dir noch von irgendeinem anderen deiner Freunde etwas kommt. Du musst es mir versprechen!"
Samira hüpfte vor Freude ein paar Mal in die Luft. "Versprochen. Dean? Wir bekommen noch drei Drinks bitte!"
DU LIEST GERADE
Killing my Feelings
RomantizmRaus aus LA. Ein Traum, den sich Jade schon immer erfüllen wollte und jetzt ist es soweit. Auf der Flucht vor ihrer Heimat und vor ihrer Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die starke Narben hinterlassen hat. Eine Vergangenheit, die hohe Mauern um ih...