In dieser Nacht schlief ich gut. Oder zumindest besser als in den letzten Nächten. Als ich erwachte, war ich ausgeruht und lag nicht gefesselt auf einem Bett, sondern genau dort, wo ich eingeschlafen war.
Das war gut.
Langsam streckte ich mich und gähnte verhalten.
Ich setzte mich langsam hin und stand schließlich auf. Ein neuer Tag war angebrochen und durch das Fenster drang goldenes Morgenlicht in den kleinen Raum. Die Atmosphäre war fast schon friedlich. Eine Weile verharrte ich bei diesem Gedanken, bis ich unsanft in die Realität zurückgeholt wurde. Irgendwo dort war ein Monster und es wartete wahrscheinlich nur darauf, dass ich herauskam. Oder war alles nur ein Traum gewesen? Nein! Es war genauso passiert, wie in meiner Erinnerung. Also vergewisserte ich mir schnell, ob ich mein Messer und die Taschenlampe bei mir trug, bewegte mich vorsichtig zwischen den Regalen hindurch auf die geöffnete Tür zu.
Die Tür stand offen! Ich hatte sie geschlossen. Ich war mir völlig sicher. Das hieß, dass jemand oder etwas hier gewesen sein musste.
Hier, wo ich geschlafen hatte. Während ich geschlafen hatte.
Panisch sah ich mich um, doch nichts war zu sehen. Ich packte das Messer und hielt es vor mich, während ich zögernd wieder in den angrenzenden Raum hineinging. Stück für Stück, immer weiter. Ich meinte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrzunehmen und wirbelte herum. Da stand es. Gebückt und immer noch in dieser Robe. Nun erkannte ich es. Es war deutlich zu erkennen. Seine Augen leuchteten in einem matten Rot. Das selbe Rot, wie das Blut an seinem Kinn, das eigentlich schon lange eingetrocknet sein musste. Die Robe des Monsters war lang und eher braun als schwarz. Unter dem rechten Ärmel schaute ein Stück einer glatten, bleichen Hand hervor. An dieser Hand befanden sich zwar keine Krallen, aber dafür hielt sie einen Dolch. Dieser war bestimmt doppelt so lang wie mein Messer.
Ich hatte keine Chance. Was tat ich? Warum stand ich noch hier?
Ich sollte wegrennen, mich verstecken. Doch meine Beine waren wie erstarrt. Sie wollten mir nicht mehr gehorchen. Auch die Kreatur kam nicht näher. Sie stand einfach nur da.
Nun bewegten sich meine Beine doch. Allerdings auf die Gestalt zu. Ich ging immer schneller. Immer schneller. Und es stand einfach nur da und wartete auf mich. Das Messer in der Pranke. Ich konnte nicht anhalten. Meine Beine gehorchten mir nicht. Ich konnte schon seinen gierigen Atem spüren. Er war warm. Entschlossen fasste ich mein Messer fester und rammte es dem Wesen ins Fleisch. Seine Reaktion folgte rasend schnell: Es hob den Dolch und stach ihn mir mit voller Wucht in meinen rechten Arm. Ich ließ das Messer fallen und spürte das warme Blut, das aus der Wunde quoll. Ich fuhr herum und rannte weiter, diesmal jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Einfach nur weg. Hinter mir hörte ich noch einen entsetzten Schrei, bevor mich mitten in der Halle meine Kräfte verließen und ich zu Boden sank. Ich lag noch immer da, als sich das Monster über mich beugte und mir sein warmes Blut in den Nacken tropfte.
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Das Krankenhaus von Green-Hills
TerrorIch ging langsam durch den dichten Kiefernwald auf das riesige Gelände zu. Es wurde schon langsam Dunkel und ich hatte mir diesen Ort als Schlafplatz ausgesucht. Irgendetwas kam mir seltsam vor, doch es war zu spät. Jetzt konnte ich mein Lager nirge...