Teil 6

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Sie gingen nebeneinander her,  ein seltsames Paar. Sie sah sich immerzu um. Auf dem Dach trat sie an die Kante und sah zu dem von der Detonation stark beschädigten Gebäude der Botschaft rüber, während er seinen Bogen aus dem Versteck zog und in einer Tasche verstaute. Sie kam neugierig näher. "Ich hab davon gelesen, aber das es wahr ist.… ein Attentäter mit einem Bogen?" Er schulterte die Tasche: "Sei froh, dass ich ihn bei dir nicht brauchte. Ich verfehle mein Ziel nie." Sie lächelte. "Wird auch erstmal nichts damit. Nicht mit der Schulter.", sagte er. "Oh, da habe ich was gegen. Danach fühlst du dich wie neugeboren."

Sie erreichten ein paar Straßenzüge weiter ein verfallenes Haus, von wo aus sie operiert hatte. Eine Matratze auf dem Boden, eine schwarze Tasche, ein paar Flaschen Wasser und eine Tüte von einem Fast Food Laden. "Himmel ich will duschen. Und Hunger hab ich auch." "Mütterchen Russland meint es mit ihren Agenten auch nicht so gut, hm?" "Ihr Amis seid einfach verwöhnt. Aber ich gebe zu: könnte ich mich dran gewöhnen." Sie lud ihre Waffe mit frischer Munition und das gerade im rechten Augenblick. Sie waren im Keller, von oben hörten sie Stimmen und Schritte. "Schnell, da lang.", zischte sie und stieß ihn in eine bestimmte Richtung. Er sah einen Ausgang und dann standen sie auf der Straße, die Waffen im Anschlag, falls sie erwartet wurden. Doch da war nichts. "Komm." Clint erklomm die Sprossen einer Feuerleiter. Als sie auf dem Dach angekommen waren, hielt er sich die Schulter, die sehr schmerzte. Aber sie hatten einen guten Ausblick. Er legte sich auf den Bauch und holte ein Fernglas hervor. "Es sind wieder deine Freunde.", sagte er und reichte das Fernglas weiter. "Hab doch gesagt, dass sie wiederkommen." Sie griff in ihre Tasche und holte 2 Phiolen und einen Flachmann hervor. "Was ist das?", fragte er. "Danach tut dir nichts mehr weh.", meinte sie und entkorkte die Fläschchen. Sie schluckte den Inhalt hinunter, schüttelte sich und trank einen Schluck aus dem Flachmann. "Du traust mir kein Stück, oder?" "Nicht weiter, als ich dich werfen kann. Und du mir?" "Ich muss, anderenfalls bin ich tot." "Gib her.", sagte Barton und tat es ihr gleich. Es schmeckte widerlich, doch der Schluck Vodka hinterher neutralisierte den Geschmack. "Und nun?", fragte er. "Warte.". Sie spähte durch das Fernglas.

Clint saß da und beobachtete sie. Sein Blick fuhr über ihren perfekten Körper. Er war auch nur ein Mann und sie nutze es zu ihrem Vorteil aus.

"Wir brauchen einen Plan, wie wir die loswerden.", sagte sie und ging von der Kante weg, auf ihn zu. "Kein Problem. Ich hab nen Jet hier. Wir müssen nur bis zum Flughafen kommen." Sie sah ihn an "Ah." "Wieso, wie bist du hier, mit Bus und Bahn?", witzelte er und sie verpasste ihm eine. Streitlustig sah sie ihn an, er holte zum Gegenschlag aus und so lieferten sie sich eine Rauferei, die sich gewaschen hatte. Schließlich kniete er über ihr, sah ihr in die Augen: "Sollten wir unsere Energie nicht lieber sparen?", fragte er. Sie warf ihn und sich auf die Seite, um dann auf ihn zum sitzen zu kommen. "Apropos, was macht deine Schulter?", fragte sie. Clint sah sie erstaunt an, es war alles in Ordnung. Zumindest spürte er den Schmerz nicht mehr.

"Also, sie wollen mich töten, du sollst mich töten. Ich habe eigentlich keine andere Wahl, als mich schnell abzusetzen. Das würde ich natürlich am Besten getarnt über den Flughafen machen. Da könnetest du mich aufspüren und in Richtung deines Fliegers jagen. Ich garantierte dir, die sind da. Ab da wird es dann spaßig, du musst versuchen mich zu töten, aber auch das Team auszuschalten." "Du willst deinen Tod vortäuschen. Okay. Dann müssen wir einen über lassen, der das erzählen kann.", folgerte Clint. "Ja, schade. Oder?", grinste sie.

Er tötete, weil er einen Auftrag hatte. Ihr schien es hingegen Spaß zu machen. Und das machte sie so verdammt gefährlich.

"Und das heißt, ich muß shoppen gehen. Sie dürfen uns nicht zusammen sehen. Treffen wir uns im Hotel? Sie werden nicht erwarten, dass ich gerade dort bin, da sind wir dann sicher." Er hielt sie am Handgelenk fest, zog sie zu sich: "Wenn du nicht wieder auftauchst, bringe ich dich zur Strecke!", drohte er. Sie lächelte süß "Das weiß ich. Bis später dann." Sie ging zum Treppenhaus und er sah ihr nach. "Und bringst du meine Tasche mit?" Clint seufzte und schüttelte den Kopf. War er total bescheuert? Er ließ sie einfach gehen? Sie kam doch garantiert nicht wieder.

Minuten später, er hatte sie längst aus dem Blick verloren, ging er los und wieder ins Hotel. Verfolger konnte er nicht ausmachen. Dort konnte er endlich duschen und es war eine Wohltat. Er schrubbte sich den Dreck und das Blut aus den diversen Wunden von Körper, bis er sich wieder wie er selbst fühlte. Dann wechselte er Verbände und Pflaster und zog sich frische Sachen an. Er überprüfte seine Ausrüstung, nahm aber keinen Kontakt zum HQ auf. Er ließ lediglich ein Lebenszeichen da. Dann legte er sich aufs Bett und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Wach wurde er, als es an der Tür klopfte. Er sprang auf, eine Waffe im Anschlag. Er spähte durch den Spion. Sie war tatsächlich wieder da "Zimmerservice!", grinste sie und er ließ sie rein. Sie sah anders aus. Auch sie musste sich irgendwo frisch gemacht haben. Ihre Haare waren jetzt glatt und fielen ihr knapp über die Schultern. Sie hatte blaue Jeans an, hohe Schuhe, ein T-Shirt und eine leichte Lederjacke. Sie legte eine große Tüte aufs Bett und warf ihm eine braune Tüte einer Fast Food Kette zu. "Du hast nicht geglaubt, dass ich wieder komme.", stellte sie fest, die Arme in die Seiten gestemmt. Er schüttelte den Kopf: "Eigentlich nicht." Sie lächelte und zog einen Laptop aus der Tüte. Sie tappte auf die freie Bettseite. "Setz dich,  iss." Er, immer noch verwundert, dass sie da war, tat aber wie  geheißen und machte sich über das Essen her. Und er hatte einen riesigen Hunger! Er sah an ihr vorbei auf den Bildschirm.

Sie saß konzentriert am Laptop und buchte unter einem Alias den Flug, damit alles seine Ordnung hatte. Dann sah sie sich Aufnahmen des Airports an. "Wo steht dein Jet?", fragte sie und biss herzhaft von einem Cheeseburger ab. Er rückte zu ihr rüber und bemerkte, dass sie unglaublich gut roch. Er räusperte sich: "Hier hinten. Da sind  Umschlagterminals für Luftfracht." Er zeigte ihr den entsprechenden Hangar.

Sie besprachen den Plan und aßen die Tüte leer. Er lehnte sich zurück. "Wann geht dein Flug?", fragte er. "6:30, nach Athen." "Ein paar Stunden haben wir noch." "Dann sollten wir uns etwas ausruhen. " sagte sie und stellte einen Alarm auf ihrer Armbanduhr. Sie stand auf und suchte etwas in ihrem Rucksack. Clint rührte sich nicht vom Fleck. Er würde das Bett nicht  aufgeben. Eines wollte er aber dennoch wissen. "Also, Black Widow, wie heißt du wirklich?" Sie schwieg. "Weißt du, ich könnte dich die ganze Zeit Blacky nennen, aber das wäre dann, als würde ich einen Hund rufen..." Sie verdrehte die Augen. "Oh bitte..." Er stichelte weiter: "Komm schon, wenn das funktionieren soll, dann gib mir was, irgendwas." Sie sah ihn an. "Clinton Francis Barton ist jetzt auch kein toller Name, vielleicht nenne ich dich Birdboy." "Nehm ich.", sagte Clint grinsend und fuhr fort: "Wie wäre es mit Spinnenlady? Krabbelkäfer? Rote Achtbeinerin?" Sie prustete: "Ich bin ja gegen viele Arten der Folter immun, aber gegen so was komme ich nicht an. Du wirst mich nicht Krabbelkäfer nennen!" Er verschränkte die Arme vorm Körper und sah sie herausfordernd an: "Hmm?" Sie seufzte: "Natalia Alianovna Romanova. Geboren am 02.12.1984 in Stalingrad." "Okay." "Du kannst mich Natasha nennen." Er reichte ihr die Hand. "Hallo Natasha. Ich bin Clint." Sie legte sich neben ihn und schloß die Augen. "Und jetzt halt die Klappe." Amüsiert machte er die Augen auch zu, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht im Schlaf erstickte.

Es begann in BudapestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt