1. Der traurige Eisprinz

2.9K 70 0
                                    

           Der Krieg bricht Menschen,
                zerstört ihre Psyche
           und lässt sie kaputt zurück. -
       Kann die Liebe sie wieder heilen?

Pov Hermine

"Tschüss Harry, tschüss Ron!", rief ich noch schnell und winkte, während sich die Türen des Hogwarts-Expresses mit einem leisen Zischen schlossen. Traurig seufzte ich auf, ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Der Schmerz von der Trennung mit Ron saß noch tief. "Kommst du?", rief Ginny aufgeregt, ohne meinen Stimmungsumschwung zu bemerken, und zupfte an meinem Ärmel wie ein quengeliges Kleinkind. "Klar!", erwiderte ich und zwang mich zu einem aufgesetzten Lächeln. Ginny grinste mich an und ihre Sommersprossen tanzten fröhlich auf ihrer Nasenspitze. Dann verschwand sie hinter der nächsten Waggontür. Kurz blieb ich noch stehen, folgte ihr aber schließlich.

Auf der Suche nach Ginny lugte ich neugierig spontan in eines der Abteile. Auf den ersten Blick sah es leer aus, bis ich aus dem Augenwinkel platinblondes Haar erblickte. Oh nein. Dieses würde ich unter Tausenden wiedererkennen! Doch zu meinem Erstaunen bemerkte er mich nicht, sondern saß dort nur ganz einsam. Der Slytherin sah schweigend aus dem Fenster, den Kopf auf eine Hand gestützt. Eine Träne rann über seine blasse Wange und ich sah, dass seine Augen leicht gerötet waren. Er wirkte älter und ernster. Verwirrt über den plötzlichen Einblick in seine Gefühlswelt zog ich meinen Kopf zurück und machte mich auf den Weg, um Ginny zu suchen, bevor mich noch eine Welle des Mitleids überrollen konnte.

Nach kurzer Zeit fand ich sie auch schon zusammen mit Luna quasselnd in einem der vielen Abteile. Erfreut öffnete ich die Schiebetür und begrüßte Luna. "Oh, hallo Hermine!", säuselte diese verträumt wie immer, dann sah sie mich besorgt an,"Du hast heute aber besonders viele Nargel um deinen Kopf! Möchtest du vielleicht erzählen, was dir Sorgen bereitet?" Überrascht blickte ich auf, beschloss aber dennoch Malfoys Zustand, der mir seitdem nicht aus dem Kopf gegangen war, nicht zu erwähnen und winkte lächelnd ab. Kurz darauf waren wir drei in ein angeregtes Gespräch vertieft.

Als wir nach der Fahrt ohne weitere Zwischenfälle am Bahnhof in Hogsmeade ankamen, wurden wir gleich zu den Kutschen geführt, die von Thestralen gezogen wurden. Ich hörte einige überraschte Laute von Schülern, die diese - nun nach dem Krieg - zum ersten Mal sahen. Schließlich wurden wir in die Kutschen verteilt. Da Harry und Ron diesmal nicht dabei waren, teilte ich mir eine Kutsche in diesem Jahr mit Ginny und Luna. Sie war innen mit gemütlichen violetten Sitzkissen ausgestattet und die Bänke waren mit schönen geschnitzten Mustern verziert. Zufrieden machte ich es mir zwischen den Polstern gemütlich.
Kurz bevor wir losfuhren, öffnete sich noch einmal die Tür der Kutsche und ein Schüler setzte sich schweigend neben mich. Es war Malfoy. Der Slytherin, der mich jahrelang beschimpft hatte, saß nun neben mir und verlor kein einziges Wort über meine Herkunft, sondern nickte mir lediglich grüßend zu und blickte sofort wieder aus dem Fenster.
Meine Begleiterinnen ließen sich jedoch von dieser wortkargen Begrüßung nicht stören und erzählten sich weiter munter ihre Ferienerlebnisse. Auch als Ginny und ich begannen Pläne zu schmieden, um Luna mit Neville zu verkuppeln und diese knallrot wurde, hörte ich keine stichelnde Bemerkung von dem Blonden neben mir.

War das etwa nur eine Phase oder hatte der Krieg den arroganten Malfoyerben tatsächlich verändert?

Bloody mistletoe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt