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POV Hikari
Dem Mann vor ihr war der Schock ins Gesicht geschrieben und ihr gefiel es. Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Herr Yuta, ich denke Sie sind sich im klaren weshalb wir hier sind und ich habe die vage Vermutung, dass Sie auch schon wissen wie dieses Gespräch hier ausgehen wird." Er riss sich zusammen und setzte einen monotonen Gesichtsausdruck auf. Innerlich freute sich das Mädchen sogar auf dieses Gespräch. Das würde ein Spaß werden. Ein ganz leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, bedacht, dass es der ältere Mann vor ihr sah. Alles was sie in in der Zeit, in der sie in seiner Nähe war, machte, war genauestens bedacht. „Also, stellen Sie mir die Frage, die Sie vorbereitet haben. Ich werde Ihnen antworten." Die blauäugige nahm sich ihr Glas und trank einen kleinen Schluck.

Der minimal breitere Mann vor ihr, mit ordentlich gestutztem Bart und zur Seite gegelten braunen Haaren, stellte ihr rund 15 Fragen, die sie alle ordentlich und beinahe auch alle wahrheitsgemäß beantwortete. Sie musste ja nicht immer alles sagen. Zwischendurch änderte sie ihre Sitzposition, indem sie ihr überschlagenes Bein wechselte oder sich nach dem höflichen Kellner umsah. Zu dem Kellner sprach sie nett, wie zu Herrn Yuta, nur mit dem Unterschied, dass das Nette zu dem Kellner ehrlich gemeint war. Herrn Yuta behandelte sie mit Höflichkeit und Respekt, nur verdeutlichte sie ihm ebenfalls, dass sie sich keinem Willen beugen würde.

Gegen Ende des Gespräches bemerkte das Mädchen, dass der Mann im Anzug gegenüber von ihr seinen Entschluss endgültig gefasst hatte. Sein Gesichtsausdruck wurde immer finsterer, während ihrer gefährlich nett aussah. Wenn man auch nur ein bisschen die menschliche Mimik deuten konnte, konnte man bei ihr erkennen, dass dieses Lächeln eigentlich bedeutete, dass man um sein Leben laufen sollte. Und genau dies schien der Berater zu bemerken. Er beeilte sich sein Glas leer zu trinken und sie konnte sehen, dass er eigentlich noch mehr Sachen fragen wollte, es jedoch ließ.

Hikari strahlte ein solches Selbstbewusstsein und gefährliche Unbeugsamkeit aus, sodass sie als er sich verabschiedete, sich ebenfalls erhob und ihren Kopf leicht neigte. Sie sah ihm in die Augen. Seine strahlten leichte Abneigung aus, während ihre nur so vor Sicherheit trieften. Er verabschiedete sich schnell und eilte schon fast davon. Das Mädchen zog sich ihre Jacke wieder an und ging mit Sam zurück zum Auto. Ihr langjähriger „Großer Bruder" hatte sich die gesamte Zeit still verhalten und saß etwas entfernt von den Beiden.

Sobald sie aus dem Café raus waren, hielt er ihr die Hand hin, in welche sie einschlug. Sie hatte es geschafft. Die arrangierte Ehe war Geschichte. Jetzt musste sie fünf Personen davon erzählen. Seijuro, ihren Eltern, Satsuki und Daiki. Ja, die beiden Too Schüler hatten ihr bei der Vorbereitung etwas geholfen. Satsuki mit ihren Informationen und analytischen Fähigkeiten, hatte ihr gewisse Informationen beschafft, während Daiki sie eigentlich nur die ganze Zeit daran erinnert hatte, dass sie ja wieder in Form kommen musste, damit sie erstens gegen ihn spielen konnte und zweitens damit sie diesen Mistkerl Nishimoto Yota beim nächsten Treffen vollkommen erledigen konnte. Schon irgendwie süß.

Das Mädchen schreib den Beiden und dankte ihnen für ihre Unterstützung. Beide antworteten und freuten sich für sie. Sie lächelte verträumt, als sie aus dem Fenster sah und an Seijuro dachte. Endlich. Endlich konnte sie sich mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen. Endlich konnte sie ganz offiziell bei ihm sein und zu ihm gehören. Sam riss sie aus ihren Gedanken. Sie standen an einer roten Ampel. „Ich bringe dich zu Seijuro. Deinen Eltern kannst du später davon erzählen." Hikari sah ihn strahlend an. Der Mann neben ihr lächelte sie an und legte seine Hand auf ihren Kopf. „Das hast du ganz toll gemacht. Und jetzt, werde glücklich!" Wie sehr sie ihn lieb hatte. Dies beantwortete sie mit dem ehrlichsten Lächeln, dass sie zustande bekam.

POV Akashi
Er stand in seinem Zimmer und spielte auf seiner Violine. Es beruhigte ihn. Sein Kopf war wie leer gefegt und er konzentrierte sich nur auf die Töne, die er spielte. Seine Finger und sein Arm bewegten sich wie von selbst. Die Melodie, die er spielte, erinnerte ihn an sein Mädchen. Starke, schnelle Töne, die Würdevoll wirkten. Er wusste, dass sein Mädchen es schaffen würde. Schließlich war sie nun mal sie, und dass bei ihren alten Kräften, wenn nicht sogar weit darüber hinaus.

Er lächelte leicht, als er daran dachte, dass er sie nicht zum Feind haben wollen würde. Er wüsste gewiss nicht wer stärker sein würde. Physisch hatte sie mit ihren Techniken definitiv einen Vorteil. Dafür hatte er mehr Kraft. Aber psychisch war er sich unsicher. Doch zusammen, das wusste er, würde keiner so schnell gegen sie gewinnen. Da war er sich absolut sicher.

Er war so in sein Violinspiel und in seine Gedanken an das Mädchen versunken, dass er es nicht bemerkte, wie jemand durch die Tür hineintrat, sich auf seinen Schreibtisch setzte und ihm zuhörte. Erst als das Lied und dann auch das nächste, dass er sofort nach dem anderen gespielt hatte, zu Ende waren, hatte er sich umgedreht um die Violine wegzupacken. Da hatte er sie gesehen.

Sie saß mit überschrenkten Beinen auf seinem Tisch, hatte sich an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Sie sah so wunderschön und friedlich aus. Die Kleidung von vorher hatte sie immer noch an, hieß also, dass sie sofort nach dem Gespräch zu ihm gekommen sein musste. Er lächelte wieder unbewusst. Wenn sie schlief konnte er ihr ewig zusehen. Es war wie sein persönliches Beruhigungsmittel.

Als er sich ihr näherte und seinen Stuhl sachte beiseite schob, regte sie sich. Just in dem Moment, als er genau vor ihr stand, öffnete sie ihre wunderschönen dunkelblauen Augen. Wie sehr er ihre Augen liebte. Und das, obwohl sie eine ähnliche Farbe wie Daiki's hatten. Ihre waren einfach nur viel schöner.

Sobald sie ihn sah fing sie an leicht zu lächeln. In ihren Augen lag so viel Liebe, dass es sein Herz erwärmte. Als sie ihre Arme nach ihm ausstreckte, zog er sie an ihren Beinen zu ihm und schlang seine Arme um ihre Mitte. Die Jacke hatte sie ausgezogen, was bedeutete, dass er ihre Haut an ihrem Rücken berührte. Gleichzeitig schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn in einen liebevollen Kuss. Sein Herz explodierte.

Vorsichtig löste er sich von ihr und legte seine Stirn an ihre. „Seijuro. Es hat funktioniert. Es hat wirklich funktioniert. Sie haben gerade meine Eltern angerufen und die Ehe abgesagt. Es hat wirklich funktioniert." Zum Schluss hin fing ihre Stimme an immer mehr zu brechen. Er merkte, dass ihr eine Träne aus dem Augenwinkel entwich. Sachte fing er die Träne mit dem Daumen auf, als er seine Hand an ihre Wange legte. Wie sehr er sich das gewünscht hatte, was sie ihnen jetzt ermöglicht hatte. Sein Mädchen hatte das Risiko auf sich genommen, ihr Ansehen, ihren selbsterarbeiteten Status und auch den ihrer Eltern zu zerstören. Allerdings hatten ihr sowohl ihre Eltern, als auch sie selbst vertraut. Selbst wenn sie es nicht sagte, wusste sie im Innersten, dass sie es schaffen würde.

Er lächelte. Das tat er oft in ihrer Gegenwart und wirklich auffallen tat es ihm nicht. Sie fing an zu flüstern und sagte etwas, was sie noch nie so wörtlich gesagt hatte: „Seijuro, ich liebe dich." Ihm blieb fast das Herz stehen, bis es rapide anfing sich zu beschleunigen und doppelt so schnell schlug wie vorher. In dem Jungen kamen Gefühle hoch, die er noch nicht so stark kannte. Daraufhin konnte er nicht anders, als sie in einen Kuss zu ziehen. Ihre Finger fuhren durch seine Haare und er genoss es ungemein. Als sie sich wieder voneinander lösten, konnte er nicht länger warten. Der rothaarige musste sie jetzt fragen.

„Hikari, wir machen es jetzt offiziell. Oder?" Eigentlich brauchte er nicht fragen, er wusste die Antwort auch so. Hikari nickte. „Ja." In ihren Augen glitzerte es. Das Mädchen vor ihm nahm sich seine Hand, die mittlerweile in ihrem Nacken lag und hielt sie sich an ihre Wange. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen. Danach drückte Hikari ihm noch schnell einen Kuss auf die Lippen, schob ihn leicht zur Seite und sprang vom Tisch. „Jetzt muss ich aber mal aus dieser Kleidung raus. Langsam wird es kalt am Bauch." „Also ich mag es", sagte er ohne darüber nachgedacht zu haben. Leicht perplex sah sie ihn an. „Ich denke, du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass ich Sachen sage, ohne vorher auf meine Wortwahl geachtet zu haben", sagte er in seiner gewohnten Art. Zwar ernst, aber weder kalt noch emotionslos, sondern warm. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. „Ich glaube das bekomme ich schnell hin Mr. Absolut."

~1441 Wörter

Ms. Perfekt und Mr. Absolut {Akashi Seijuro x OC FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt