Tag 2 - Wiederkehr

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(Made in Abyss)

Es wurde dunkel. Stille hatte sich über die Welt gelegt für diesen Moment. Es schien, als würde die Zeit anhalten. Alles zog langsam an ihnen vorbei.

Gen hatte seine Augen geschlossen. Sein Atem war flach. Jedoch spürte er nichts mehr. Sein Körper war taub und seine Arme und Beine hatten jedes Gefühl verloren. Anders als seine Schwester. Diese lag nur wenige Zentimeter neben dem Blonden und krümmte sich vor Schmerzen. Dennoch schrie sie nicht.

"Li..li..." Er versuchte seine Schwester zu erreichen. Er wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, doch er konnte sich nicht bewegen.

Tränen liefen der jungen Frau über das Gesicht, welches sich verkrampfte und sie erneut panisch damit begann nach Luft zu schnappen.

Es war alles so nicht geplant gewesen. Niemals sollte es so enden. Nie. Doch konnte niemand dieses Schicksal nun ändern. Die beiden waren dem Tod geweiht.

Lilithian und Gentrificius Libertate, zwei Schwarzpfeifen, die von der vierten Ebene auf den Weg nach oben waren. Sie wurden überrascht. Ein weißes stacheliges Ungeheuer, ähnlich eines Löwen, hatte die beiden bei ihrem Aufstieg überrascht und bevor sie hätten vergiftet werden können von seinen Stacheln, sprangen sie von den riesigen Kelchen zurück in die Tiefe. Dabei landeten sie unglücklich auf dem harten Boden.

"Gen..." Lilithian schaffte es, zu Gen zu krabbeln, auch wenn sie starke Schmerzen hatte, die sie zum Schreien hätte bringen können. Die junge Frau wollte aber nicht, dass ihr Bruder sich jetzt noch unnötig Sorgen über sie machen sollte. Vorsichtig nahm sie seine Hände in ihre.

„G-gen... ich bin bei... dir..." Tränen sammelten sich in ihren grauen Augen. Sie spürte, wie das Herz des Blonden immer schwächer wurde und sein Atem war kaum merken. Er hatte auch nur noch wenige Minuten, vielleicht sogar nur Sekunden.

„...wir werden immer zusammen bleiben... hörst du?" Ihre Wangen wurden feucht und der Schmerz nahm zu. „Nicht einmal der Tod... ich bleibe an deiner... Seite." Mit einem dumpfen Ton landete sie auf dem Boden. Ihre Augen geschlossen und ihr Gesicht entspannte sich zunehmend.

Gen hatte es geschafft, für nur wenige Sekunden seinen Kopf zu drehen und seine Schwester ein letztes Mal an zu blicken. Als würde sie schlafen, so lag sie neben ihn. Die Angst aus ihrem Gesicht verschwunden.

Mit aller Kraft nahm er seine Hand und legte sie auf ihren Kopf. „Li...li... wir sehen... uns... auf der... anderen... Seite..." Das Licht in seinen Augen erlosch. Seine Energie war verbraucht und sein Leben verglüht. Doch er starb mit einem Lächeln im Gesicht. Der letzte Gedanke war an seine Schwester gerichtet und ein neues Leben.

Die beiden Körper lagen zusammen in dem weiten Feld voller weißer Blumen. Ihre Blüten strahlten und ihre Blätter tanzten durch die Luft, als ein sachter Wind auf kam.

Zwei weiße kleine Vögel saßen auf einem Stein. Sie zwitscherten friedliche vor sich hin, bis ihre Flügel hoben und ihre Reise fortsetzten. In Richtung des Himmels und dem Ausgang dieser Hölle namens Abyss.

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