Tag 6 - Blut

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(Apokalypse)

Stöhnen war zu hören. Unzählige Menschen mit verrotteten Fleisch und verlorenen Verstand wanderten, manche teils humpelnd, durch die Straßen. Einst war diese Stadt ein prächtiger Handelsort voller Leben, doch nun ist es ein Nest voller fleischfressender Zombies.

"Fahr schneller!" Lilithian saß auf dem Beifahrersitz und blickte gerade aus. Mitten auf der Straße standen einige Untote. "Fahr sie einfach um. Je schneller, desto besser." Mit einer Hand hielt sie sich am Gurt fest. Ihr Bruder trat auf das Gaspedal.

"Wenn du meinst." Gen beschleunigte und hielt das Lenkrad fest in der Hand. Mit einem kräftigen Ruck durchfuhren sie die Truppe und auf der Frontscheibe verteilten sich Blut und die Eingeweide dieser ekelhaften Kreaturen. "Du machst aber später den Truck sauber."

Die Dunkelhaarige schmollte, aber er ließ davon nicht beeindrucken. "Deine Idee. Deine Verantwortung." Er konzentrierte sich auf den Weg und begann zu lachen, als seine Schwester geschlagen in den Sitz sich lehnte und ihre Augen schloss. "Gut. Aber du übernimmst die Lagerüberprüfung."

Es dauerte nicht lange, bis erneut einige Zombies auftauchten und sich zielstrebig auf das Fahrzeug zu bewegten. Statt ein genervtes Seufzen, entkam der jungen Frau ein freudiges Glucksen. "Sie wollen heute aber auch wirklich keine Ruhe geben. Halte an. Ich übernehme das Problem." Noch bevor der schwarze Truck anhalten konnte, schnallte sie sich ab und sprang aus der Tür. Gen schüttelte nur seinen Kopf. Selbst wenn er seine Sorgen äußern würde, in diesem Zustand, in dem seine Schwester ist, ist es sinnlos.

Ihre Augen hatten diesen verrückten Schein und die Lippen verzogen sich zu einem grotesken Grinsen. Blutdurst und den Drang, alles zu zerfetzen füllten ihren Kopf und mit einer schnellen Bewegung zog sie ihre zwei Messer. Jetzt würde es mehr als blutig werden. "Missratene Höllenpest! Ihr seid nicht mehr als ein Fleck auf der Erde!"

Lilithian jagte nach vorne. Die Zombies streckten ihre Arme nach der Dunkelhaarigen aus. Die, die in den vordersten Reihen standen, verloren ihre Gliedmaßen mit einfachen und schnellen Hieben. Köpfe begannen zu rollen und das Stöhnen verzerrte sich.

Ein grausames Lachen erfüllte die Luft. Mit jedem Untoten, der zu Boden ging, wurde sie schneller, gefährlicher und verrückter. Das Adrenalin in ihrem Körper hetzte sie über das Schlachtfeld und half ihr, ihre Gegner in grausamster Weise nieder zu schlagen. Einer nach dem anderen fiel zu Boden und ihr Lachen wurde lauter.

"Du kannst nun aufhören." Gen lehnte an der Seite seines Fahrzeuges. In den Händen hielt er eine Flasche mit Wasser, von der er gerade getrunken hatte. "Heute Abend wirst du wieder zu erschöpft sein. Verausgabe dich nicht immer."

Kurz hielt sie inne, doch ein Aufjaulen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein Zombie, der letzte auf dem Feld, stand schwankend vor ihr. Sein Fleisch fiel von seinen Knochen und hier und da konnte man Teile seiner Innereien, oder was von ihnen übrig war, zu sehen.

Ein ekliges Plätschern erklang, als Lilithian in eine Pfütze trat. Blut floss über den Asphalt. Der Blonde verzog sein Gesicht. Sie würde erst aufhören, wenn alle ihre Gegner das Zeitliche gesegnet haben. In diesem Fall sogar ein zweites Mal.

Die Höllenkreatur und die Frau rannten aufeinander zu und schrien auf. Das Finale. Mit ihren Messer schnitt die Dunkelhaarige in das verrottete Fleisch, während ihr Gegenüber sie versuchte zu packen. Jedoch ließ sich Lilithian nichts gefallen und mit einem kräftigen Kick gegen das Schienbein beförderte sie das Wesen auf den Boden, das sein Knochen zerborsten wurde.

Ihre Hand packte seinen Kopf und hielt ihn in die Höhe. Das Letzte, was dieser verfluchte Mensch sah war der verrückte Schein in ihren Augen, bevor sein Kopf auf den Boden geschlagen wurde, bis der Schädel in zwei brach. Der Körper wurde schlapp.

"Bist du jetzt fertig?" Lilithian erhob sich und ein unschuldiges Lächeln zierte ihr Gesicht. Ihre Mordlust war verschwunden und es wirkte, als hätte sie dieses Massaker veranstaltet, welches den Weg strahlend rot färbte. "Ja. Das bin ich."

Gen schmunzelte. Sie hatte heute ihren Spaß. Morgen dürfte er auf diese Höllenbrut zu jagen und von dieser Erde verschwinden lassen.

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