Verliebt (Alices POV)

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Als William und ich das letzte Mal miteinander geredet hatten, hatte er mir von seinem tollen Plan erzählt mit Kate eine Nachhilfestunde zu veranstalten. Man könnte sagen, dass ich geringfügig eifersüchtig war. Ich hatte entschieden auf diesen Typen zu stehen und das erste, was er machte war zu fragen, wie man Kate am besten zu einer Nachhilfestunde brachte um sie danach irgendwann zu daten. Eventuell war ich so eifersüchtig gewesen, dass ich als Preis für diese Stunde gefordert hatte, dass er mit mir schlief.

Damals war mein Plan noch gewesen Kate und Sam wieder auseinanderzubringen. Das war mein Plan gewesen, falls es mit der Ablenkung nichts bringen sollte. Und ich war mir sehr sicher gewesen, dass es die bessere Option wäre. Ich hatte mir gedacht, ich könnte einfach diese Methode nehmen, statt Kate irgendwann loszulassen.

Aber nach ein bisschen Bedenkzeit war mir klar geworden, dass es nur eine Möglichkeit für mich gab. Und diese Möglichkeit war nicht Kate und Sam auseinander zu bringen, sondern mich in William zu verlieben. Ich musste mich in ihn verlieben, um sie loslassen zu können.

Eigentlich hatte ich vorgehabt eine Weile keinen Kontakt mehr zu Kate zu suchen, aber als sie anrief, wurde ich trotzdem wieder schwach. Einen Moment überlegte ich einfach das Handy durchklingeln zu lassen, aber es war Kate, die anrief. Es war meine Kate. Also ging ich ran.

Es war wie William vorausgesagt hatte, sie wollte wissen, ob ich zu einer Nachhilfestunde mit ihm und ihr bereit war. Was sollte ich da schon sagen? Das ich absolut kein Interesse daran hatte, sie bei dieser Stunde dabeizuhaben? Nein, das konnte ich nicht machen. Also tat ich das, was ich William versprochen hatte und überzeugte sie davon, dass es eine sehr gute Idee wäre diese Nachhilfestunde wahrzunehmen. Und dann meldete ich mich bei William, um meine Belohnung einzufordern.

William und ich beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn ich jetzt sofort zu William gehen würde. Ich zog mich extra freizügig an, damit wir gleich zur Sache kommen könnten, wenn ich bei ihm war.

Nun ja, was soll ich sagen. Wir kamen gar nicht zur Sache. Als er die Tür aufmachte, wollte ich. Ich wollte wirklich, denn er war so verdammt hübsch. Und dann wurde mir eine Sache klar, ich fand ihn hübsch. Einfach nur hübsch, wunderschön und nicht mal mehr begehrenswert oder sowas. Nicht mehr heiß oder attraktiv. Ich wollte es langsam mit ihm angehen. Er war meine Ablenkung von Kate und ich wollte, dass es etwas Ernstes wurde.

Also stand ich in seiner Tür und er sah zu mir. Er küsste mich und seine Hand wanderte an meinen Po. Ich musste zugeben, er küsste gut. Aber es war nicht das, was ich in diesem Moment wollte. Ich stieß ihn ein Stück zurück.

„William", brachte ich nur heraus.

„Ging es zu schnell?", fragte er.

„Nein", antwortete ich. „Das ist es nicht. Ich kann das nur nicht."

„Was meinst du mit ‚Du kannst das nicht'? Gestern hast du noch darauf bestanden, dass ich mit dir schlafe. Und heute schubst du mich zurück und erklärst mir, dass du nicht mit mir rummachen oder schlafen kannst?"

Ich nickte. „Genau das ist es, was ich dir gerade sagen wollte."

„Okay", antwortete er und ging ein Stück zurück. „Dann schlafen wir eben nicht miteinander. Was möchtest du machen?"

Ich sah ihn an. Ich wollte sein Gesicht berühren. Und so langsam wurde mir nicht mehr klar, ob ich das wirklich wollte oder ob ich mir immer noch nur einredete, dass ich das wollte. „Wie wäre es mit reden?", fragte ich.

„Gut, dann reden wir", brachte er hervor und wir setzten uns auf seine Couch.

Wir saßen einfach nur da und redeten. Aber ich konnte mich nicht mehr genau an das erinnern, über das wir geredet hatten. Es war wie, wenn man zu viel Alkohol getrunken hatte. Man wusste zwar noch, dass etwas geschehen war, aber die genauen Details waren weg.

„Ich freue mich wirklich darüber, dass ihr das Angebot mit der Nachhilfestunde annehmt", meinte er irgendwann. „Es wird schön sein ein bisschen Zeit mit euch zu verbringen."

Ich starrte währenddessen wie gebannt auf seine Beine und korrigierte meine vorherige Aussage. Der Typ war verdammt heiß. „Ja, ich fände das in der Tat auch sehr schön", antwortete ich hypnotisiert.

„Alice, wir verbringen doch jetzt schon Zeit miteinander", murmelte er und sah mich an. Würde er auf mich stehen, hätte er mir jetzt eine Hand aufs Bein gelegt oder auf den Arm. Stattdessen hielt er seine Hände penetrant bei sich. Er stand nicht auf mich.

„Sind wir ehrlich miteinander, es geht dir gar nicht darum, dass wir morgen auch Zeit miteinander verbringen, oder? Sondern es geht dir nur um die Zeit, die du morgen mit Kate verbringen wirst."

Er hielt den Blick gegen Boden geneigt. „Nein, so ist es nicht", antwortete er. „Es geht nicht darum, dass ich Kate auf eine besondere Art mögen würde oder sowas. Es ist nur so, dass ich bisher noch keine richtigen Freunde hatte. Und ich möchte einfach nur mit jemandem reden über die Dinge, die mich beschäftigen. Und ich habe das Gefühl, dass ich Kate und dir vertrauen kann."

„Du kannst mit mir reden", bot ich ihm an. „Es ist alles gut. Es wäre ja auch nicht so, als ob ich dich auf eine besondere Art und Weise mögen würde."

Er sah mich an und ich war mir nicht sicher, ob er mich anlog oder nicht. Aber auf jeden Fall machte er den Mund auf. „Das, was ich dir jetzt sagen werde, wird ziemlich schräg sein."

„Es ist alles okay", antwortete ich. „Ich bin das Mädchen, das jahrelang seiner Exfreundin hinterhergerannt ist."

„Ich meine auf eine andere Art und Weise schräg", antwortete er mir.

„Raus damit", antwortete ich. „Du kannst es mir anvertrauen."

„Ich bin ein Engel."

Ich lachte auf. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Sowas nannte man dann wohl selbstverliebt. „Du bist zwar hübsch und alles und du hast eine engelsgleiche Stimme, aber ich bin mir sehr sicher, dass du einfach nur ein Mensch bist."

„Nein, du verstehst nicht wirklich. Ich bin tatsächlich ein Engel des Herrn."

„William, mit solchen Wahnvorstellungen musst du zu einem Psychologen gehen. Du scheinst entweder unter ausgeprägtem Narzissmus, einer Wahrnehmungsstörung oder etwas Schlimmerem zu leiden. Das muss behandelt werden."

Ich war noch am Lachen, als er sich das Shirt auszog. Wow, sah er gut aus ohne Shirt. Er war heiß. Am liebsten wäre ich jedem der Linien auf seinem Oberkörper nachgefahren, aber ich musste mich zusammenreißen. „Zieh dich wieder an", keuchte ich.

„Nein, du brauchst einen Beweis."

Ich wollte ihn gerade darauf hinweisen, dass seine Attraktivität nicht notwendig war, um mir zu beweisen, dass er ein Engel war. Aber in diesem Moment fuhren zwei majestätische Schwingen aus seinem Rücken hervor. Ein gleisendes Licht kam aus seinen Augen und auf einmal sah ich ihn mit anderen Augen. Ich musste mir nicht mehr vormachen auf diesen Typen zu stehen, ich stand definitiv auf ihn.

„Alice? Sagst du nochmal was? Ich wollte dich nicht verstören."

„Nein, du hast mich nicht verstört. Ich wusste nur nicht, dass du das so ernst gemeint hast", antwortete ich. „Du bist wunderschön."

William lächelte. „Danke, dass ich dir vertrauen kann."

Wir saßen einfach so da nebeneinander und er kam auf mich zu und küsste mich. „Wow", brachte ich heraus und stieß ihn weg. „Du bist zwar heiß, aber nicht so heiß, dass ich mit dir schlafen wollen würde."

Er grinste und meinte: „Na, da verpasst du aber etwas."

Und ich wusste einfach, dass er recht hatte. Tief in mir spürte ich, dass ich da tatsächlich etwas verpasste. Aber es war ja auch egal, schließlich wollte ich es langsam mit ihm angehen. Und da gehörte Geduld dazu. Und ich würde das schon eines Tages erleben.

Ich kam zuhause ziemlich verstört an. Der Junge, auf den ich stand, war ein Engel des Herrn. Und damit noch nicht genug, er war hatte es mir anvertraut. Ich musste ihm einfach irgendetwas bedeuten, wenn er mir etwas so Wichtiges anvertraute. Mit diesem Gedanken fiel ich ins Bett und schlief ein. Und seit Jahren war es das erste Mal, dass ich nicht mit dem Gedanken an Kate einschlief. 

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