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Bevor du protestieren kannst, packt er dich einfach am Kragen und zieht dich zu den anderen. Völlig überrumpelt stolperst du hinter ihm her, bis er dich in der Mitte des Platzes loslässt. Du sammelst dich kurz und schaust dich dann um, wobei du bemerkst, dass niemand mehr trainiert, sondern alle in die Mitte zu Levi und dir starren.

Während die aber nichts besseres zu tun haben, als euch anzuschauen, wendest du dich an Levi. "Und was soll ich jetzt hier?", fragst du patzig. Es ist vielleicht nicht die beste Idee, ihn noch mehr zu provozieren, aber du hast einfach gestrichen die Nase voll von seiner Laune. Da wird sogar deine Angst vor ihm zur Nebensache.

"Wir trainieren. Du bleibst hier so lange, bis du mir einen Schlag verpassen kannst", erklärt er. Ist das sein Ernst? Nur einen Schlag? Das wirst du wohl noch irgendwie hinbekommen... "Und der Rest... Macht endlich weiter!", schreit er die Schaulustigen an, welche sich daraufhin schnell wieder ihren Partnern zuwenden.

Du tust es ihnen gleich und schaust zu Levi, der in Kampfstellung gegangen ist. So gut es geht versuchst du diese zu kopieren, was dir deiner Meinung nach auch einigermaßen gelingt. Da er keine Anzeichen macht, sich zu rühren, ergreifst du die Initiative und stürmst auf ihn zu. Gerade, als du denkst, dass du schon gewonnen hast und den einen Schlag treffen würdest, liegst du schon am Boden.

Kurz bleibt dir die Luft weg und du keuchst auf. Wenn der Titan dir keine Rippe gebrochen hat, dann hat Levi das jetzt definitiv geschafft. Die Seite, auf der deine Wunde ist, beginnt höllisch zu brennen. Unter Schmerzen ziehst du die Luft ein und starrst gen Himmel, bis auf einmal Levi über dir auftaucht. "Hab ich was von Pause machen gesagt?", motzt er dich an, woraufhin du kurz stöhnst und dich wieder aufrappelst.

Mit ihm zu diskutieren bringt sowieso nichts, weshalb du dich dazu entscheidest, die Sache einfach so schnell es geht abzuschließen, die Schmerzen zu ignorieren und dann zu Erwin ins Büro zu gehen um den Vorfall zu melden.

Wieder versuchst du, Levi einen Schlag zu verpassen, doch wieder landest du keuchend auf dem Boden.

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Du startest mit wackeligen Beinen noch einen Angriff. Während die anderen Rekruten schon lange gehen durften und nun Freizeit haben, stehst du noch immer hier und versuchst, auch nur einen einzigen Schlag zu treffen. Vergebens. Obwohl du meinst, dir schon einige der Bewegungen deines Gegners abgeguckt zu haben, hast du einfach keinen Erfolg. Irgendwann hast du aufgehört, mitzuzählen, wie oft du es schon versucht hast.

Mittlerweile hat schon die Dämmerung eingesetzt, weshalb deine Sicht eingeschränkt ist. Deine Hoffnung, diesen Platz heute noch verlassen zu dürfen, schwindet.

Wieder stürmst du, so schnell du noch kannst, auf ihn zu und wieder landest du mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Anders als die Male zuvor rappelst du dich nicht wieder auf. Du kannst einfach nicht mehr. Vor ein paar Stunden, zumindest glaubst du, dass es Stunden waren, standen Petra, Gunther und Auruo noch am Zaun und haben euch beobachtet, aber nachdem Levi sie angeschrien hat, ob sie nichts besseres zu tun hätten, sind sie gegangen.

Du erinnerst dich an Petras entschuldigenden Blick. Ob sie sich gerade Sorgen macht, wo du bist? Aber vermutlich kann sie es sich denken...

"Was träumst du da so blöd rum?", fragt Levi schließlich und stellt sich über dich. "Ich kann nicht mehr. Lass mich bitte endlich in Ruhe", sagst du müde. Die Schmerzen deiner Wunde hast du nach dem zehnten Sturz irgendwann ausgeblendet, während die blauen Flecken auf deinem Po nicht noch größer werden können.

"Wir hören erst auf, wenn du deinen Vorgesetzten Respekt entgegen bringst, wenn du schon keinen einzigen Schlag treffen kannst", pampt er dich an. Bei dem Wort 'Vorgesetzten' verziehst du angewidert das Gesicht. Wir werden ja sehen, antwortest du ihm in Gedanken. Du legst deine Hände an die Stirn und meinst laut: "Dann wird das hier wohl noch ein Weilchen dauern".

"Meinetwegen", entgegnet Levi: "Ich kann noch die ganze Nacht so weitermachen". Wie hattest du nur denken können, er würde ausnahmsweise mal nichts erwidern? Erschöpft starrst du weiter in den Himmel und siehst, wie die ersten Sterne zu strahlen beginnen.

Wie schön der Nachthimmel aussieht. Auf der einen Seite sieht man die letzten Züge Orange, welche langsam in ein immer dunkler werdendes Rosa übergehen und schließlich im Blau der Nacht enden.

Plötzlich streckt Levi dir seine Hand entgegen, weshalb du erschrocken zusammenzuckst. "Du brauchst keine Angst zu haben", macht er sich über dich lustig: "Wir hören auf für heute". Doch du machst keine Anstalten, sein Angebot, dir hochzuhelfen, anzunehmen.

Er seufzt und lässt sich dann neben dir nieder. Als seine weiße Hose den dreckigen Boden berührt, entfährt ihm ein genervtes "Tch", doch trotz seiner Scheu, seine Kleidung schmutzig zu machen, setzt er sich zu dir. Ein bisschen geehrt fühlst du dich ja schon, da du von Petra erfahren hast, dass er einen extremen Putzfimmel hat. Du hättest nie erwartet, dass er sich freiwillig zu dir in den Dreck legt.

"Du bist ein hoffnungsloser Fall, (N/N)", ergreift er nach einigen Momenten der Stille das Wort. "Wir waren doch schon beim Vornamen", ergreifst du gespielt frustriert das Wort. Nicht, dass es dich groß stören würde, deine Vorgesetzten auch dementsprechend anzusprechen, aber Hanji darfst du auch weiterhin beim Vornamen nennen. Außerdem möchtest du Levi diese Genugtuung einfach noch nicht gönnen.

Wieder herrscht Stille zwischen euch, bis du hörst, wie er sich bewegt. Neugierig wirfst du einen Blick in seine Richtung und schaust plötzlich genau in seinen grauen Augen. "Ist was?", fragst du irritiert. Doch Levi starrt dich nur weiterhin schweigend an.

Da dir der Blickkontakt irgendwann zu seltsam wird, wendest du deine Aufmerksamkeit wieder dem Himmel zu, als er schließlich doch antwortet: "Irgendwie werde ich es schaffen, dass du mir Respekt entgegenbringst". "Und ich werde es schaffen, dass du dich mir gegenüber öffnest", antwortest du im Halbschlaf. Als dir bewusst wird, was du da eben gesagt hast, spürst du, wie deine Wangen sich stark rot färben.

Vorsichtig schielst du in seine Richtung und kannst erkennen, dass seine Wangen tatsächlich auch einen Hauch rosa angenommen haben. Erleichtert wendest du dich wieder den Wolken zu und versuchst, irgendwelche Formen darin zu erkennen, um dich abzulenken.

"Es wird spät, wir sollten reingehen", meint Levi nach kurzer Zeit und steht auf. Wieder hält er dir eine Hand hin, doch erneut lehnst du sie, mit der Begründung, dass du gerne noch ein bisschen liegen bleiben würdest, ab. "Aber übertreib's nicht", kommentiert er dein Vorhaben und verschwindet Richtung Gebäude. Du könntest schwören, etwas Sorge in seiner Stimme gehört zu haben.

Nachdem du noch einige Minuten nachdenklich in den Himmel gestarrt hast, beschließt du letztendlich auch den Weg nach drinnen in Angriff zu nehmen.

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Diesmal ist das Kapitel ein kleines bisschen länger geworden als die anderen ^^'
Allerdings kann es sein, dass morgen mal kein Kapitel kommt, da ich ein bisschen was vorproduzieren möchte, ich hoffe, dass stört euch nicht zu sehr >.<'
Und hey, mir fällt gerade auf, dass es in diesem Kapitel sau viel Levi x Reader gibt v.v
Ich hoffe, es hat euch gefallen ^^

Kommen wir zu der Frage...
q: Seid ihr gerne draußen in der Natur?
a: Schon, aber ich hasse es, wenn ich zu sehr frieren oder schwitzen muss, also das Wetter sollte stimmen. Achso und die nervigen Insekten sollten mich in Frieden lassen xD

- 11. 04. 2020
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[ überarbeitet - 06. Juni 2022 ]

My New World || Levi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt