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Auf einmal wird alles schwarz. Bist du ohnmächtig geworden? Es fühlt sich nicht danach an. Obwohl du nichts sehen oder den Boden unter deinen Füßen spüren kannst, fühlst du dich, als wärst du bei vollem Bewusstsein. Dein Zeitgefühl hast du sofort verloren. Obwohl es erst wenige Sekunden her sein dürfte, dass du mit dem weiblichen Titanen aufeinander getroffen bist, fühlt es sich so an, als wärst du schon ewig in dieser Dunkelheit gefangen.

"Es ist okay", hörst du plötzlich eine dir bekannte Stimme sagen. "Alles wird gut", fügt sie hinzu. Du brauchst einen Moment, um die Stimme zuzuordnen, bevor du endlich realisierst, zu wem sie gehört. "Petra?!", rufst du entgeistert. Plötzlich taucht deine Freundin neben dir auf und die Dunkelheit beginnt langsam, sich zu verziehen.

"Du hast lange gebraucht, um mich zu bemerken", grinst sie dich an. Überglücklich sie sehen zu können, fällst du ihr in den Arm und drückst sie eng an dich. Es ist dir egal, wo du bist und was passiert ist. Gerade möchtest du zu einer langen Rede ansetzen, da du ihr so viel zu sagen hast, doch bevor ein Wort deinen Mund verlassen kann, meint sie: "Du musst nichts sagen. Es ist alles gut. Wir werden genug Zeit zum Reden haben". Erst jetzt bemerkst du, dass die Dunkelheit komplett verschwunden ist. Auch deine anderen Freunde stehen um euch herum, doch bevor du etwas zu ihnen sagen kannst, fällt dir ein lebloser Körper am Boden auf.

Behutsam beugst du dich zu dem jungen Mädchen herunter und streichst ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. Ihre leblosen Augen starren in die Ferne, weshalb du sie schließt. Völlig perplex richtest du dich wieder auf und starrst auf deine Leiche.

Der Moment fühlt sich völlig unrealistisch an. Obwohl du schon vorher wusstest, was passiert war, ist es befremdlich, seinen eigenen toten Körper zu sehen. "Siehst du, es tut nicht weh", meint Petra und legt dir eine Hand auf die Schulter.

So steht ihr einfach eine Weile lang da, bis die anderen beschließen, schonmal vorzugehen. Wohin, weißt du nicht. Du möchtest allerdings noch nicht gehen. Der Tumult des Kampfes legt sich und es wird begonnen, die Leichen zu bergen.

Ein junges Mädchen mit kurzen, rotbraunen, lockigen Haaren legt deinen Körper auf einen der Pferdewagen, welcher, nachdem er gefüllt ist, zum Hauptquartier des Aufklärungstrupps fährt. Zusammen mit Petra folgst du dem Wagen, wobei du dich etwas ungeschickt anstellst, da es seltsam ist, den Boden nicht richtig spüren zu können.

Am Hauptquartier angekommen werden die Leichen von dem Wagen gezogen und auf eine große Wiese gebracht. Wieder stellst du dich zu deinem leblosen Körper und betrachtest dich. Während du so dastehest, denkst du über einige Dinge nach. Eigentlich war dein Leben gar nicht so schlecht. Du hattest Freunde, die sich um dich sorgten und wie eine Familie für dich waren. Vielleicht hättest du ihnen das häufiger sagen sollen. Also warum stehst du noch hier? Du weißt es nicht. Vermutlich möchtest du sehen, dass sie es erfahren.

Als hättest du es geahnt, kommt Eren langsam über die Wiese gelaufen. Auch ein paar seiner Freunde kommen mit. Vermutlich wurden sie gebeten, sich die Leichen anzuschauen, um möglichst viele zu identifizieren. Als er deinen Körper sieht erstarrt er. Am liebsten würdest du ihn in den Arm nehmen, doch das geht leider nicht.

Völlig versteinert bleibt er stehen. Erst, als Armin zu ihm tritt und den anderen etwas zuruft, erwacht er wieder aus seiner Starre und kniet sich nieder. Vorsichtig legt er seine Hand auf deine, die jedoch mittlerweile schon etwas kalt ist. Du hockst dich neben ihn und legst deinen Arm um seine Schultern, doch natürlich bemerkt er es nicht.

Schon lange nachdem alle gegangen sind, beginnt es zu dämmern. Du fühlst dich regelrecht bescheuert, da du noch immer nicht bereit bist, endlich mit Petra mitzugehen, obwohl sie dir schon mehrere Male versichert hat, dass es in Ordnung sei.

Es wird allmählich stockfinster, jedoch betritt noch eine weitere Person die Wiese. Als du siehst, wer es ist, treten dir Tränen in die Augen. Wie von einem wilden Tier gescheucht rennt er über das Feld, bis er dich entdeckt.

Ähnlich wie Eren scheint es, als würde er es einfach nicht glauben wollen und in seinem inneren abstreiten. Auch er lässt sich auf seine Knie fallen, jedoch nimmt er statt deiner Hand deinen Kopf und legt ihn auf seinem Schoß ab.

Du hast von Anfang an nicht versucht, die Tränen zurückzuhalten doch jetzt, wo du siehst wie sie auch ihm die Wangen herunterfließen, fühlst du unbeschreiblich viel Reue und Schmerz. Du lässt dich neben ihm ins Gras fallen, doch obwohl du lautstark weinst, bemerkt er dich nicht. Es ist unglaublich frustrierend.

Eine Weile sitzt ihr so da, dein Kopf auf seiner Schulter und dein lebloser Körper auf seinem Schoß. "Es tut mir so leid", flüstert er. "Das brauch es nicht. Es war meine dumme Idee", antwortest du, wohlwissend, dass er es nicht hört. "Ich liebe dich", sagt er, während er dir langsam über das Gesicht streichelt.

Ich richte mich auf, da ich es nicht länger ertrage, ihn so zu sehen. "Ich liebe dich auch", sagst du leise, während du dich abwendest. Diesmal jedoch sieht es fast so aus, als hätte er dich gehört. Überrascht dreht er sich um und schaut, ob ihn jemand beobachtet.

Du nutzt deine Chance, beugst dich ein letztes Mal zu ihm und drückst ihm sanft einen Kuss auf die Lippen, bevor du dich abwendest und zu Petra gehst. Ein letztes Mal drehst du dich um und siehst ihn, wie er dir mit seiner Hand an der Lippe hinterherschaut. "Lass dir bloß Zeit", flüsterst du in seine Richtung, bevor du Petras Hand ergreifst. Sie schaut dich liebevoll an und gibt dir halt. Auch an deiner anderen Hand spürst du plötzlich einen Druck. Es ist ein junger Mann, vielleicht etwas jünger als Eren, der deine Hand ergreift.

Einen Moment brauchst du, bevor du es realisierst: "Benni!", freust du dich, das Gesicht deines kleinen Bruders zu sehen. Auch ihm hast du so viel zu sagen, doch er meint: "Wir haben genug Zeit", und drückt deine Hand noch einmal fest. Du würdest dich gerne umdrehen, zurück zu Levi rennen, hier bleiben und so tun, als wäre nie etwas passiert, doch das ist unmöglich.

Deine beste Freundin und dein kleiner Bruder sind bei dir, du bist nicht allein. Du hast deine Familie immer bei dir.
Gemeinsam geht ihr und lasst die qualvolle, grausame, aber auch wunderschöne Welt der Lebenden hinter euch.

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Ich denke, die meisten haben es schon erwartet ^^'

Ich wollte nicht nur ein stumpfes Ende schreiben, sondern versuchen, euch zum Nachdenken anzuregen.
Lasst mich gerne wissen, ob es geklappt hat :)
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Leute... Es tut mir leid q.q
Ich hab in der Zwischenzeit noch ein paar andere FFs gelesen und was zur Hölle hat mich bitte geritten, das Ganze so mies enden zu lassen-
I'm sorry xd

[ ÜBERARBEITET - 30.09.2022 ]

My New World || Levi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt