13. Das Referat

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Pov Hermine

Ganz hibbelig war ich heute schon aufgestanden und wartete nun gespannt auf Professor Slughorn. Seit dem Gespräch mit Malfoy hatte ich irgendwie gute Laune. Hätte das mein früheres Ich gewusst! Wenn man vom Teufel denkt... "Hey Granger!", begrüßte mich der Slytherin freundlich und stützte sich neben mir an der Wand ab. Ich grüßte zurück und lächelte, bis ich aus dem Augenwinkel sah, wie Ginny gerade die arme Luna zu Neville schupste. Beide wurden knallrot, als sie zusammenstießen und ich warf Ginny einen bösen Blick zu und verdrehte die Augen. Man konnte es aber auch wirklich übertreiben. Diese zuckte nur entschuldigend mit den Schultern und grinste, wie ein Honigkuchenpferd.

Seufzend drehte ich mich wieder zu Malfoy, der ebenfalls viel entspannter, als in den letzten Tagen wirkte und das ganze amüsiert beobachtet hatte. Ich hatte das Gefühl, dass er seine Maske wegen mir tatsächlich etwas weniger fest trug, wenn man das so sagen konnte. In diesem Moment bog auch schon unser Professor mit seiner braunen Aktentasche unter dem Arm um die Ecke.

Die ersten Referate wirkten sehr gezwungen und die beiden Partner zickten sich unentwegt an. Plötzlich war ich unendlich erleichtert, dass ich mit Malfoy ein Referat halten konnte, mit dem ich mich sogar überraschenderweise langsam ganz passabel unterhalten konnte. Als wir aufgerufen wurden, sahen uns alle argwöhnisch an, in der Erwartung, dass wir uns auch gleich streiten würden. Stattdessen nickten wir uns vor Beginn einmal motiviert zu und begannen flüssig unseren Vortrag zu halten. Als wir diesen geendet hatten, herrschte kurz eine verwunderte Stille. Dann begannen langsam einige zu klatschen, bis alle Schüler mit eingestimmt hatten und auch unser Professor war kurz baff. Er beglückwünschte uns zu unserer gelungenen Zusammenarbeit und ich hörte ihn noch Minuten später verwundert vor sich hin murmeln, während er Akten auf dem Pult sortierte.

Triuphieren schritt ich zu Ginny an meinen Platz, die mich erstaund ansah. "Hermine, was hast du mit unserem Eisprinzen angestellt, dass ihr so ruhig und erfolgreich zusammengearbeitet habt?", fragte sie mich gespielt vorwurfsvoll und wackelte anzüglich mit ihren Augenbrauen. "Ginny!", rief ich empört und stupste mit meinem Ellenbogen in ihre Seite. Doch Ginny feixte nur und legte theatralisch eine Hand an ihr Herz: "Endlich habe ich meine glückliche Hermine wieder!", und wandte sich wieder zu unserem Professor. Bei ihren Worten zog sich nur mein Herz zusammen und mein Blick wurde wieder betrübt.

Nach dem Unterricht kam Malfoy nochmal zu mir und schüttelte meine Hand. "Danke für die schöne Zusammenarbeit!", meinte er, lehnte sich weiter vor und fügte leise hinzu: "Danke, für alles! Leb wohl!" Ich schluckte und nickte langsam. Er hatte Recht, unsere gemeinsame Zeit war zu einem Ende gekommen. Wir hatten das Referat hinter uns, es gab keinen weiteren Grund uns zu treffen. Irgendwie schade. Ich zwang mich zu einem Lächeln und winkte ihm noch einmal beim Hinausgehen. Irgendwie, als würden wir uns nie wieder sehen.. Mir wurde schwer ums Herz. Langsam hatte ich mich immer mehr auf die Treffen mit dem geheimnisvollen Slytherin gefreut. Er war bereits wie ein Freund für mich geworden und ich vermisste ihn jetzt schon ein wenig.

Nachdenklich schlich ich durch die Gänge in den nächsten Unterricht. Seltsamerweise konnte ich mich nicht mehr konzentrieren und schlug mir eine Hand vor die Stirn. Was, bei Merlin, war denn heute mit mir los?

Jedes Mal, wenn ich in den nächsten Wochen auf den Gängen den blonden Slytherin erblickte, begann irgendwie mein Bauch ganz seltsam zu schmerzen. Vermisste ich ihn etwa so? Er war doch für mich nur ein Referatspartner gewesen, dem ich die Dummheiten seines jüngeren Ichs verziehen hatte... Doch dann kamen mir die Bilder in den Kopf, bei denen ich weinend in seinen Armen lag. Wie er mich tröstete ohne mich verächtlich anzusehen. Wie wir unsere Sorgen gegenseitig akzeptierten. Ich wusste zu viel von ihm und seinen Problemen, um jetzt von ihm loszulassen. Er hatte schon zu viel Platz in meinem Kopf eingenommen und irgendwie wollte ich ihm auch meinen Probleme anvertrauen, wenn ich es schon nicht meiner besten Freundin erzählen konnte. Dabei kannten wir uns erst seit ein paar Wochen wirklich, auch wenn wir uns schon mit elf Jahren das erste Mal getroffen hatten. Als er noch der stolze Malfoyerbe gewesen war...

Und heimlich, ganz heimlich nannte ich ihn in meinen Gedanken schon liebevoll 'Draco'.

Bloody mistletoe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt