VIII

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Ein ohrenbetäubender Schrei rast über die Ebene auf seine Soldaten und ihn zu. Erst passiert nichts. Dann sieht er wie einer seiner treuen Gefährten auf den Boden sinkt. Durch das Visier hindurch kann er den weit aufgerissenen Mund sehen. Er presst beide Hände auf die Ohren. Er erkennt, dass sein Gefährte sehr leidet. Nun haben auch die anderen Soldaten ihn bemerkt.

»Dendor, was sollen wir tun?«, fragt ein breitschultriger Krieger, bevor auch er zu Boden sinkt.

Panik bricht aus. Dendor hat seine Männer nicht mehr unter Kontrolle. Einer nach dem anderen wird von dieser Magie in dem Schrei wahnsinnig und fällt auf die harte Erde. Land, das bis zum Schloss reicht. Zu ihm, der gesiegt hat.

Besorgt sieht er zu der Priesterin der Litrei. Sie dient dem Gott des Waldes und der Natur. Es ist kein Zufall, dass er ausgerechnet sie zum Kampf mitgenommen hat. Nur sie hat die Macht, das Dunkle Licht aufzuhalten.

Doch plötzlich sieht er wie die Arme der Priesterin anfangen zu zittern. Der Lichtstrahl erlischt. Sie sind in vollkommener Finsternis. Die Kälte breitet sich aus.

Dendor muss hier weg. Auch wenn das heißt, dass er seine Soldaten im Stich lassen muss. Schnell schickt er eine Gedankennachricht an seinen Hengst Titor. Der Rappe streift seine Schulter. Hastig sitzt er auf und galoppiert davon.

Der Schrei ist schon lange verklungen, als Titor stehen bleibt. Dendor dreht sich um. Das Gesicht regungslos. Abgehärtet. Von den vielen Toten, die er schon gesehen hat. Geköpfte, Verblutete, Erstochene... Nur hier nicht. Kein Blut. Nur Schmerz. Schmerz war es, der seine Soldaten in die Knie gezwungen hat. Die letzten Rebellen. Die letzte Hoffnung, die es jetzt nicht mehr gibt. Zwanzigtausend – ausgelöscht.

Er versteht nicht, was geschehen ist. Dieser Schrei... Es gibt nur eine Erklärung dafür, aber er kann es nicht glauben. Und dennoch sieht er von Weitem die Frau. Sie steht inmitten eines Kraters. Die Füße berühren die Steinsäule, auf die sie sich geflüchtet hat.

Eine Todesfee.

Dendor streicht Titor über den Hals und fordert ihn in Gedanken dazu auf, weiter zu galoppieren. Das schwarze Fell, ein Schatten unter Schatten. Unsichtbar. Die Dunkelheit klebt an ihnen, begleitet sie, versteckt sie vor den wachsamen Augen der Feinde.

Im Schleier der Nacht verschwinden sie vollends.

Im Schleier der Nacht verschwinden sie vollends

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Schattenherz - Das Böse erwachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt