Chapter 18

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Ich erblickte zwei Männer, die komplett in schwarz gekleidet waren und ein Mann mittleren Alters, der vor ihnen am Boden kniete. Die beiden sahen wütend auf den Mann hinab und schienen in ihre Konversation vertieft. Das nutze ich aus! Ich schlich mich weiter in die Gasse hinein und hörte einen der beiden wieder reden: „Es reicht! Du weißt, warum wir hier sind! Hilf uns doch einfach und wir verschwinden wieder." Er redete leise und mit Geduld. Eine spontane Tat konnte ich also ausschließen. Wer in dieser Situation so ruhig blieb, musste daran gewöhnt sein. Die beiden mussten Professionelle sein, also brauche ich dringend eine bessere Strategie. Ich ging noch einmal die ganze Gasse mit meinem Blick durch und sofort schoss mir eine Idee. Spontane Verteidigung auf geplante Attacken war ja auch mein Spezialgebiet.
„Hey ihr Vollidioten. Lasst den Mann doch in Ruhe", schrie ich, als ich aus meinem Versteck ins Licht sprang. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und stellte mich in die Mitte der Gasse. Die beiden blickten sofort in meine Richtung, wobei der, der vorhin geredet hatte, dem anderen mit seinem Kopf in meine Richtung deutete. Dieser verstand sofort und ging auf mich zu. Perfekt.
„Kleine, du bist zur falschen Zeit am falschen Ort", knurrte er mir entgegen. Ich könnte das selbe über dich sagen. Als er vor mir stand und nach mir greifen wollte, kickte ich gegen seine Füße und schubste ihn nach hinten. Mit einem schmerzverzerrtem Gesicht wurde er nun wütend, packte mich an meinen Haaren und schliff mich zu dem anderen zurück. Mit meinen Händen hielt ich mich geschickt an seinem Arm fest, um den Schmerzen zu entgehen, leistete aber keinen Widerstand.
Ich war eine geringere Bedrohung, aber hatte mehr Fluchtpotential, also lies er mich, wie erwartet, in der Ecke hinter dem Mann fallen. Bingo. Ich lies ein paar Tränen kullern und sackte in mich zusammen, um den Anschein zu erhöhen, dass ich keine Probleme machen würde. „Bitte tut mir nichts", brachte ich unter Tränen und Schluchzern heraus.
„Du hättest dich nicht einmischen sollen, Kleine", zischte einer „und wie hübsch du bist", meinte der andere, als er mein Kinn in seine Hand nahm. Er streckte mein Gesicht einmal zur linken und dann zur rechten Seite. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Krimi, jedoch war, zu ihrem Pech, mein ganzes Leben schon ein Horrorfilm. Alles, was ich jetzt noch brauchte, war nur etwas Abstand zwischen ihm und mir.
„Ich glaube, wir finden noch Verwendung für dich, nachdem wir mit diesem Problem hier fertig sind", und mit diesen Worten entfernte er sich von mir und ging wieder auf den Mann zu. Ich griff vorsichtig und unbemerkt hinter mich unter eine alte, zuvor erblickte Decke und erfühlte einen schweren hölzernen Gegenstand. Ich grinste innerlich und dankte meinem geschulten Auge. Ein Baseballschläger. Ich riss ihn unter der alten Decke hervor und schmetterte ihn dem einen, der sich dem Mann genähert hatte, gegen die Beine. Dies riss ihn zu Boden. Der kann sich, aus Erfahrungswerten, für genau dreißig Sekunden nicht bewegen. Ich zählte innerlich die dreißig Sekunden ab, als ich mich dem zweiten näherte, der vor Schrecken seine Hände vor sich hielt. Ich schwang den Schläger einmal in meiner Hand und lachte auf. Jetzt hatte ich die Oberhand. „Mit dem Bauch auf den Boden und die Hände am Rücken verschränken!", knurrte ich den zweiten Mann vor mir an und deutete dem Opfer aufzustehen, ohne die Augen abzuwenden. „Da hinten liegt ein Seil, binde ihm damit die Hände am Rücken zusammen", erklärte ich ihm, jedoch den am Boden Liegenden vor mir nicht aus dem Blick lassend.
Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig, siebenundzwanzig... Ich widmete mich wieder dem anderen zu, da die Zeit bald abgelaufen war. Er hatte sich bereits gefangen und kniete auf dem Boden. Kurz bevor er sich erheben konnte, stellte ich mich hinter ihm und schwang meinen Schläger erneut. „Wage es nicht aufzustehen, oder mir kommt der Schläger nochmals aus!", keifte ich ihn an.
„Du kleine Hure", murmelte er leise.
„Wie bitte, ich konnte dich nicht hören. Könntest du das wiederholen?", fragte ich ihn mit einer gespielt unschuldigen Stimme und schlug ihm dabei den Baseballschläger in die Seite. Der Typ vor mir schrie auf vor Schmerz und sackte wieder zu Boden. „Und jetzt sei so gut und mach deinen Freund hier nach", knurrte ich ihm zu und er verschränkte ebenfalls seine Hände hinter dem Rücken. In der Ferne waren schon Sirenen zu vernehmen und ich dachte wieder an Tyler. Sofort riss es mich in die Realität zurück. Oh mein Gott, er musste schon die Polizei gerufen haben. Dieser rannte gerade auf mich zu, als ich auch dem Zweiten die Hände hinter dem Rücken verband. Ich streckte Tyler die flache Hand hin, als ein Zeichen, dass er stehen bleiben sollte.
„Sir? Können Sie bitte auf den anderen aufpassen, bis die Polizei hier ist?", fragte ich den Mann, ohne den Typ vor mir am Boden aus den Augen zu lassen.
„Klar", erwiderte dieser etwas unsicher. Die Stimme kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht woher. Vielleicht ein Bekannter meiner Großeltern und ich erkannte die Stimme von früher. Ich wollte mich umdrehen und nachsehen. Aber dafür war später genug Zeit.
Die Frage, um wen es sich dabei handelt, war jedoch gleich beantwortet, als Tyler das Wort ergriff.
„Mister Carter? Geht es ihnen gut?", fragte er besorgt nach und näherte sich dem Mann. Luke's Vater. Nur der Gedanke an ihn, ließ in mir jegliche Alarmglocken läuten.
„Alles gut Tyler, dank deiner Freundin hier", erwiderte er und ein Polizeiwagen parkte vor der Gasse. „Tyler Davidson?", fragte einer der Polizisten nach.
„Hier", antwortete ihm Tyler. „Die Beiden hier am Boden haben Mister Carter angegriffen", erklärte er ihnen weiter.
„Wir werden uns darum kümmern", erwiderte der andere, als sie die beiden Räuber von der Straße Handschellen anlegten. „Wartet bitte kurz. Wie müssen noch jeden einzelnen hier vernehmen."
Ich legte den Baseballschläger ab und ging zu Tyler und Mister Carter.
„Fehlt Ihnen etwas?", fragte ich besorgt nach, was er mit einem Kopfschütteln beantwortete. „Danke vielmals. Miss- eh"
„Reed. Kein Problem", wandte ich das Thema mit einer wegwerfenden Handbewegung schnell ab und klopfte mir den Staub von meiner Jeans.
„Können Sie uns bitte zum Polizeipräsidium begleiten? Dort können wir ihre Aussagen aufnehmen", kam einer der Polizisten wieder zurück und wir folgten ihm geschlossen zum Polizeiwagen.

Da saß ich nun im Verhörraum und wartete auf einen der Polizisten. Wie auf Knopfdruck öffnete sich die Tür und ein junger Polizist trat ein. „Guten Tag, Miss Reed. Ich bin Captain Gilles. Können Sie mir bitte den Tatvorgang beschreiben?"
Und so erzählte ich ihm alles was vorgefallen war.
„Wenn sie mir die Frage erlauben. Woher wussten sie von dem Baseballschläger?", fragte er verwundert, nachdem ich meine Geschichte beendet hatte. Mit diesen Worten lehnte er sich mit den Ellbogen abgestützt über den Tisch und verschränkte seine Finger, auf die er sein Kinn platzierte. Er sah euphorisch dabei aus.
„Einfach Glück würde ich sagen", bluffte ich und sah ihm in die Augen. Meine Miene versteinerte sich, als er mich kurz musterte.
„Nun gut. Das wars dann, danke Miss Reed."
Wir erhoben uns beide und verließen den Raum. Davor stand Tyler, der mich unsicher ansah.
„Sollen wir eure Eltern verständigen?", meldete sich ein Polizist hinter uns und ich versteifte augenblicklich. „D-das wird nicht nötig sein, danke", erklärte ich ihm. „Sind wir hier fertig?"
„Ja, danke für ihre Mithilfe." Ich nickte ihm zu und sprintete sofort nach draußen, um frische Luft in meine Lungen zu bekommen. Vor der Tür angekommen kam sofort Tyler hinterher und legte seine Hand auf meine Schulter. „Jade, d-du", fing er an, doch wurde sofort von mir unterbrochen.
„Alles gut, Tyler", antwortete ich ihm und entledigte mich seiner Berührung. Stell dir vor, sie hätten deine Eltern verständigen MÜSSEN. Dann wärst du jetzt erledigt. Du musst vorsichtiger sein! Meine innere Stimme hatte recht. Ich musste vorsichtiger sein. Wenn mein Vater wüsste, wo ich bin, dann-. Darüber möchte ich nicht nachdenken.
„Danke." Die leicht angespannte, jedoch ruhige Stimme von Mister Carter riss mich aus meinen Gedanken. Ich wirbelte zu ihm herum.
„Keine große Sache. Bitte vergessen Sie einfach meinen Namen okay?", ich wartete jedoch nicht auf seine Antwort und machte sofort eine Kehrtwende. Wie auf Autopilot lief ich schnurstracks Nachhause. Die Tür war sofort verschlossen und ich rutschte auf den Fußboden. Meine Finger in meinen Haaren vergraben, dachte ich an die möglichen Konsequenzen des heutigen Abends. Wird die Polizei meine Eltern trotzdem verständigen? Nein, das glaube ich nicht. Ich hoffte nur, dass mich Mister Carter nicht als Luke's Freundin erkannt hatte. Wenn dem so wäre und er Luke davon erzählen würde, was würde Luke tun? Würde er versuchen sich bei mir zu bedanken? Würde er wieder Kontakt zu mir suchen? Oder hatte ich mich doch auf der Party klar ausgedrückt und er würde es lassen? So oder so, wird er keine Zeit mehr dafür haben. Bald bin ich endlich weg.

Killing my FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt