Teil 9

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Fury saß hinter seinem Schreibtisch, die Stirn in Falten gelegt, sah noch düsterer aus als sonst. Kaum war die Tür zu, legte Fury los.

"Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Was bringt Sie dazu, SIE hierher zu bringen? War der Auftrag nicht deutlich genug formuliert? Ziel töten? Ich hätte es verstanden, wenn Sie es nicht geschafft hätten. Okay. Aber Sie hierher zu bringen?! Was zum Teufel! Damit gefährden Sie die nationale, ach was, die internationale Sicherheit! Barton, die Russen werden sie wiederhaben wollen..." "Director Fury, ich..." "Unterbrechen Sie mich gerade, Mann? Sie werden verstehen, dass ich ein bisschen nervös werde, wenn Sie hier unangemeldet mit einer feindlichen Profikillerin reinspazieren die a) nicht tot ist und b) noch nicht einmal gefesselt oder sonst wie außer Gefecht ist!"

Clint war klar, dass Fury ausrasten würde, also ertrug er es einfach. Es folgte ein Schwall wüster Schimpfworte, dann setzte er sich mit verschränkten Armen hin und beobachtete Clint ganz genau. "Sie muss die Seiten wechseln. Das KGB hat ihr eine Falle gestellt. Wenn Sie mich erklären lassen...?" "Den Bericht will ich in 2 Stunden auf meinem Tisch haben. Und bis dahin gehen Sie mir aus dem Weg!"

Clint erhob sich. Er wollte noch mal nach Natasha sehen, aber er befürchtete, dass er das nicht durfte. Und tatsächlich ließen die Wachen ihn nicht zur Zelle. "Auf Befehl von Director Fury.", hieß es. Er seufzte. Aber er hatte ja ohnehin etwas zu tun.

Er ging ins Großraumbüro und suchte sich einen freien Platz und begann, den Bericht zu schreiben. Er schrieb alles detailliert auf, ließ natürlich die pikanten Kleinigkeiten aus. Er schickte den Bericht ab und ging schnell duschen und sich umziehen. Er zog sich gerade sein Shirt herunter, als er den Anruf erhielt, zu Fury zu kommen.

"Da war ja ganz schön was los bei Ihnen in Budapest. Ich habe hier eine halb gesprengte Lagerhalle, viel, viel Chaos am Flughafen und eine durch eine Explosion beschädigte Botschaft. Alles garniert mit einer Menge Geballer.", las Fury aus dem Bericht vor. "Sir, die Explosionen gingen nicht auf unser Konto..." Fury hob die Augenbraue "Schon mal was von verdeckter Vermittlung gehört? Ich habe mehr von Ihnen erwartet." Barton war nicht in der Stimmung, sich von ihm fertig machen zu lassen. Bisher waren er und der Director noch nie in die Quere gekommen, doch dieses Mal gerieten sie gewaltig aneinander. "Sir, bei allem Respekt. Ich habe Natasha kämpfen sehen. Sie ist unglaublich. Es wäre doch dumm, sie zu töten, wenn sie willig ist, überzulaufen." "Natasha, hm? Barton, alles, was sie sagt, ist eine Lüge. Sie ist gefährlich. Mehr, als Sie ahnen." Er schob ihm eine Mappe zu. "Hier sind alle Infos, die wir zum Black Widow Programm haben. Das ist über ihrem Level. Ich stelle sie Ihnen trotzdem zur Verfügung. Lesen Sie das." "Danke, Sir." "Danken Sie mir nicht. Lesen Sie das und denken Sie darüber nach, ob die Welt ohne sie nicht doch besser dran ist. Und wenn sie zu diesem Schluss kommen, dann entsorgen Sie dieses Problem. Jede Black Widow ist eine zu viel." Barton griff nach der Mappe. Hatte zwar noch Fragen, stellte sie aber nicht.

Barton lag in seinem Quartier und hatte die Akte jetzt schon 3 mal gelesen. Er hatte vieles nicht gewusst und es schockierte ihn. Er hatte nur gewusst, dass sie eine gefährliche Killerin und Agentin war, aber dass sie derartig hoch geskillt war und mit welchen Methoden. Fury hatte recht. Sie war nicht einzuschätzen und konnte im Alleingang eine Regierung stürzen. Aber dennoch: er sah dieses große Potential. Hatte Fury etwa Angst vor ihr? Er hatte noch nie erlebt, dass er vor irgendetwas zurückgeschreckt wäre.

Er hing seinen Gedanken nach. Warum legte er sich für sie so ins Zeug? Es bestand immer noch die Chance, dass er einen fürchterlichen Fehler gemacht hatte und sie ihn an der Nase herum geführt hatte. Laut ihrer Akte hatte sie keinerlei Gewissen oder Emotionen. Doch das glaubte er keine Sekunde lang. Mit dem neuen Wissen um sie kam es ihm eher so vor, als wenn sie noch interessanter geworden wäre.

Am Morgen ging er gleich zu Fury "Ich will zu ihr, ein Gespräch führen." "Barton, was hat sie mit Ihnen gemacht? Hat die Spinne Sie gebissen?" "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sie uns nützlich sein kann.", beharrte er. "Dann gehen Sie runter. Ich komme nach."

"Hey Birdboy, ich dachte, du hast mich vergessen.", begrüßte sie ihn. "Wie könnte ich denn?", entgegnete er und ließ die Zelle aufschließen. "Wie geht's dir?" "Gelangweilt. Die Jungs durften nicht mit mir reden.", sie nickte auf die Wachen. "Die haben Angst."

Er ging mit ihr ins Verhörzimmer, setzte sich ihr gegenüber. Sie sahen sich an. "Willst du immer noch zu uns gehören?" "Der Empfang war ja nicht so herzlich.", antwortete sie. "Natasha, ich habe einen verdammten Ärger wegen dir bekommen. Lass den nicht umsonst gewesen sein.", sagte Clint ernst. "Warum tust du dir das an?", sagte sie etwas leiser und sah ihn aus ihren unergründlichen Augen an "Weil ich an dich glaube.", antworte er und das warf sie aus dem Konzept. Er spürte es mehr als das er es sah. Dann betrat Fury den Raum und Clint wollte gehen. "Oh nein Barton, Sie bleiben hier."

Fury sprach lange mit ihr. Auch auf russisch. Er fragte sie nach ihren Motiven und Absichten. Es war ein langes Gespräch und Clint sah, dass Fury Respekt vor ihr hatte; sie hingegen auch vor ihm.

Dann verließ er den Raum, stattdessen kam Coulson rein. "Miss Romanoff, Agent Barton und ich begleiten sie jetzt zum Waschraum. Agent Hill hat Ihnen Sachen zum Wechseln besorgt. "Ah, und ihr kommt dann auch zum Einseifen mit rein?", fragte sie. Coulson wurde fast rot, Barton versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken. Nachdem Natasha sich frisch gemacht hatte und ganz in schwarz gekleidet wieder bei ihnen stand, wirkte sie etwas besser aufgelegt. Sie machten einen Rundgang auf dem Gelände. "Ich gehe recht in der Annahme, dass 3 Scharfschützen gerade auf mich angelegt haben? Einer auf dem Dach da oben, einer vom Turm und einer auf den Garagen hinter uns?", raunte sie Clint zu. "Ich fürchte, da hast du Recht. Fury traut niemandem." "Verdammt richtig von ihm."

Sie beendeten die Tour und gingen noch mal zu Fury ins Büro.

"Wie hat es Ihnen gefallen?" "Schön haben Sie es hier.", sagte sie. "Sie bekommen jetzt ihre Ausweiskarte. Wir wissen zu jeder Zeit, wo sie sind. Agent Barton wird Ihnen nicht von der Seite weichen." Clint sah überrascht aus. "Ja, Barton, wer sich so eine dicke Suppe einbrockt, muss sie auch auslöffeln. Sie werden bei ihr sein, wenn sie trainiert, wenn sie liest, wenn sie frühstückt, wenn sie sich kratzt. Wenn sie schläft. Zu jeder verdammten Zeit. Sie persönlich bilden sie aus. Und beten Sie, dass es mir nicht leid tut, Ihnen diese Chance gegeben zu haben!" Fury wandte sich an Natasha: "Beweisen Sie, dass sie eine von uns sein wollen."

Sie standen auf und verließen den Raum. Fury fügte hinzu: "Ach, und Agent Barton? Kein Sex!" Natasha grinste, aber das konnte keiner von beiden sehen.

Es begann in BudapestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt