18. Qualen

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Pov Draco

Schwankend zwischen Trauer und Wut hetzte ich durch die leeren Gänge von Hogwarts. Die meisten Menschen wären wohl an meiner Stelle tränenüberströmt gewesen, doch ich baute mir nur eine Mauer aus Trotz und Traurigkeit, die niemand durchdringen konnte - niemand, außer sie.

Mit meiner eng geschnürten Maske erreichte ich schließlich meinen Raum und mein Staudamm brach. Er konnte meine Wut nicht mehr halten. Ich schrie wutentbrannt und schleuderte meine Habseligkeiten gegen die Wand. Mit einem lauten Krachen zersplitterte ein Glas, kurz darauf musste ein Buch daran glauben. Ich fühlte mich so benutzt und betrogen. Warum tat sie mir das an? Ich schlug wütend gegen die harten Steinmauern. Doch dann überwog doch die Trauer, meine Wut fiel von mir ab und ich fühlte mich plötzlich nur unendlich erschöpft und alt. Ich ließ mich müde auf meine Knie fallen und fing an zu schluchzen. Mein Herz tat weh und ich spürte die tiefe Wunde in mir, die Hermine hinterlassen hatte. Ich verblutete innerlich, presste eine Hand auf mein schmerzendes Herz und stützte mich mit der anderen auf den dunklen Dielenboden. Meine weißlichen Haare fielen mir kraftlos in mein Gesicht und ich biss verzweifelt meine Zähne zusammen. Der Schmerz war unerträglich und heiße Tränen liefen mir über beide Wangen.

Schließlich schleppte ich mich in mein Bett und ließ meine Gedanken ruhen. Ich wünschte Blaise wäre hier und würde mich ablenken. Doch ich war alleine. Blaise war nicht da, jeder einzelne Schüler - außer Pansy - hasste mich abgrundtief und mein Schwarm hatte mich benutzt. 'Toll', dachte ich sarkastisch.

Die nächsten Tag rauschten an mir vorbei, als wäre ich durch eine Glaswand von der Wirklichkeit und meiner Außenwelt abgeschirmt - isoliert. Ich bekam nichts mit und lebte abgeschieden und verwundet in meinem eigenen Universum. Hermine sah ich zum Glück nur sehr selten. Sie wirkte bedrückt. Ein Stechen in meinem Brustkorb machte auf sich aufmerksam und mein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Kalt erwiderte ich die Blicke der Schüler und Lehrer und aß kaum noch.

Lustlos stocherte ich in meinem Essen und würgte etwas herunter. Mein Körper meldete Alarmbereitschaft und ich bekam langsam wieder dunkle Schatten unter meinen trüben Augen und meine Haut wurde aschfahl. Meine hohen Wangenknochen stachen durch meine eingefallenen Wangen besonders hervor und ich ließ mich auf einem Floß von meinem Schicksal treiben.

Wochen vergingen, ein kalter Frühling stand vor der Tür. Ich sah, dass es ein neues Paar an der Schule gab. Lovegood und Longbottom. Ja, das passte ja prima. Ich zog mich immer mehr zurück, verkroch mich in einer düsteren Ecke und wartete auf das Ende meiner Qualen.

Pov Hermine

Was war das? Gerade war doch noch alles gut! Wir hatten uns geküsst und er erwiderte tatsächlich meine Liebe! Doch von einem Moment auf den anderen hatte er mich von sich gestoßen und wieder diesen kalten Blick und diese Emotionslosigkeit gehabt. Und das war für mich schlimmer als jeder Wutausbruch. Was hatte er mit 'Das hätte ich nie von dir gedacht' gemeint? Ich verstand es nicht.

Traurig schlich ich in den nächsten Tagen wie ein Geist durch Hogwarts und mein Herz war zerplittert, die Bruchteile stachen in mir tiefe Wunden. Ich hatte noch nie zuvor jemanden so sehr geliebt und jetzt das. "Merlin! Mine, was ist passiert? Es ist doch wegen einem Jungen! Was hat er dir getan?", fragte Ginny besorgt, die leise neben mich getreten war. "Ach was! Ich habe nur schlecht geschlafen...", murmelte ich und seufzte traurig auf.
"Oh, mmh, dann hast du aber schon viele Tage lang schlecht geschlafen... Kann ich dir irgendwie helfen?"
"Nein, danke, das ist lieb von dir, aber das wird schon wieder", erwiderte ich und wandte mich schließlich ab.

Nach dem Unterricht machte ich mich wieder Richtung Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf und rieb meine müden Augen. Ich verstand einfach nicht, was durch seinen Kopf gegangen war. Warum war er so enttäuscht von mir? Hatte er sich mehr von unserem Kuss erwartet? Hatte es etwa Gerüchte über mich gegeben? Ich habe mich so sehr in ihn verliebt und bekam langsam Angst, dass er es nicht ernst gemeint und mich ausgenutzt hatte.

Der Vorfall war nun bereits einige Wochen her und ich fühlte mich immer schlechter. Luna und Neville waren inzwischen ein Paar und Ginny versicherte mir regelmäßig vergnügt, dass dies nur ihr zu verdanken war und sie ihren Zeitplan sogar übertroffen hatte, doch in meinem Zustand konnte ich nicht mal einen humorvoll sarkastischen Kommentar dazu abgeben. Also betrachtete ich die beiden Schüler nur, die regelmäßig verliebte Blicke austauschten und sah dann hinaus in die schwache Frühlingssonne.

Die Luft war draußen kühl, aber man konnte langsam die Vögel wieder zwitschern hören.
Es war der zweite März und die letzten Monate waren für mich eine pure Qual gewesen, was man meinem Körper leider ansehen konnte.

Traurig kauerte ich mich auf eine morsche Bank vor dem weiten See und versank in meinen Gedanken. Dunkelgrüne Tannen wiegten sich leicht im Wind. Die Sonne schien mir warm in meinen Nacken und ich musterte nachdenklich meine braunen Stiefel, die etwas zwischen den grünen Grashalmen verschwanden. Immer wieder sah ich Dracos kalten Blick vor mir und meine Augen brannten. Meine Tränen waren schon seit längerem aufgebraucht und mein Innerstes war leer und ausgelaugt. Müde ließ ich meinen Blick über das ruhige, blaue Gewässer schweifen, bis ich plötzlich Dracos platinblondes Haar am leeren Ufer sah und mich eine Welle aus Trauer und Wut packte. Ich wollte wissen, warum er mein Herz gebrochen hatte; ob seine Worte ernst gemeint waren oder er mich nur ausgenutzt hatte, was ich innerlich dennoch nicht von ihm glauben konnte.

Also sprang ich auf, lief energisch auf Draco zu, der still zum Horizont blickte, die Hände in seinen Manteltaschen verstaut und packte ihn am Arm, um ihn zur Rede zu stellen.

Bloody mistletoe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt