where does the good go?
Nachdem ich mit reden fertig war und mich in den Tiefen meines Stuhls in Sicherheit - vor der ganzen Aufmerksamkeit - wog, stand Camille auf - sie war die letzte. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet, man konnte sehen, dass ihr das unangenehm war, nervös spielte sie mit ihrer Uhr am Handgelenk, versuchte sicheren Halt an dem kalten Metall zu finden. Zu gern wäre ich einfach aufgestanden und an ihre Seite geeilt, um ihr Halt zu spenden - ich wusste nicht, woher dieses plötzliche Verlangen auf einmal kam. Allerdings war die Angst zu groß mich zu blamieren, schließlich kannten wir uns nicht - stattdessen blieb ich sitzen und beobachtet sie.
Ihr dunkelgrünes Kleid passte sich perfekt jeder Kurve ihres Körpers an und ihre roten Haare strahlten förmlich im Kontrast. Sie sah fast magisch aus wie sie da stand, inmitten all dieser Menschen. Wäre ich ihr auf der Straße begegnet, hätte ich sie niemals angesprochen, das hätte ich mich nicht getraut. Abgesehen davon, spreche ich nie jemanden an, schon gar keine Frauen - ich stand doch auf Männer.. dachte ich - meine letzte Beziehung lag schon eine Weile zurück und mehr als ein paar One-Night-Stands konnte ich seitdem nicht vorweisen.
Man sah Camile an, dass sie schwer zu tragen hatte - sie verbarg es nicht unter irgendeiner Maske - sie zeigte sich so wie sie war, das machte sie nahbar - authentisch und somit sympathisch. Nach einigen Atemzügen begann sie schließlich zu sprechen; "Meine Mutter hat immer gesagt; 'Wir wissen alle wann unser Leben angefangen hat, aber nie wann es aufhören wird. Also verschwende keine Sekunde.', früher hielt ich diese Aussage immer für zu pathetisch.", sie lachte leicht.
"Aber nur weil ich sie nicht verstanden hatte, heute weiß ich, dass sie es mit dieser Aussage nur gut meinte - nicht wollte, dass ich etwas von meiner kostbaren Zeit verschwende und so viele Erinnerung sammle wie nur möglich. Menschen gehen, aber das, was du mit ihnen erlebt hast und was sie hinterlassen, das bleibt. Wir rasen immer so durch die Tage - doch, dass das alles vergänglich ist, das verdrängen wir zu oft - aus Angst. Ich denke, es ist einfacher damit umzugehen, wenn man es so sieht, dass man ja jetzt noch da ist - wir können jetzt noch Erinnerungen schaffen, über die wir später schmunzeln, die wir lieben, die helfen und wir brauchen alle etwas, das am Ende bleibt und das sind nun mal Erinnerungen. Ich bin dankbar für jede einzelne, die ich mit meiner Mutter gesammelt habe, ich werde sie immer hier..", sie hielt sich ihre rechte Hand über ihr Herz, ".. aufbewahren. Vielleicht ist der Tod ja kein Ende, vielleicht ist er ein Anfang - eine Tür zu einer andern Welt. Ich weiß, dass meine Mutter sehr spirituell war - manchmal wenn wir Abends zusammen gesessen haben, hat sie gesagt; "Pass ja auf, dass du dich gut um mich in meinem nächsten Leben kümmerst, ich bin der festen Überzeugung als Katze wiedergeboren zu werde - das fühle ich.", wieder schmunzelte sie, aber diesmal liefen ihr Tränen an den Wangen hinab - auch die andern Leute mussten lachen.
"Ob sie jetzt wirklich als Katze wieder kommt oder nicht, weiß ich nicht, aber es ist manchmal ganz schön daran zu glauben - es schenkt Hoffnung. Für unsere offenen Kommunikation war ich immer dankbar. Naja - eh ich denke, dass ich hier jetzt noch Stunden füllen könnte mit Geschichten und Erinnerungen, aber ich fasse mich kurz; Mama - ich werde dich vermissen.", sie setzte sich wieder hin und versuchte die Tränen zu unterdrücken, ihre Tante legte beruhigend eine Hand auf ihren Unterarm.
Als Camille sich setzet, kehrte Stille in den Raum ein - jeder hing seinen Gedanken nach, wobei wahrscheinlich alle an dieselbe Person dachten; Edda. Durch die Unzähligen Geschichten und Anekdoten hatte ich sie noch besser kennengelernt - auch wenn ich mir gewünscht hätte, das alles aus ihrem Mund zu hören.
Nach einer Weile ergriff der alte Mann vom Anfang wieder das Wort; "Ich möchte jedem einzelnen für seine Offenheit danken, so konnten wir alle noch einmal ein paar Erinnerungen teilen und durchleben."
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Amor Est Vitae Essentia
Romance"Ich mochte es in Camilles Nähe zu sein, ich mochte es ihr Lachen zu hören, ihre Lippen auf meiner Wange zu spüren. Ich mochte sie. Sehr sogar." Manchmal kommt alles anders; man begegnet bestimmten Menschen und auch wenn es auf den ersten Blick komp...