Markus rächt sich

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Am nächsten Morgen war ich schon früh aufgewacht. Neben mir lag immer noch Markus. Ich lächelte und stand auf, doch plötzlich fuhr mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Wir waren gestern nicht zurückgekehrt. Was ist, wenn die anderen uns suchen würden?

«Markus! Steh auf!», rief ich und rüttelte Markus wach. «Die anderen suchen sicher schon nach uns!»

«Und wenn schon. Lass uns noch weiterschlafen. Es ist so schön», murmelte Markus, ohne die Augen zu öffnen. Plötzlich hatte ich eine fiese Idee. Ich schlich mich davon, zu einem kleinen See in der Nähe. Ich formte mit meinen Händen eine Schale und schöpfte Wasser, mit dem ich dann zurück zu Markus lief. Fies grinsend stand ich nun neben ihm. Ich stupste ihn leicht mit dem Fuss an.

Murrend öffnete Markus die Augen. Als er das Wasser sah, riss er seine Augen auf.

«Oh nein. Wenn du das tust, dann...», drohte er mir.

«Dann was?», fragte ich und warf Markus das Wasser an.

«Ich hab dich gewarnt!», rief Markus. Ich rannte zurück zum See, um ihm noch mehr Wasser anzuwerfen, doch das war ein grosser Fehler gewesen. Denn kaum war ich da, packte mich Markus und warf mich in den See. Ich landete schreiend im Wasser. Als ich aufgetaucht war, sah ich gerade noch, wie Markus sich seine Schuhe auszog und dann auch in den See sprang. Doch er tauchte nicht wieder auf. Schon eine halbe Minute war er jetzt da unten.

«Markus? Markus! Wo bist du, verdammt?!», schrie ich. Plötzlich hörte ich ein Plätschern vom anderen Ufer des Sees. Mein Blick schweifte dorthin und ich sah, wie Markus schwer atmend dort im Wasser stand und zu mir herübergrinste. Ich riss meine Augen auf.

«Als ob du so lange die Luft anhalten kannst», rief ich zu ihm rüber.

«Als ob du dir keine Sorgen um mich gemacht hast», rief er lachend zurück und begann, wieder zurück zu schwimmen.

«Oh, doch, und wie!»

«Dann gibst du also zu, dass ich dir etwas bedeute?»

«Nein, ich hätte mir auch Sorgen gemacht, wenn es Maxi gewesen wäre!»

«Muss ich jetzt eifersüchtig sein?» Inzwischen war Markus wieder zurück zu mir geschwommen und stand nun dicht vor mir. Ich schaute ihm in die Augen.

«Du musst nie eifersüchtig sein, ich werde dich immer mehr lieben als Maxi. Und ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt. Du bedeutest mir etwas.»

«Du bedeutest mir auch etwas. Und zwar sehr viel», flüsterte Markus. Ich war so in seinem Bann, dass ich nicht bemerkte, wie wir uns langsam näherten. Bald trennte nur noch ein Blatt unsere Lippen.

«Aber du hast doch selbst gesagt, fürs Küssen sind wir noch nicht soweit», flüsterte Markus nun, entfernte sich wieder von mir und ging aus dem See raus. Perplex blieb ich stehen. Das war jetzt nicht passiert!

«Ich hab dir doch gesagt, du bekommst das zurück», grinste Markus nun.

«Du bist so... so...», fing ich wütend an, wusste aber kein Wort dafür.

«So genial, so clever... Ich weiss gar nicht, was ich falsch gemacht habe, denn du hast ja selber gesagt, wir würden uns nicht küssen»

«Okay, das war wirklich raffiniert», gab ich zu.

«Und du musst auch zugeben, dass du mich jetzt echt gerne geküsst hättest», sagte Markus mit einem Schmunzeln.

«Naja... Also, das war so... du, ähm, du hast mich halt so angesehen, und...», probierte ich mich rauszureden, doch als ich Markus' allwissend grinsenden Blick sah, verstummte ich und antwortete: «Ja. Ja, das hätte ich. Wieso denn auch nicht?»

Markus lachte. «Das heisst dann wohl, dass ich einen grossen Einfluss auf dich habe.»

«Nicht direkt. Aber... ach kacke, was mache ich hier eigentlich?», rief ich schnaubend. Markus lachte nur.

«Wir sollten jetzt aber echt zurück gehen. Die anderen werden sich schon Sorgen machen», probierte ich, das Thema zu wechseln. Markus stimmte mir zu und wir liefen gemeinsam zurück zu unserem Lager. Gerade als wir eintrafen kamen die anderen zurück. Scheinbar waren sie auch weg gewesen. Als Maxi uns sah, rief er erleichtert:

«Sam! Markus! Euch ist nichts passiert. Wo seid ihr gewesen?»

«Wir sind... wir haben... wir haben im Wald geschlafen», stotterte ich.

«Was? Aber doch nicht etwa...»

«Was? Nein! Was glaubst du eigentlich von uns?! Sicher nicht!», rief ich empört, sodass die anderen lachen mussten.

«Wo seid ihr denn gewesen?», fragte ich.

«Wir haben Leon gesucht. Er ist spurlos verschwunden! Er ist entführt worden und wir haben Beweise dafür», antwortete mir Raban. «Meine Gespensterschnalle, die ich mit Joschka erfunden habe, hat rot aufgeleuchtet. Und jetzt halt dich fest. Rot heisst Vampire.»

«Was?! Aber...» Ich konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte.

Die wilden Kerle, hinter dem HorizontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt