Vater- Tochtertage

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Es war Sonntag und ich lag in meinem Bett. Meine Eltern waren nicht begeistert gewesen, als ich gestern Mittag mit vollgekotzten Haaren und dem Geruch von kaltem Rauch nachhause gekommen war. Sam hatte mich nachhause gefahren und mir gesagt: „Entschuldige dich noch mal nüchtern und vernünftig bei William."

Er hatte mich nicht mal bei ihm duschen lassen und meine Eltern hatten nur die Nase gerümpft.

Sam redete seit dieser Aktion nicht mehr wirklich mit mir und ich war mir nicht sicher, ob wir eigentlich noch zusammen waren. Er war noch nie so sauer auf mich gewesen und er hatte mich noch nie so lange ignoriert.

Als ich mich endlich aufraffte nach unten zu gehen, saßen meine Eltern sauer am Esstisch. Eventuell war ich gestern nach der Dusche auch nicht mehr aus meinem Zimmer gekommen und hatte sie einen geschlagenen Tag ignoriert. Das fanden sie wohl nicht so witzig.

„Guten Morgen", begrüßte ich sie, machte mir eine Schale Müsli und bereitete mich auf die nächste Standpauke vor.

Aber es kam keine Standpauke, was mich verwunderte. Mein Vater und meine Mutter saßen einfach nur am Tisch und starrten penetrant in die Gegend. Mein Vater starrte auf seine Zeitung und meine Mutter in ihren leeren Terminkalender.

„Wollt ihr mich jetzt ernsthaft ignorieren?", fragte ich beleidigt.

„Nein", antwortete mein Vater. „Wir haben uns nur noch nicht überlegt, was wir mit dir machen sollen."

„Warum?"

„Hausarrest wird ja vermutlich nichts bringen, für Handyverbot lachst du uns aus und dir verbieten feiern zu gehen, können wir auch nicht."

„Ihr müsst mich doch nicht bestrafen", antwortete ich sauer.

„Dann sollen wir es also einfach gutheißen, dass du so feiern gehst?", fragte meine Mutter, die den Blick von ihrem leeren Terminkalender genommen hatte.

„Nein, aber man muss mich deshalb nicht noch extra bestrafen. Denkt ihr nicht, dass es genug Bestrafung ist, dass ich von einem Fremden gerettet werden musste, von ihm zu Sam getragen werden musste und von euch ignoriert werde? Ganz zu schweigen von dem Kater gestern."

„Wir ignorieren dich nicht?", probierte meine Mutter schwach zu kontern.

„Nein, gar nicht. Du starrst nur seit Minuten in deinen absolut leeren Terminkalender und Dad starrt auf die Zeitung, die er schon dreimal durchgelesen hat", antwortete ich sarkastisch und konnte im Blick meiner Mutter sehen, dass ich sie getroffen hatte.

„Wir machen uns nur einfach Sorgen um dich, in Ordnung?"

Ich nickte und sah sie traurig lächelnd an. „Ich kann verstehen, dass ihr euch Sorgen macht. Aber wie soll ich lernen mich zu kontrollieren, wenn ich meine Grenzen nie kennenlerne? Und es war doch das erste Mal, dass ich so über die Stränge geschlagen habe, oder nicht?"

Meine Eltern nickten.

„Gut, dann würde ich heute gerne den Vater-Tochter-Tag machen und heute Abend für euch kochen. Als Versöhnung für eure Nerven."

Meine Mutter lächelte und mein Vater nickte und stimmte dem Vorschlag zu.

„Und kann ich Alice vielleicht für heute Abend einladen?", fragte ich flehend. Ich hatte sie seit dem Fiasko auch nicht mehr gesehen.

„Natürlich", antwortete meine Mutter lächelnd. „Du weißt doch, dass Alice hier immer willkommen ist. Sie ist praktisch wie eine zweite Tochter, seit ihr euch getrennt habt."

Ich musste lächeln. „Danke, Mum. Das bedeutet ihr und mir sehr viel."

„Ich weiß. Und außerdem muss ich mit ihr auch nochmal darüber reden, dass es so nicht weitergehen kann mit ihren Feiern."

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