Prolog

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Ich stand an den Stufen des zweiten Himmels und wartete darauf, dass sich die Pforten öffneten und sich der erste Himmel hinter mir schließen würde, so wie er es jeden Morgen tat.

Ich wartete, bis sich die Pforten öffneten. Dann trat ich ein. Der rechte Weg führte in die Hölle, der linke Weg in den Raum der Seelen und der mittlere Weg war der, den ich betrat. Er führte direkt in die Stadt der Engel.

Der Himmel ist nicht das, was sich die Menschen unter dem Himmel vorstellen. Keine Wolkenbauten, keine kochende Hölle und kein strahlender Gott, der sich über uns alle erhob und den Himmel in ein strahlendes Licht tauchte.

Es gab in der Tat einen Gott, aber er hatte nicht wirklich Mitspracherecht im Himmel. Er hatte irgendwie die Funktion alles zusammenzuhalten, aber ich habe ihn nie persönlich kennengelernt. Das hatte nie jemand.

Vermutlich würde er mich auch nicht mögen, denn ich war kein Erzengel und ich war ein Engel des ersten Himmels. Gott mochte den zweiten Himmel lieber, denn er war für die Menschen gemacht. Und Gott liebte Menschen.

Ich schnaubte. Wer mochte schon Menschen? Sie könnten fühlen und sie waren schwach.

Ich war gerade auf meinem Weg zu dem Sitz der niederen Engel als ich spürte, wie ich kontaktiert wurde. Und es war keine intuitive Eingebung, sondern ein stechender Schmerz als sein Geist sich in meinen Kopf bohrte. Ich brach auf der Straße zusammen und ließ es geschehen. Welche Wahl hatte ich schon?

„Wer bist du?", fragte ich auf der Straße liegend und meinen Kopf halten. Ein Moment für die Götter. Ach warte, es gab ja nur einen.

„Ich bin der Erzengel Michael."

„Michael, was willst du?", stöhnte ich unter Schmerzen.

„Komm in den Palast."

Auf der Erde existiert das allgemeine Gerücht, dass Engel tolle Wesen sind. Rein im Herzen, gutmütig, wunderschön und selbstlos. Naja, bei wunderschön kann ich zustimmen, aber wir sind nicht von Grund auf gut, so wie kein Mensch von Grund auf gut sein kann. Auch wir müssen wählen, ob wir mit Luzifer tanzen wollen oder in Gottes Namen Kriege gegen ihn führen wollen.

Der Weg, den ich zum Palast der Engel langlief, war aus Teer gefertigt. Aus Teer, der aus den gefallenen Engeln im großen Krieg gefertigt worden war. Ein sadistischer Gedanke, der mir kam als ich den Weg zum ersten Mal in meinem Leben beschritt.

Fast so sadistisch wie der Gedanke, dass der Palast, in den Michael mich großzügigerweise eingeladen hatte, von den verdorbenen Seelen der Menschen gebaut worden war.

Meine Gedanken endeten, als der Weg endete und ich vor dem Palast stand. Und eine Sache musste ich mir eingestehen. Egal wie finster meine Gedanken gerade gewesen waren, der Palast war beeindruckend als die Sonne sich in den Fenstern der Türme wiederspiegelte und die weißen Mauern in ein warmes Licht tauchte.

Nachdem sich mein staunender Mund wieder geschlossen hatte, betrat ich das Gebäude.

Nun ja, der Palast sah von innen aus wie von außen. Hohe Decken und großartige Deckenmalereien von den großen Engelskriegen zierten den Eingangsbereich. Pracht und Herrlichkeit. Man schien ziemlich stolz darauf zu sein, dass diese Kriege geführt worden waren und gewonnen worden waren. Ich konnte nicht verstehen, wie man so stolz darauf sein konnte, ehemalige Brüder getötet zu haben.

Es war widerlich mit anzusehen wie Engel lebten und für was uns Menschen hielten. Statt singenden und frohlockenden Engeln würden sie im Himmel auf einen ignoranten Staat selbstverherrlichender Riesen stoßen. Und eine komplette Garde dieser selbstverherrlichenden und auf die Zähne bewaffneten Riesen kam gerade auf mich zu.

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